Korrupte Beamte in Venezuela haben Hunderte von Milliarden Dollar in die eigene Tasche gewirtschaftet. Dabei nutzten viele dieser Staatdiener eine Schweizer Bank für ihre Geschäfte. 

Zwischen 2003 und 2015 sollen in Venezuela 385 Milliarden Dollar in die Korruption geflossen sein. Nachdem sich der wirtschaftliche Niedergang des südamerikanischen Landes und damit die Not der Bürger seitdem noch beschleunigt haben, dürfte diese Zahl weiter gestiegen sein. 

Erstaunliche viele Mitglieder des venezolanischen Establishments, denen Korruption vorgeworfen wird, unterhalten Konten bei einer Bank in der Schweiz. Die US-Nachrichtenagentur «Bloomberg» hat nun herausgefunden, um welches Finanzinstitut es sich dabei zumeist handelt: Immer wieder taucht der Name Compagnie Bancaire Helvétique (CBH) auf. 

Schweizer Behörden informiert

Dieses kleine Genfer Institut mit einer Bilanzsumme von 9,3 Milliarden Franken sei vieler Venezolaner die «Bank der Wahl», wenn es darum gehe, Geld zu verstecken, zitiert «Bloomberg» den früheren Staatsanwalt Zair Mundaray, der inzwischen aus dem Exil in Kolumbien versucht, dem Regime von Nicolas Maduro und seinen Verbündeten betrügerische Straftaten nachzuweisen.  

Gegen CBH selbst liegt keine Anklage vor. Es seien allerdings Anfragen von US-Strafverfolgern in der Schweiz hängig, die Informationen zu verdächtigen venezolanischen Konten bei der Bank angefordert haben. Auch Mundaray selbst, der inzwischen die Exilregierung von Juan Guaidó in Rechtsfragen berät, ist vergangenes Jahr in die Schweiz gereist und hat seine Erkenntnisse über die Rolle von Schweizer Banken bei der Korruption in Venezuela mit den hiesigen Behörden geteilt. 

Multimillionär mit Fleisch

Mindestens ein Kunde der CBH sei bereits in den USA für Korruption verurteilt worden, heisst es weiter. Gegen mindestens fünf weitere, darunter Naman Wakil, läuft eine Untersuchung.

Wakil avancierte zum Multimillionär, indem er für Lebensmittelprogramme der sozialistischen Regierung Fleisch lieferte. Angeblich nutzte er sein Konto bei der CBH um der Familie des Lebensmittel-Ministers Carlos Osario 5,9 Millionen Dollar zu überweisen – auf ein Konto bei der gleichen Bank. 

Kontrollmechanismen umgangen

Bei Transaktionen innerhalb eines Instituts lassen sich gewisse Kontrollmechanismen umgehen, über welche verdächtige Verbindungen sonst auffliegen könnten. Insofern war es für die Beteiligten ein Vorteil, bei derselben Bank ihre Konten zu haben, so «Bloomberg» weiter. 

Die Bank und die auf Venezuela spezialisierten Kundenberater weisen alle Vorwürfe zurück. Die beiden Banker, die laut «Bloomberg» das Geschäft mit den Kunden aus dem südamerikanischen Land ab 2011 ins Rollen brachten, haben die CBH längst verlassen. 

Weiterer Ausbau

Santiago Souto etwa machte sich gemäss dem Artikel als unabhängiger Vermögensverwalter selbständig, wobei seine Kunden ihr Geld offenbar immer noch bei der CBH gebucht haben. Sein Kollege Charles-Henry de Beaumont führt gemäss laut Linkedin-Profil in der Dominikanischen Republik ein nicht näher bezeichnetes Family Office. 

Selbst nach dem Abgang der beiden Regenmacher baute die CBH ihr Lateinamerika-Geschäft weiter aus.

Grosses Reinemachen

Falls die Berichterstattung von «Bloomberg» stimmt, dürfte die CBH grossen regulatorischen Risiken ausgesetzt sein. Bei der viel grösseren Zürcher Bank Julius Bär lösten venezolanische Kunden ein grosses Reinemachen aus sowie ein – unbestätigtes – Enforcement-Verfahren der Finma.


Die CBH reagierte auf den Artikel von «Bloomberg» gegenüber finews.ch mit folgender Stellungnahme:

«CBH Compagnie Bancaire Helvétique SA war schockiert, als sie von dem am Vortag von Bloomberg News veröffentlichten Artikel erfuhr, der dem Ruf der Bank schwer schadet und sachlich falsch ist. CBH ist jedoch nicht in der Lage, sich dazu zu äußern, da sie dem Bankgeheimnis unterliegt. Im Zusammenhang mit diesem Artikel werden rechtliche Schritte unternommen, insbesondere in den Vereinigten Staaten und der Schweiz. CBH respektiert strikt das geltende Recht und unterliegt weder einer Untersuchung durch die Aufsichtsbehörde noch einer strafrechtlichen Ermittlung; sie arbeitet auf Verlangen uneingeschränkt mit den Behörden zusammen.»

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.29%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.92%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.29%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.73%
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