Die Genfer Privatbank Cramer hat sich einen Namen als Konsolidiererin gemacht. Jetzt ist sie an diversen Fronten gefordert – und könnte sich das Zusammengehen mit einem Partner vorstellen, wie finews.ch erfahren hat.

Das Westschweizer Private Banking ist in Bewegung. Letzten Juli übernahm die französisch-deutsche Finanzgruppe Oddo BHF die Lausanner Privatbank Landolt & Cie. Anfang Oktober vermeldete dann die Genfer Reyl Gruppe überraschend ihren Verkauf an den Privatbanken-Arm der italienischen Grossbank Intesa Sanpaolo.

Ist die Banque Cramer & Cie als nächstes an der Reihe? Das Institut, das sich in Besitz der ebenfalls im Genf beheimateten Beteiligungsfirma Norinvest befindet, ist in den letzten Jahren selber als Konsolidiererin aufgefallen. So kaufte die Privatbank etwa 2014 die Zürcher Valartis Bank und 2018 den Luganeser Vermögensverwalter A.M.&C. Finance.

Aktionäre möchten am Banking festhalten

Nach der Einkaufstour befindet sich das Institut aber im Turnaround. Letztes Jahr wechselte Cramer die gesamte Geschäftsleitung aus. Wie auch finews.ch berichtete, hat zudem die Bundesanwaltschaft im Korruptionsfall rund um die brasilianische Ölfördererin Petrobras kürzlich eine Untersuchung gegen Cramer eingeleitet. Die damit verbundenen Schlagzeilen sind für Mitarbeitende wie Kunden der Bank höchst unangenehm.

Jetzt sagt Michel Ehrenhold, Vize-Präsident von Cramer und Generalsekretär von Norinvest, auf Anfrage: «Die Aktionäre der Bank sind offen für einen Schulterschluss.» Gleichzeitig hält er aber fest, dass ein Verkauf und Ausstieg für die Bankeigner nicht infrage kommt. «Sie möchten aber im Banking engagiert bleiben.» Wie das aussehen könnte, haben die Partner der Reyl Gruppe vorgemacht, die trotz der Übernahme durch die Italiener voll engagiert bleiben.

«Noch viel Potenzial»

Berichten zufolge ist die «Pipeline» für Übernahmen und Fusionen (M&A) im Swiss Banking derzeit gut gefüllt. Schon letztes Jahr mahnten Berater, dass kleineren Privatbanken die Luft ausgeht; 2019 schlossen sich GS Banque in Genf und die Banca Arner mit Hauptsitz in Lugano zusammen, ebenso die Genfer Privatbanken Gonet & Cie und Mourgue d'Algue & Cie. In Zürich wurde die Bank am Bellevue an die Luxemburger Bankengruppe Quintet verkauft. Mit der Coronakrise hat sich der Druck vermutlich nochmals erhöht.

Nach einer Verluststrecke hat Cramer hingegen dieses Jahr in die Schwarzen Zahlen zurückgefunden. Ehrenhold gibt sich auch für die Zukunft optimistisch. «Das Umfeld für Banken war 2020 bisher gar nicht so schlecht. Wir gehen davon aus, dass die Banque Cramer noch viel Potenzial hat, auch was die Ertragssteigerung betrifft.»

Interregnum hält an

Laut dem Verwaltungsrat hat das Institut im Turnaround seine Hausaufgaben nun weitgehend gemacht, «gerade im Bereich der Kosten», wie Ehrenhold betont. Nach dem Austausch der Geschäftsleitung müsse die Bank nun ihr Gleichgewicht finden. Im April 2019 hatte der damalige CEO Cédric Anker das Institut Knall auf Fall verlassen. Seither führt Stephan Keiser das Institut interimistisch. Dieses «Interregnum» hält an.

Nicht äussern mochte sich Ehrenhold zu den Ermittlungen der Bundesanwaltschaft. Offenbar sind Schmiergelder aus dem Petrobras-Skandal auch auf Konten von Cramer gelandet. Die Ermittler des Bundes werfen der Bank nun eine mangelhafte interne Organisation vor, die es zugelassen habe, dass es zu Geldwäsche beim Institut gekommen sei.

Sieben Banken im Spiel

2015 schon hatte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) den Fall bei Cramer untersuchen lassen. Die Untersuchung mündete allerdings nicht in einem Enforcement-Verfahren. Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) damals gestützt auf brasilianische Gerichtsakten berichtete, landeten die Gelder eines Ex-Petrobras-Managers neben Cramer noch bei sechs anderen Schweizer Geldhäusern.

Das britische Blatt nannte HSBC Schweiz, Pictet, Lombard Odier und Julius Bär. Gegen die Banken J. Safra Sarasin und PKB hat die Bundesanwaltschaft in Sachen Petrobras bereits Verfahren eröffnet.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.64%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.54%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.21%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.1%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.5%
pixel