Bordier ist die letzte klassische Genfer Privatbank – und ändert nun doch die Rechtsform. Damit bricht Bordier mit einer Tradition, sieht das aber als notwendig für die Zukunft an.

«Wir haben uns klar für das Modell der Kommanditgesellschaft, also der klassischen Privatbank, entschieden – weil es für uns stimmig ist, selbst wenn wir damit vielleicht etwas weniger Wachstum erzielen.» Das sagte im vergangenen März Grégoire Bordier, Gesellschafter der gleichnamigen Genfer Privatbank in einem Interview mit finews.ch.

Und nun dies: Bordier hat per Ende Juni die Rechtsform geändert, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Anstatt einer Kommanditgesellschaft ist Bordier nun eine Kommandit-Aktiengesellschaft. Das sei eine Rechtsform, «welche die Vorteile eines schweizerischen Privatbankiers im traditionellen Sinne mit den Vorzügen einer Aktiengesellschaft vereint», hiess es in der Mitteilung.

Nur noch vier im harten Kern

Auf Anfrage von finews.ch beeilte sich Bordier zu erklären, dass es sich nicht um die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft handle – sondern um diese Sonderform einer Aktiengesellschaft. In einer Kommandit-Aktiengesellschaft würden die Partner der Bank weiterhin mit ihrem Vermögen haften. Das sind neben Grégoire Bordier sein Bruder Evrard Bordier, ausserdem Michel Juvet und Christian Skaanild. Die Interessen der Bank und ihrer Kunden seien somit weiterhin kongruent.

Bordier bemüht sich um Differenzierung im Schweizer Privatbankenmarkt – und mit dem Schritt, so macht es den Anschein, driftet das Institut aus dem harten Kern der verbliebenen, klassischen Schweizer Privatbanken weg. Dieser harte Kern besteht nur noch aus Baumann & Cie sowie E. Gutzwiller in Basel, Rahn+Bodmer in Zürich sowie Reichmuth & Co. in Luzern – und auch Bordier gehört noch dazu.

Jedenfalls verbleibt das Institut als weiteres und einziges Westschweizer Mitglied in der Vereinigung Schweizerischer Privatbankiers.

Die letzten Genfer

Bordier weist denn auch daraufhin, dass die Änderung der Unternehmensstruktur mit den 2013 und 2014 erfolgten Veränderungen bei den Genfer Konkurrenten Pictet, Mirabaud und Lombard Odier nicht zu vergleichen sei: «Die Partner bleiben Privatbanquiers». Gonet war 2016 eine weitere Genfer Privatbank, welche sich in eine Aktiengesellschaft wandelte

Bei Bordier bleibt aber alles gleich – und doch ändert sich die Bank Bordier. Durch die «Zerlegung des Aktienkapitals» bleiben die Partner zwar haftbar, doch ansonsten kommen die Bestimmungen für eine Aktiengesellschaft zur Anwendung.

Akquisitionen werden einfacher

Das heisst, dass Bordier einerseits Buchhaltungsregeln anpassen muss und andererseits nun über zwei unabhängige Aufsichtsgremien verfügt, was die Governance der Gruppe verstärken soll.

«Zwar sind wir weiterhin der letzte Privatbankier in Genf, aber diese neue Struktur bietet uns mehr Flexibilität bei der Verwaltung unseres Finanzinstituts und erhöht somit unsere Wachstumsaussichten», erklärt Grégoire Bordier nun.

Diese Flexibilität will Bordier, mit gut 13 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen ein eher kleines Institut, strategisch nutzen. Mögliche Akquisitionen seien immer ein Thema, heisst es in Genf. Der Vorteil als Kommanditaktiengesellschaft: Bordier darf stille Reserven aufbauen und im Falle einer Akquisition den Goodwill abziehen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.89%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.99%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.57%
pixel