Mit der jüngsten Reorganisation der Schweizer Universalbank verabschiedet sich eines der bekanntesten Aushängeschilder der Credit Suisse aus dem operativen Management. Eine Ära endet.

Es ist ein weiteres Zeichen der Zeitenwende bei der Credit Suisse (CS): Im Rahmen der am Mittwoch bekannt gewordenen Reorganisation verabschiedete Schweizer-Universalbank-Chef Thomas Gottstein den altgedienten Marco Illy von der Spitze des Investment Banking Switzerland.

Mit Dankesworten für seine «hervorragenden Leistungen» tritt das CS-Urgestein seine Rolle als Chairman Corporate & Investment Banking an, wo er künftig wichtige Firmenkunden betreuen soll. Das tut Illy offenbar im Einvernehmen mit seinem Chef Gottstein – und dem Schüler von einst, startete Gottstein doch seine Karriere 1999 bei der CS-Investmentbank. 

Rolle beim Börsengang 2017

Wie die Bank auf Anfrage erklärte, wird Illy zudem persönlicher Berater von Gottstein. Er soll eine aktive Rolle beim für 2017 geplanten Teil-Börsengang der Credit Suisse (Schweiz) spielen – und in Transaktionen darüber hinaus. So hat Schweiz-Chef Gottstein mehrmals angekündigt, dass die CS Schweiz aktiv an der Bankenkonsolidierung partizipieren will, und dass nach dem Börsengang auch Übernahmen ein Thema werden.

Dennoch: Der Rücktritt des 56-Jährigen ins zweite Glied kommt dabei in mehrfacher Hinsicht dem Ende einer Ära gleich.

Investmentbanking unter neuem Dach

So markiert er das Ende der Sonderstellung der Schweizer Investmentbank, die bisher weitgehend getrennt vom eigentlichen Schweiz-Geschäft operierte. Wie finews.ch berichtete, arbeitet diese neu unter dem Dach des Segments Firmenkundengeschäft, zusammen mit dem Bereich Corporate Banking.

Gleichzeitig gibt mit Illy ein weiteres CS-Urgestein die operativen Zügel aus der Hand – der umtriebige Investmentbanker gehört zu den langjährigen Stützen der Bank im Kontakt mit der Firmenwelt, genauso wie einst der Schiffsfinanzierungs-Spezialist John Häfelfinger, der Firmenkunden-Betreuer Urs Gauch oder – wie Illy weiterhin bei der CS – der KMU-Banker Hans-Ulrich Müller.

Von Alpiq bis UBS

Und nicht zuletzt endet – zumindest ein Stück weit – die Ära Illy.

Der stets aufgeräumt wirkende Banker war nicht nur eines der markantesten Gesichter der Grossbank in der Schweiz, sondern in seiner langjährigen Tätigkeit verantwortlich für die Durchführung praktisch aller grossen Firmen-Transaktionen, die in der Schweiz stattgefunden haben. So etwa Nestlés Kauf von Perrier, der Verkauf von Alcon an Novartis, die Abspaltungen der Syngenta von Novartis, der Givaudan von Roche oder der Verkauf von Ciba an BASF.

Im Kapitalmarkt verantwortete er eine Vielzahl von Transaktionen, etwa für den Bund den Verkauf der UBS-Beteiligung, oder für Alpiq und ABB deren Rekapitalisierungen. Illy und seine Truppe waren auch verantwortlich für die meisten Börsengänge (Initial Public Offering, IPO) in der Schweiz, wie die IPOs von DKSH, Leonteq, Glencore, Gategroup, EFG International, Geberit, Barry Callebaut, Panalpina oder Actelion. Kurz: Illy war wohl einer der wichtigsten «Regenmacher» in der Schweiz, wie es im Jargon heisst.

Dabei zeigte er sich ehrlich bemüht, auf Investmentbanker-Allüren zu verzichten. «Vieles, was in den Medien über Investmentbanker zu lesen ist, wird hochstilisiert. Ein Grossteil der Leute realisiert nicht, dass klassische Investmentbanker wichtige makro-ökonomische Funktionen erfüllen. Für die Weltwirtschaft sind sie wie Kapitaldrehscheiben», erklärte er vor Jahren gegenüber finews.ch.

Grosse Fussstapfen

Nun ist es an den Nachfolgern, in seine grossen Fusstapfen zu treten. Jens Haas, der bisher als Illys Stellvertreter amtete, übernimmt die Leitung des Investment Banking Switzerland; er rapportiert an Didier Denat, den neuen Leiter des Firmenkundengeschäfts in der Schweiz.

Auch Denat hat im Investmentbanking Karriere gemacht. Der HSG-Abgänger stiess 1990 zur amerikanischen Citigroup in Zürich, für die er Grosskunden bei der Beschaffung von Fremdkapital betreute. Für das Institut wechselte er nach London und baute dann den Leveraged-Finance-Bereich in Frankreich auf. Im Jahr 1999 wechselte er zur CS, wo er das Leverage-Geschäft für die gesamte Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika verantwortete.

Ein Rennfahrer ganz vorn

Von London aus amtete er zudem als Co-Head für die gesamten Privatmarkt-Dienste der CS-Investmentbank. Letztes Jahr wurde der leidenschaftliche Rennfahrer und Porsche-Fan dann in die Schweiz zurückbeordert. Fortan sollte er von Zürich den Bereich Solutions Partners leiten. Die Abteilung entwickelte Finanzlösungen, bei denen das Prinzip der «One Bank» zum Tragen kommt, also die Verzahnung von Investmentbanking-Dienstleistungen und Private-Banking-Services.

Von dort schaffte er nun den nächsten Karrieresprung – während Solutions Partners zu einem Stück CS-Geschichte wurde. Wie es am Mittwoch hiess, wird die Einheit aufgelöst und die rund 100-köpfige Mannschaft auf die neu entstandenen Segmente verteilt.

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