In der Welt der Kryptowährungen tummeln sich viele Betrüger, die Blockchain-basierte Applikationen missbrauen, wie der auf Fintech spezialisierte Anwalt Luka Müller gegenüber finews.ch erklärt.


Herr Müller, die Finma hat vergangene Woche Ermittlungen gegen die Digitalwährung E-Coins aufgenommen. Hat Sie das Durchgreifen der Aufsicht überrascht?

Nein, und es ist auch völlig richtig, dass die Finma in solchen Fällen ermittelt. Denn bei den E-Coins handelt es sich nicht um Blockchain-Tokens, obwohl dies die Anbieter behaupteten.

Die Aufsicht ermittelt gegen elf weitere Kryptowährungs-Anbieter. Ist dies ein grosser Anteil am gesamten ICO-Markt?

Es handelt sich bei den erwähnten Fällen höchstwahrscheinlich um keine echten Kryptowährungen, die als Applikationen auf der Blockchain abgebildet werden, sondern um «Fake-Coins» – ich nenne sie «Bschiss-Coins».

«Das ist ein notwendiger Denkzettel an die Adresse des naiven Teils der Crypto-Community»

Dabei agieren die Anbieter sehr clever. Oft verwenden sie den Begriff Blockchain gar nicht, sondern reden nur von Coin und hängen davor noch einen Buchstaben an. Es gab schon früher Fälle von betrügerischen Währung. Viele dachten dabei an etwas Seriöses, womit man Geld verdienen kann.

Ihre Kanzlei begleitet ICO juristisch. Sind Sie in irgendeiner Form in die Ermittlungen der Finma involviert?

Nein, solche ICO-Interessenten würden wir nie anfassen, und sie klopfen bei uns auch nicht an. Bislang hatten wir erst einen Fall, wo es sich beim Token nicht um eine sogenannte Blockchain Crypto Property handelte.

Deshalb ist es für uns auch schwierig zu sagen, wieviele solcher «Bschiss-Coins» hierzulande im Umlauf sind.

Glauben Sie, dass die Untersuchungen der Finma gegen die elf angeblichen Kryptowährungen der ICO-Szene einen Dämpfer versetzen wird?

Eher das Gegenteil ist der Fall. Es ist ein notwendiger Denkzettel an die Adresse des naiven Teils der Crypto-Community. Die meisten der Crypto-Natives, die in Kryptowährungen investieren, wissen was sie tun.

Werden Kryptowährungen für krumme Geschäfte eingesetzt?

Wie bei jeder Technologie bergen auch Blockchain-basierte Applikationen das Potenzial für Missbrauch. Das ist die negative Betrachtungsweise. Es gilt nun, den für Betrug anfälligen Teil der Technologie ganz genau zu analysieren und im Anschluss vernünftige Massnahmen zu ergreifen.

«Innerhalb des Systems kann natürlich viel Blödsinn betrieben werden»

Bei der Regulierung braucht es eine Balance zwischen der Entwicklung der Blockchain-Technologie, der Entwicklung von darauf basierenden Applikationen und dem freien Handel. Viele der Benützer sind überhaupt nicht an illegalen Geschäften interessiert.

Wie lassen sich denn illegale Geschäfte mittels Kryptowährungen unterbinden?

Im Handel mit Blockchain-Token gibt es sogenannte Gateway-Stellen, wo diese Token in Fiat-Währungen getauscht werden und umgekehrt. Diese Gateway-Stellen müssen messerscharf und sauber reguliert sein. Innerhalb des Systems kann natürlich Blödsinn betrieben werden.

Nimmt die Bank eine Kryptowährung auf ihre Bücher, wie dies bei der Falcon Private Bank oder bei Swissquote der Fall ist, untersteht sie der Geldwäscherei-Bestimmung. Falcon und Swissquote lassen aber keine Transaktionen zu, sondern verwalten den Bitcoin nur im Sinne einer Anlage.

«Es wir immer Kryptowährungen geben, mit denen man unerkannt handeln kann»

Der Handel der Bitcoin findet nur zwischen Kunde und Bank und Makler statt. Der Kunde selbst kann keine Bitcoin-Überweisung an eine Drittperson auslösen. Damit wird das Geldwäscherei-Risiko massiv reduziert.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.64%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.55%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.23%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.14%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.44%
pixel