Via ihre Banking-App CSX lanciert die Credit Suisse ein Pilotprojekt mit digitalen Anlagen. Dies, obwohl die Zukunft des Schweizer Geschäfts mit der Übernahme durch die UBS in der Schwebe hängt.

Am 11. Juli soll es soweit sein: Auf diesen Termin hin können Nutzerinnen und Nutzer von CSX, der Schweizer Banking-App der Credit Suisse (CS), sogenannte Non-fungible Token (NFT) erwerben und diese in der Applikation einbuchen.

Das Angebot umfasst insgesamt 756 NFT, die von der Schweizer Künstlerin Daniela Filippelli gestaltet und auf der Ethereum-Blockchain umgesetzt wurden. Es handelt sich dabei nicht etwa um «Krypto-Punks», sondern um die digitalen Porträts von Spielerinnen der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft. Der Nettoerlös aus dem Verkauf der NFT geht vollumfänglich an die Nati-Spielerinnen und an ausgewählte Nachwuchsprojekte im Mädchenfussball, wie die Bank in einer Ankündigung versprochen hat.

An Genfer Krypto-Startup beteiligt

Dass es überhaupt zur Aktion kommt, muss erstaunen. Zwar ist zu bedenken, dass die CS im Jahr 2019 ihren Sponsoring-Vertrag für den Schweizerischen Fussballverband (SV) bis ins Jahr 2024 verlängert hat. Ebenfalls hat die Bank sich erst vergangenen Februar am bekannten Genfer Krypto-Verwahrer Taurus beteiligt und damit das eigenen Engagement in Sachen digitale Anlagen forciert. Taurus übernimmt nun auch die Verwahrung der via CSX erworbenen NFT.

Dennoch hängt das Schicksal der CS Schweiz in der Schwebe: Nach der Übernahme der Grossbank durch die UBS will die Käuferin bis Ende August entscheiden, was mit der bisherigen «Swiss Bank» geschehen soll. Das Basiszenario lautet auf vollständige Integration.

Gefragtes Knowhow

Warum also noch neue NFT ausgeben, wenn die CS Schweiz und CSX selber schon in wenigen Monaten Geschichte sein könnten? Zu dieser Frage nimmt die Bank, die nun als Tochter der UBS unterwegs ist, keine Stellung. Naheliegend ist allerdings, dass die UBS den Marketing- und Digital-Asset-Teams bei der neuen Tochterbank grünes Licht erteilt hat, das Pilotprojekt mit den NFT umzusetzen. Offenbar besteht seitens der Käuferin ein Interesse, am Knowhow und den bestehenden Partnerschaften der CS in diesem Feld zu profitieren.

Das ist im aktuellen Umfeld fast schon eine einzigartige Konstellation: Dem Vernehmen nach sind die digitalen Fussballerinnen eines der ganz wenigen grösseren Projekte, die bei der CS noch vorangetrieben werden können. Dies ist umso bemerkenswerter, als CS-Angestellte selbst für kleinere Ausgaben inzwischen jedesmal das Plazet der UBS einholen müssen.

Emsige Vorbereitungen

Gegenüber finews.ch gibt sich Daniel Gorrera, Leiter Digital Assets Schweiz bei der CS, sehr optimistisch für die weitere Zukunft: «Dieses Projekt ebnet den Weg für die innovative Nutzung digitaler Vermögenswerte in neuartigen Finanzierungs- und Dienstleistungsmodellen. In diesem Bereich ist die Credit Suisse gut positioniert für die Zusammenarbeit mit Emittenten, die regulierte Partner suchen.»

Trotz einer möglichen Totalintegration sucht sich die Grossbank also als Partnerin in der Krypto-Szene zu positionieren. Wie finews.ch unlängst berichtete, laufen in diesem Feld branchenweit emsige Vorbereitungen: Praktisch sämtliche Vermögensverwaltungs-Banken haben digitale Anlagen in ihre Strategie aufgenommen. Eine Mehrzahl der Institute hofft, hier bis in drei Jahren über gewinnbringende Angebote zu verfügen. Dieses Wettrüsten rund um Krypto könnte ein weiteres Argument sein, warum die UBS den digitalen Fussballspielerinnen bei der CS freie Bahn lässt.

Hat CSX noch auf Jahre hinaus Bestand?

Interessant sind auch die Rückschlüsse, die sich aus dem NFT-Projekt für die Zukunft von CSX ziehen lassen. Würde die Banking-App bereits Ende August einfach abgeschaltet, hätte man wohl kaum noch ein gemeinsames Projekt mit dem SV vorangetrieben. Stattdessen ist denkbar, dass die Applikation noch auf Monate, wenn nicht auf Jahre hinaus aufgeschaltet bleibt. Zwar vertreibt die UBS mit Key 4 in der Schweiz selber eine digitales Angebot. Die CS hat ihre Applikation aber früh als erste Anlaufstelle für ihre Schweizer Retailgeschäft forciert und durch verschiedene Massnahmen den Kreis der Abnehmer (per Ende 2022) auf mehr als 300’000 Kundinnen und Kunden erweitert.

Das ist eine Zahl, die angesichts von mehr als anderthalb Millionen Retailkunden der CS in der Schweiz für die Pläne der UBS im Heimmarkt durchaus relevant sein dürfte.

Ebenfalls sind die technischen Schwierigkeiten zu bedenken, die sich bei der Umbuchung von Kunden von der einen auf die andere Applikation ergeben würden. Schliesslich arbeiten beide Grossbanken in der Schweiz mit einer selbstgebauten, über Jahrzehnte gewachsenen IT-Infrastruktur. Auch dies dürfte eine Art Lebensversicherung für CSX sein – falls die digitalen Kickerinnen den Match nicht für sich alleine entscheiden.

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