Ein 175-jähriges Schweizer Finanzinstitut will es wissen und lässt sich in Zürich nieder. Mit einem guten Dutzend Mitarbeitenden im nächsten Jahr will die traditionsreiche Privatbank bereits Ende 2022 die Gewinnschwelle erreichen. Die Einzelheiten.

Nach Genf und Lausanne eröffnet die Privatbank Gonet eine weitere Schweizer Niederlassung in Zürich. Leiter wird der langjährige EFG- umd Banque-Cramer-Kadermann Stephan Keiser (Bild unten), der Anfang Februar 2021 seine Tätigkeit aufnimmt.

Stephan Keiser 524

In der Folge soll das Gonet-Büro in Zürich ein halbes Dutzend Mitarbeiter beschäftigen, wie das Institut, das 2020 sein 175-jähriges Bestehen feiert, am Dienstag mitteilte. Ziel ist es, die Belegschaft im ersten Jahr zu verdoppeln und dann bei sich bietenden Gelegenheiten noch zu erweitern. Die Bank wird ihre Büros am Tessinerplatz beim Bahnhof Zürich-Enge haben, wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Nicolas Gonet, CEO und Vertreter der fünften Generation an der Spitze der Familienbank, sagte gegenüber finews.ch: «Zürich ist ein starkes Zentrum für das internationale Private Banking – mit einem ausgeprägten Zugang zu schnell wachsenden ausländischen Märkten und einer Dynamik, die nicht mehr bewiesen werden muss. Jeder, der Ambitionen Schweizer Private Banking hat, sollte in Zürich sein.»

Herr Gonet, was gab den Anstoss, nach Zürich zu expandieren?

Wir wollen wachsen, indem wir unsere Präsenz nicht im Ausland, sondern in der Schweiz stärken. In diesem Zusammenhang ist Zürich ein zentraler Standort. Wir haben in den vergangenen Jahren mehrere Übernahmen erwogen, aber schliesslich eröffnen wir nun unser eigenes Geschäft, da wir die richtigen Leute gefunden haben. Sie teilen unseren Unternehmergeist und verfügen über eine grosse lokale Erfahrung.

Kommt der Zeitpunkt für eine solche Expansion aufgrund der Corona-Pandemie nicht etwas ungelegen?

Wir haben uns genügend Zeit genommen. Da sich nun die richtige Gelegenheit bietet, ergreifen wir sie. Schwierige Zeiten sind sehr oft Zeiten, die Chancen aufzeigen.

Wer ist Ihre Zielkundschaft in Zürich?

Primär richten wir uns an sehr vermögende, internationale Kunden (Ultra-High-Net-Worth-Individuals), die Schweizer Expertise verlangen. Mittelfristig wollen wir unsere Dienstleistungen auch Kunden mit Schweizer Wohnsitz anbieten.

Sie sind sich jedoch bewusst, dass es in diesem Markt bereits ein enormes Angebot gibt?

Absolut. Wir werden uns entsprechend auch die nötige Zeit nehmen, um uns zu etablieren und uns als Alternative zu profilieren, genauso wie in der Romandie. Rund 40 Prozent unserer Kundschaft hat einen Schweizer Wohnsicht. Wir verfügen also über das entsprechende Knowhow.

Wie hebt sich Gonet von der Konkurrenz ab?

Genauso wie in der Romandie. Wir sind ein «Pure Player» im Private Banking, vollkommen unabhängig, mit einer Grösse, die es erlaubt, uns vollständig auf jeden einzelnen Kunden zu konzentrieren. Zudem feiert die Bank in diesem Jahr ihr 175-jähriges Bestehen. Das zeugt von unserem starken Engagement und unserer Tradition.

Welche quantitativen Ziele haben Sie sich für das Zürich-Geschäft gesetzt?

Wichtig ist, dass unser Unternehmen so schnell wie möglich gut funktioniert, und dass die Kunden zufrieden sind. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass unser Büro in Zürich bis Ende 2021 ein Dutzend Mitarbeiter beschäftigen wird. Wir sind
bereits in Kontakt mit Kundenberatern, die an unserem unternehmerischen Geschäftsmodell interessiert sind.

Wann rechnen Sie damit, in der Deutschschweiz profitabel zu sein?

Stephen Keiser und ich sind zuversichtlich, dass wir spätestens Ende 2022 die Gewinnschwelle erreichen werden.

Wird man Sie, Herr Gonet, in Zukunft häufiger in Zürich sehen?

Ich werde so oft wie nötig vor Ort sein, wenn es auf die eine oder andere Weise zur Unternehmensentwicklung beitragen kann. Ich treffe mich täglich mit Kunden. Was die tägliche Leitung der Niederlassung betrifft, so ist sie in sehr guten Händen.

Wie hat sich das Geschäft von Gonet in diesem Jahr entwickelt?

Angesichts der aussergewöhnlichen Umstände, mit denen wir alle in diesem Jahr konfrontiert sind, betrachte ich es als eher positiv. Wir befinden uns mitten in einem Investitionszyklus und werden innerhalb eines vernünftigen Zeitrahmens die Früchte ernten.

Wie haben Sie die Auswirkungen der Corona-Pandemie gespürt?

Auf operativer Ebene konnten wir durch diesen Schock zeigen, dass unsere Organisation sowohl sehr solide als auch sehr agil ist. Unser Notfall-Plan (Business Contingency Model), das wir regelmässig und seit mehreren Jahren testen, hat es uns erlaubt, sehr schnell und reibungslos mit mehr als 50 Prozent der Mitarbeitenden ins Homeoffice zu wechseln. Die Coronakrise hat darüber hinaus unsere verschiedenen Digitalisierungsprojekte enorm beschleunigt.


Die Ursprünge von Gonet & Cie reichen bis ins Jahr 1845 zurück. Die unabhängige Privatbank bietet schweizerischen und internationalen Privatkunden globale Private-Banking-Dienstleistungen an. Die Gruppe beschäftigt rund 130 Mitarbeiter, verwaltet knapp 5 Milliarden Franken an Kundenvermögen und ist in Genf, Lausanne, Zürich und Nassau auf den Bahamas vertreten.

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