Der aktivistische Investor Knight Vinke drängte einst auf die Zerschlagung der UBS. Jetzt fährt er einem Konsortium in die Parade, bei dem die Credit Suisse involviert ist.

Die Briefe von Eric Knight sind unter Schweizer Managern gefürchtet: Wenn ein Schreiben des Gründers des Hedgefonds Knight Vinke eingeht, sind hitzige Debatten und viel Kopfzerbrechen programmiert. So forderte der Finanzinvestor 2013 von der UBS, ihre Investmentbank abzuspalten, und richtete sich damit gar an den Bundesrat.

Ende 2015 stieg Knight unverrichteter Dinge bei der Grossbank aus, um dann wenige Monate später gegen die Erzrivalin Credit Suisse (CS) zu wettern. Nun hat die zweitgrösste Schweizer Bank den Aktivisten erneut am Hals – allerdings auf Umwegen.

70 Franken sind zu wenig

Das ergibt sich so: Wie am (gestrigen) Dienstag bekannt wurde, hat der Verwaltungsrat der grössten Schweizer Energiefirma Alpiq Post vom aktivistischen Investor erhalten. Im Schreiben, das auch finews.ch vorliegt, stellt sich Knight Vinke gegen die geplante Dekotierung von Alpiq an der Schweizer Börse SIX. Das Delisting des Versorgers soll im Oktober erfolgen; bis am 9. September läuft dazu ein Angebot an die Minderheitsaktionäre, die mit 70 Franken je Titel abgegolten werden sollen.

Doch sozusagen auf den letzten Drücker will der Londoner Finanzinvestor, der zeitweise in der Schweiz lebte und hier auch Personal beschäftigte, den Deal durchkreuzen.

Knight Vinke hat 1,3 Prozent an Alpiq erworben und ist nun der Meinung, das Angebot für die Aktie, die vor der Finanzkrise noch das Zehnfache wert war, sei zu tief. Zudem würde dem Publikum mit der Dekotierung der Zugang zur weiteren Wertentwicklung des Unternehmens abgeschnitten.

Wie die Fäden zur CS laufen

Die Aktionärsrevolte, die Knight damit anzustacheln sucht, dürfte auch der CS zu schaffen machen. Wie finews.ch berichtete, lancierte letzten Juli ein Konsortium, bei dem die Investorin CSA Energie-Infrastruktur Schweiz den Ton angibt, das Angebot für die restlichen Publikumsaktien von Alpiq. Dasselbe Konsortium will den Stromkonzern nun von der Börse nehmen.

Bei der CSA führen verschiedene Fäden zur CS: So funktioniert die CSA als Anlagegruppe der Credit Suisse Anlagestiftung, und verwaltet wird die Anlagegruppe von Credit Suisse Energy Infrastructure Partners, einer Investment-Boutique im CS-Asset-Management.

Hans Ulrich Meister gefordert

Bei Alpiq soll zudem an der ausserordentlichen Generalversammlung vom (heutigen) Mittwoch der Ex-CS-Banker Hans Ulrich Meister in den Verwaltungsrat gewählt werden, mitunter als Vertreter des Konsortiums um die CSA.

Gut möglich, dass Meister wegen des Vorstosses von Knight Vinke gleich alle Hände voll zu tun kriegt – und auch beim CS-Asset-Management muss man sich wohl mit der unvermittelt aufgetauchten Komplikation herumärgern. Zumal die Chancen auf Widerstand nicht so schlecht stehen, wie die Schweizer Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.

Hinausdrängen blockiert?

Demnach kann Knight mit der Hälfte der verbleibenden 12 Prozent der Publikumsaktionäre rechnen, was ein Squeeze-out, also ein Hinausdrängen der Minderheitseigner, verhindern würde. Zum Squeeze-out braucht es eine Mehrheit von 98 Prozent. Mit 90 Prozent der Stimmrechte könnte das Konsortium allerdings auch eine Abfindungsfusion anbieten.

Das schlimmste Szenario für die Mehrheitsaktionäre rund um die CSA wäre sicherlich ein jahrelanger und teurer Rechtsstreit mit der Minderheit. Nun wird sich zeigen, was es ihnen wert ist, dass es nicht soweit kommt.

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