Die Grossbanken UBS und Credit Suisse treten bei ihren Engagements in Russland nun definitiv den Rückzug an. Das geschieht allerdings in kleinen Schritten.

Seit Beginn des russischen Angriffkriegs gegen die Ukraine haben die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) mit ihren jeweiligen Niederlassungen in Moskau ausgeharrt. Während etwa die Konkurrentin Goldman Sachs ihr Personal per Jet notfallmässig nach Nahost ausfliegen liess und selbst die stark im Land engagierte Société Générale dem Markt den Stecker zog, brannte in den Büros der Schweizer Marktführer an der Moskwa weiterhin Licht.

In den Urlaub geschickt

Nun hat aber der Rückzug aus Russland bei der UBS und CS definitiv begonnen. Wie CS-Chef Thomas Gottstein am (gestrigen) Mittwoch vor Journalisten erklärte, hat die Schweizer Nummer zwei ihr Personal vor Ort in den bezahlten Urlaub geschickt. Ursprünglich beschäftigte die CS in Moskau rund 120 Personen, die UBS gegen 50.

Generell fährt die CS ihre Positionen in Russland und gegenüber russischen Kunden zurück, wie das Institut auch im Bericht zum ersten Quartal festhielt. Der Nettovermögenswert der russischen Tochtergesellschaften der CS beläuft sich noch auf 200 Millionen Franken, was einem Rückgang um 16 Millionen Franken gegenüber Ende 2021 entspricht.

Personalabbau hat begonnen

Die grösste Schweizer Bank hat derweil angefangen, das Personal vor Ort zu reduzieren, wie finews.ch aus gut informierter Quelle vernommen hat. Das direkte «Exposure» der UBS gegenüber Russland beträgt nach eigenen Angaben noch 400 Millionen Dollar, verglichen mit 0,6 Milliarden Dollar zum Jahresultimo. Aus dem Quartalsbericht geht zudem hervor, dass 0,7 Prozent der insgesamt verwalteten Vermögen auf «russische Personen ohne Wohnsitz im Europäischen Wirtschaftsraum oder in der Schweiz» entfielen – gemessen an den verwalteten Vermögen im Kerngeschäft wären dies rund 22 Milliarden Dollar.

Der Rückzug ist nicht ohne Verluste zu schaffen. Die UBS erklärte am Dienstag, dass sich die Verluste auf Krediten an russische Kunden bis Ende vergangenen März mit 100 Millionen Dollar auf die Rechnung ausgewirkt haben. In Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg und den Sanktionen gegen Russland erlitt die Konkurrentin CS bisher Verluste von 206 Millionen Franken. Für Rückstellungen wegen Kreditrisiken in der selben Sache wendete die Grossbank zudem 58 Millionen Franken auf.

Hohe Abflüsse bei der CS

Dennoch scheint die Bank noch deutlich härter von den Folgen des Ukraine-Kriegs getroffen worden zu sein. Im Quartalsbericht legte die CS offen, dass die kombinierte Vermögensverwaltung, die das Wealth Management, die Schweizer Bank und das Asset Management umfasst, Abflüsse in Höhe von 10,4 Milliarden Franken im Zusammenhang mit den Russland-Sanktionen erlitt.

Obwohl sich das Netto-Kreditengagement gegenüber Russland um mehr als die Hälfte reduzierte, betrug es am Ende des Quartals immer noch 373 Millionen Franken, und das Bruttoengagement 1 Milliarde Franlen. Davon entfielen 177 Millionen Franken auf Finanzinstitute, 82 Millionen auf Unternehmen, 79 Millionen auf Privatpersonen und 35 Millionen auf Staaten.

Die Schweizer Bank erklärt, dass sie ihr Engagement gegenüber Finanzinstituten weiterhin reduziert. Sie sagte auch, dass das Engagement gegenüber Unternehmen und Privatpersonen in hohem Masse mit Vermögenswerten ausserhalb Russlands besichert ist. Dennoch ist es zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu entschlüsseln, warum sie nicht in der Lage war, das Engagement schneller zu reduzieren – und warum die Abflüsse im Zusammenhang mit den Sanktionen so hoch waren.


Mitarbeit: Samuel Gerber, Andrew Isbester

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