Mehrere Westschweizer Finanzinstitute haben in jüngster Zeit zum Sprung über den Röstigraben angesetzt oder verstärken ihre Basis in der Deutschschweiz. Einfach ist das nicht. Doch es gibt gute Gründe.

Die Genfer Kantonalbank (BCGE) ist bereits seit geraumer Zeit mit einem Private-Banking-Standort in Zürich vertreten. Nun will das Institut seine Bekanntheit aber noch erhöhen, wie aus Branchenkreisen zu vernehmen ist.

Denn offenbar ist es nicht eben einfach, bei Deutschschweizer Kunden auf dem Radar zu erscheinen.

Bonhôte, Decalia, 1875 Finance

Neben der BCGE haben in jüngster Zeit noch einige andere Westschweizer Institute ihre Aktivitäten in der Limmatstadt auf- oder ausgebaut. So hat unlängst die in Neuenburg ansässige Bank Bonhôte mit Gérard Sanz einen Fachmann engagiert, der für den Ausbau der Aktivitäten auf der bankeigenen Plattform in der Deutschschweiz verantwortlich ist.

Auch der Genfer Vermögensverwalter Decalia Asset Management ist unlängst mit Claudia Eftimie als Marktverantwortliche für die Deutschschweiz in Zürich angekommen, wie finews.ch berichtete.

Einen ambitionierten Wachstumskurs hat auch der Genfer Vermögensverwalter 1875 Finance eingeschlagen. In den kommenden Monaten will das Finanzinstitut in Zürich mehr als zehn Personen engagieren, primär Kundenberater, wie Olivier Bizon gegenüber finews.ch erklärte.

Genfer Finanzplatz unter Druck

Die Liste liesse sich verlängern. Den Drang der Romands, verstärkt in Zürich Fuss zu fassen, kommt nicht von ungefähr. Denn der nahezu ausschliesslich auf Private Banking fokussierte Genfer Finanzplatz hat arg unter dem Abzug unversteuerter Gelder gelitten – und tut es teils immer noch.

Ein Umstand, der sich auch mit Zahlen erhärten lässt: So weist die Westschweiz mit 3,4 Prozent die höchste Arbeitslosenquote unter Bankern auf, derweil in Zürich die Quote bei 1,5 Prozent liegt, wie aus dem aktuellsten «Arbeitgeber Banken Monitor» hervorgeht.

Limmatstadt breiter diversifiziert

Auch im internationalen Vergleich hat der Genfer Finanzplatz an Einfluss eingebüsst: Das zeigt die Entwicklung des Finanzplatz-Rankings Global Financial Centres Index (GFCI). Zwar hat sich die Calvinstadt in der jüngsten Erhebung um drei Plätze auf den 20. Rang verbessert. In der Rangliste zuvor hatte sie aber acht Plätze eingebüsst.

Federn lassen musste auch der Finanzplatz Zürich. Doch die hiesige Finanzindustrie ist breiter diversifiziert als in Genf; Zürich verfügt über ein verhältnismässig starkes Investmentbanking und eine namhafte Anhäufung von nationalen und internationalen Versicherungsgesellschaften.

Sprachliche und kulturelle Hürden

Genfer Vermögensverwalter sind somit aus existentiellen Gründen gezwungen, ihr Einflussgebiet zu vergrössern, und da ist die Deutschschweiz als Markt naheliegend. Doch es wird nicht einfach sein, in der «Suisse alémanique» zu reüssieren.

Da sind grosse sprachliche und kulturelle Hürden; und die Frage nach dem Alleinstellungsmerkmal, der sogenannten Unique Selling Proposition, ist in manchen Fällen eher etwas diffus.

Denn wer nach Zürich kommt, trifft auf eine geballte Ladung an Konkurrenz, die es versteht, mit harten Bandagen zu kämpfen und darüber hinaus über ein weit verzweigtes Netzwerk verfügt und die Eigenheiten des hiesigen Marktes vermutlich besser kennt.

Schneller als man denkt

Da es selbst für Deutschschweizer Institute schwierig ist, den Kopf über Wasser zu halten, werden die Romands alles daran setzen müssen, ihre Geschäftsaktivitäten in Zürich in eine nachhaltige Ertragsbasis zu giessen. Ansonsten verschwinden sie schneller wieder von der Bildfläche, als es ihnen lieb ist.

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