Nach der Gewinnwarnung der vergangenen Tage vermeldet die Credit Suisse nun einen Verlust im ersten Quartal. Neben hausgemachten Debakeln hinterliessen bei der Grossbank auch das Umfeld an den Finanzmärkten Spuren.

Die Credit Suisse (CS) wies im ersten Jahresviertel einen den Aktionären zurechenbaren Verlust von 273 Millionen Franken aus; dies gegenüber einem Verlust von 252 Millionen Franken im Vorjahresquartal, das damals noch vom Archegos-Debakel geprägt gewesen war.

Wie die Grossbank am Mittwoch vermeldete, beläuft sich der Vorsteuerverlust derweil auf 428 Millionen Franken. Der Nettoertrag ging im Vorjahresvergleich um 42 Prozent auf 4,4 Milliarden Franken zurück, wobei sowohl das Kerngeschäft mit der Vermögensverwaltung (Wealth Management) wie auch die Investmentbank Einbussen von 44 respektive 51 Prozent erlitten. Ein begrenzter Ausgleich erfolgte durch die Steigerung des Ertrags im Schweiz-Geschäft (Swiss Bank SB) um 8 Prozent im Vorjahresvergleich.

Millionenverluste wegen Ukraine-Krieg

Der Taucher in den roten Bereich war angekündigt gewesen. Vergangene Woche hatte die CS eine Gewinnwarnung ausgegeben; Rechtsstreitigkeiten würden zu Rückstellungen im ersten Quartal 2022 von rund 600 Millionen Franken führen, wie es damals hiess. 

Es waren aber nicht nur hausgemachte Debakel – für die Kosten für Rechtsstreitigkeiten ist unter anderem ein verlorener Prozess gegen schwerreiche osteuropäische Kunden auf den Bermuda-Inseln verantwortlich –, die dem Geldhaus zusetzten. In Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg und den Sanktionen gegen Russland erlitt die CS Verluste von 206 Millionen Franken. Für Rückstellungen wegen Kreditrisiken in der selben Sache wendete die Grossbank zudem 58 Millionen Franken auf.

Weniger Wertschriften-Transaktionen

Das Wirtschaftsumfeld und die Marktbedingungen während des Quartals hätten verschiedene Geschäftsbereiche vor Herausforderungen gestellt, wobei sich die veränderten Zinserwartungen, der Inflationsdruck und geopolitische Spannungen auf die allgemeine Marktlage und Geschäftstätigkeit ausgewirkt hätten, erklärte die CS am Mittwoch.

Im Wealth Management sank der Vorsteuergewinn im Vorjahresvergleich auf 212 Millionen Franken, wobei der Ukraine-Konflikt auch dort mit einer Belastung von 99 Millionen Franken durchschlug. Neben den ausserordentlichen Aufwendungen machten sich im Kerngeschäft aber vor allem das zum Vorjahr niedriger Transaktionsvolumen negativ bemerkbar, während der Aufwand noch zunahm.

Operativ unter Druck

Immerhin konnten im globalen Vermögensverwaltungs-Geschäft, das die Division Wealth Management und das Private Banking in der Schweiz umfasst, Netto-Neugelder von 4,6 Milliarden Franken gewonnen werden.

Die geringere Kundenaktivität und auch die teils vom Regulator verhängte Risikobremse wirkten sich im Investmentbanking mit einem Verlust von 55 Millionen Dollar aus; der Russland-Komplex belastete dieses Geschäft aufgrund von Handels- und Fair-Value-Verlusten mit 101 Millionen Dollar. Das Asset Management, dass weiterhin vom Debakel um die geschlossenen Greensill-Fonds betroffen ist, ging der Vorsteuergewinn um ganze 62 Prozent auf 51 Millionen Franken zurück. Damit ist die CS fast durchs Band auch operativ schwer unter Druck geraten.

«Jahr des Übergangs»

«2022 ist ein Jahr des Übergangs, und unser Fokus bleibt klar die disziplinierte Umsetzung der im November 2021 bekannt gegebenen neuen Gruppenstrategie», wurde CEO Thomas Gottstein in der Mitteilung zum Resultat zitiert. Darüber hinaus bliebt der Ausblick der Bank auf die nächsten Monate sehr verhalten. So geht die CS davon aus, dass die aktuellen Marktbedingungen in den nächsten Monaten anhalten.

Während die Erträge im Wealth Management im weiteren Jahresverlauf von den höheren Zinsen profitieren dürften, könnte die Risikobereitschaft im Kundengeschäft verhalten bleiben, hiess es weiter. Die Investment Bank verfüge zwar über eine stärkere «Pipeline». Allerdings hänge die Fähigkeit, diese Transaktionen abzuschliessen, ebenfalls von den Marktbedingungen ab. 

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