Das an sich blendend gute Quartalsresultat der UBS ist nicht frei von Schatten. finews.ch ist sieben bemerkenswerten Punkten im Ergebnis vom Dienstag auf den Grund gegangen.


1. Asien erfordert eine Neubeurteilung

In dem überraschend guten Quartalsergebnis der UBS steht das Ergebnis für den asiatischen Markt in starkem Kontrast. Der Vorsteuergewinn sank um ganze 180 Millionen Dollar auf 288 Millionen Dollar. Das ist insofern enttäuschend, da Asia-Pazifik bislang als die Wachstumsregion mit dem grössten Potenzial galt. Doch die Corona-Pandemie sowie die rückläufige Entwicklung an den Finanzmärkten fordern nun ihren Tribut.

Asiatische Kunden gelten als handelsfreudig – solange die Börse steigt. Ist dies nicht mehr der Fall, reduzieren sie ihre Engagements und kürzen auch ihre Lombardkredite. Unter dem Strich verdient die UBS so weniger, während der Aufwand hoch bleibt. Das zeigte sich im ersten Quartal 2022 sehr gut am Kosten-Vertrags-Verhältnis, das auf 59,3 Prozent hochschnellte, nach 46,9 Prozent zuvor. Die anhaltenden Lockdowns in Asien, die geopolitischen Risiken sowie die bis auf weiteres eher moderat tendierenden Finanzmärkte sorgen kaum für einen besonders optimistischen Ausblick. Insofern muss die UBS ihr Engagement respektive ihre Kapitalzuteilung in diesem (einstigen) Wachstumsmarkt über kurz oder lang überdenken.

2. Russische Vermögen beziffert

Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat erwartungsgemäss Spuren im Quartalsabschluss der UBS hinterlassen. Die Verluste auf Krediten an russische Kunden haben bis Ende März mit 100 Millionen Dollar zu Buche geschlagen. Allerdings hat die Grossbank ihr Engagement in Russland weiter verringert. Wie schont früher angekündigt, nimmt sie kein neues Geschäft von russischen Kunden mehr an und fährt die Risikopositionen zurück.

Das direkte «Exposure» gegenüber Russland beträgt noch 400 Millionen Dollar, verglichen mit 0,6 Milliarden Dollar zum Jahresultimo 2021. Es umfasst unter anderem Handelsfinanzierungs-Engagements im Schweiz-Geschäft und ein einzelnes Darlehen bei der Investmentbank, sowie das Emittentenrisiko bei Handelsbeständen und Derivate. Zum Quartalsende hielt die UBS eigenen Angaben zufolge keine wesentlichen direkte Länderrisiken in der Ukraine oder in Weissrussland.

Aus dem Quartalsbericht geht zudem hervor, dass 0,7 Prozent der insgesamt verwalteten Vermögen auf «russische Personen ohne Wohnsitz im Europäischen Wirtschaftsraum oder in der Schweiz» entfielen – gemessen an den verwalteten Vermögen im Kerngeschäft wären dies mehr als 20 Milliarden Dollar.

3. Und das Schweiz-Geschäft bewegt sich doch

Bei der UBS hört man es nicht gerne: Ausgerechnet im Heimmarkt stagniert der Gewinn seit Jahren. Insofern ist das erste Quartal 2022 nun ein Lichtblick: Der Vorsteuergewinn der Sparte Personal & Corporate Banking ist zum Vorjahr um 10 Prozent auf 395 Millionen Dollar angewachsen – ein zweistelliges Wachstum also.

Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die Schweizer Division die Kosten deutlicher senken konnte, als sie die Erträge zu steigern vermochte. Die UBS nennt hier insbesondere einen niedrigeren Immobilienaufwand, was mit dem Teilabbau des Filialnetzes zusammenhängen dürfte. Gleichzeitig wurden die digitalen Kanäle stärker ausgelastet, mehr als die Hälfte der Privatkunden nutzt schon das Mobile-Banking. Die Digitalisierung, die CEO Ralph Hamers vor allem in der Schweiz vorantreiben will, verspricht demnach Potenzial – allerdings müssen sich für eine gesunde Balance auch die Erträge steigern.

4. Frankreich – da war noch was

Die UBS wies in ihrem Quartalsbericht darauf hin, dass sie den Steuerstreit mit Frankreich mit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) nochmals analysiert hat; dies, nachdem ein französisches Berufungsgericht die Bank im vergangenen Dezember der Geldwäscher für schuldig gesprochen hatte. Infolgedessen wird die Bank im ersten Halbjahr zusätzliche operative risikogewichtete Aktiven (RWA) in Höhe von 4,1 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit dem Fall ausweisen, wovon 2,1 Milliarden Dollar auf das erste Quartal entfallen.

Die Bank berichtete weiter, dass in ihrer Bilanz zum Ende des Quartals Rückstellungen in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar für den Fall gebildet wurden. Ob dies auf einen Schwenker in der Prozess-Taktik hinausläuft, ist aber unwahrscheinlich. Wie es bei der UBS auf Anfrage heisst, entspricht die RWA-Erhöhung normalem regulatorischen Prozedere.

5. Investmentbanking macht Archegos vergessen

Den spektakulärsten Gewinnsprung mit einem Plus von 126 Prozent zum Vorjahres-Quartal legte von allen UBS-Divisionen das Investmentbanking hin – also just jene Sparte, die seit 2011 quasi noch als Zuliefererin der Vermögensverwaltung funktioniert. Allerdings war das erste Quartal 2021 von einem 774-Millionen-Dollar-Verlust mit der amerikanische Finanzfirma Archegos geprägt gewesen. Wird dieser Effekt herausgerechnet, haben die Erträge im UBS-Handel um 4 Prozent zugelegt.

Ein Wermutstropfen ist für die Grossbank hingegen das klassische «klassische» Geschäft mit der Beratung von Firmen und Kapitalmarkt-Transaktionen; beide Bereiche bekamen die gestiegenen Unsicherheiten am Markt zu spüren und lieferten zum Vorjahr tiefere Erträge ab. Immerhin: die UBS ist damit in guter Gesellschaft mit den Wall-Street-Häusern, denen es dabei nicht viel besser erging.

6. Ungünstige Ausgangslage im Asset Management

Vor Jahresfrist war die Finanzwelt noch in Ordnung. Die Börsen brummten, trotz der damals schon hohen Bewertungen. Diese Situation hat sich inzwischen grundlegend verändert. Die Zentralbanken haben ihre Geldpolitik umgestellt und erhöhen die Zinsen. Der Krieg in der Ukraine hat die Lust aufs Spekulieren vollends zum Erliegen gebracht. So reduzierten sich seit Anfang 2022 die Neugeldzuflüsse, und die Nachfrage nach Finanzprodukten schwand.

Dies bekam das Asset Management der UBS deutlich zu spüren. Der Vorsteuergewinn fiel gegenüber dem ersten Quartal 2021 um 23 Prozent auf 174 Millionen Dollar. Damit wurde diese Sparte, die stets ein Nischendasein zwischen der Vermögensverwaltung und dem Investmentbanking fristet, am stärksten von der nun vorherrschen Grosswetterlage getroffen. Das ist eine ungünstige Ausgangslage für eine Division, die tendenziell eher noch etwas an Grösse dazugewinnen sollte, um international unter den führenden Asset Managern mithalten zu können. 

7. Kosten senken – eigentlich

CEO Hamers hat der UBS ein Sparziel von 1 Milliarde Dollar bis 2023 gesetzt. Dieses Jahr konnte der Niederländer für die ersten drei Monate zwar ein besseres Aufwand-Ertrags-Verhältnis (CIR) für den Konzern melden: Es sank um mehr als 3 Prozentpunkte auf 70,7 Prozent.

Trotz der klaren Sparvorgaben des Transformations- und Digitalisierungsexperten nahm der Aufwand jedoch zu. So erhöhte sich der Geschäftsaufwand im Vergleich zum Vorjahr um rund 4 Prozent. Eigenen Angaben zufolge peilt die UBS ein CIR von 70 bis 73 Prozent an. Per Ende Dezember 2021 lag diese Kennziffer noch bei 80,5 Prozent.


Mitarbeit: Claude Baumann, Samuel Gerber, Andrew Isbester, Thomas Pentsy

 

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