Hansruedi Weber vom Verein Monetäre Modernisierung widerspricht der Behauptung von Martin Hess, ein Vollgeld-System würde unserem Land als Ganzes schaden.

Von Hansruedi Weber, Präsident des Trägervereins Monetäre Modernisierung (MoMo)

Es dürfte den Leserinnen und Leser der kürzlichen Attacke von Martin Hess auf die Vollgeld-Initiative klar sein, dass die Vertreter jener Branche, die vom herrschenden Schuldengeld-System profitieren, einen politischen Vorstoss, der ihre in keiner Weise gerechtfertigte Pfründe eliminieren will, mit allen nur erdenklichen Mitteln bekämpfen, die da sind: bösartige Unterstellungen, unbelegbare Behauptungen, inhaltliche Fehldarstellungen, erfundene Bedrohungen und beharrliches Schönreden des Status quo.

Offensichtlich soll mit solchen Attacken verschleiert werden, worum es bei der Vollgeld-Initiative wirklich geht. Sie verlangt, dass Bund und Nationalbank ihre verfassungsmässige Pflicht wahrnehmen und die ganze Bevölkerung mit der Landeswährung, dem Franken, versorgen, statt diese ausschliesslich den Banken vorzubehalten.

Die Vollgeld-Initiative ersetzt das existierende Zweiklassensystem, worin die Banken mit der Landeswährung bedient werden und das gewöhnliche Volk mit den privaten Währungen der Banken Vorlieb nehmen muss, durch einen einzigen Geldkreislauf mit richtigem Geld für alle.

Alle in Geiselhaft

Nur die Nationalbank kann Franken schaffen; das ist heute schon so. Doch erstens verzichtet sie heute darauf, die Schweizerinnen und Schweizer mit der staatlichen Währung zu bedienen, und zweitens lässt sie es zu, dass die Banken dem Publikum (Unternehmen, Haushalte inklusive Staat) ihre privaten, schuldengenerierten und schuldgenerierenden Pseudo-Franken aufoktroyieren. Damit nehmen die Banken uns Nichtbanken alle in Geiselhaft.

Beides ändert sich mit der Vollgeld-Initiative: Es laufen nur noch Franken um, und die Macht der Banken respektive ihres Schuldengeldes über uns Bürgerinnen und Bürger wird gebrochen. Kein Wunder, dass die Finanzlobby nur Gift und Galle über die Vollgeld-Initiative speit.

Ein Kredit wäre die Verleihung eigener Mittel

Um die Tricks der Banken zu vertuschen, sind krasse Verfälschungen nötig. So ist zum Beispiel die von Martin Hess aufgestellte Behauptung, Sichtguthaben seien die stabilste Refinanzierungsquelle für Kredite, echt entlarvend. Denn Sichtguthaben finanzieren heute keine Kredite.

Das Umgekehrte ist wahr: Kredite finanzieren Sichtguthaben. Schlimmer noch, die sogenannten Kredite sind heute gar keine Kredite! Denn ein Kredit ist die Verleihung eigener Mittel. Doch Banken verleihen bei der Kreditvergabe weder eigene noch fremde Mittel.

Ziemlich tricky

Hingegen verpflichten sie die Kreditnehmer im Kreditvertrag dazu, ihr eigenes Rückzahlungsversprechen als Finanzierungsquelle zu benützen.

Anders gesagt, die Kreditnehmer sind – ohne es zu wissen – ihre eigenen Kreditgeber. Und stellen noch Sicherheiten dafür; und zahlen noch Zinsen. Ziemlich tricky!

Die Schuldenpumpe

Wenn dann die Kreditnehmer ihre Produkte erfolgreich auf dem Markt abgesetzt haben und das reale Bruttoinlandprodukt entsprechend gewachsen ist, müssen sie den angeblichen Kredit tilgen, womit das vermeintliche Geld wieder dort verschwindet, woher es stammte: im Nichts.

Damit nun aber die Geldmenge nicht schrumpft, müssen zwingend neue Kredite aufgenommen und neue Schulden in Umlauf gebracht werden. Die Schuldenpumpe läuft; die Schuldenberge türmen sich auf. Das ist natürlich ein raffinertes und äusserst lukratives Geschäftsmodell. Leider beruht es auf Täuschung und Betrug.

Das Gespenst der Kreditklemme

Wer von diesen fundamentalen Lügenkonstrukten ablenken will, beklagt am besten das Misstrauen gegen dieses System, spricht von Faktenresistenz seiner Kritiker, beschwört den Sand im Getriebe, das erhöhte Risiko, die höheren Gebühren, falls man es ändern wollte. Und natürlich wären die Kleinsparer und die KMUs die Leidtragenden. Dazu muss das Gespenst der Kreditklemme herhalten.

Fakt ist: Geld für Kredite steht im Vollgeld-System mehr als genug zur Verfügung. Erstens liegen heute die Spargelder bei den Banken brach, während sie im Vollgeld-System mit Einwilligung der Kunden für Kredite frei werden. Immerhin ist die Sparquote in der Schweiz deutlich höher als die Investitionsquote.

Zweitens gelangt heute das neu geschöpfte Geld zuerst in die Hände der Banken, mit Vollgeld gelangt es direkt in die Realwirtschaft. Drittens fliessen heute über 80 Prozent des neu geschöpften Geldes subito ins Finanzkasino, was sich mit Vollgeld ändern würde. Und viertens kann die Nationalbank jederzeit jede nötige Menge Vollgeld ins System einspeisen.

Alles Geld ist Fiat-Geld

Von Seiten der Finanzlobby wird auch nicht erwähnt, dass es heute auf der ganzen Welt kein anderes als Fiat-Geld gibt, also Geld aus dem Nichts, das jederzeit praktisch unbegrenzt in Umlauf gebracht werden kann. Somit existiert im Bereich des Geldes prinzipiell keine Knappheit mehr.

Anders gesagt, Geldknappheit ist immer eine Entscheidung der Geldanbieter, also der Banken, die bestimmen können, wer wofür wieviel Geld und zu welchen Bedingungen bekommt. Wenn nun private, profitorientierte Firmen Geld schöpfen, die umso mehr Gewinn machen, je mehr sie davon produzieren, werden die Geld- und Schuldenmengen exponentiell wachsen, wie das heute der Fall ist.

Gewinne für die Allgemeinheit

Geschäftsbanken haben weder den Auftrag noch ein Interesse daran, die Geldmenge zu begrenzen. Wenn hingegen eine demokratisch kontrollierte öffentliche Institution, die selber keinen Gewinn machen muss, unser Geld schuldenfrei in Umlauf bringt, indem sie den verfassungsmässigen Auftrag erfüllt, die Geldmenge so zu kontrollieren, dass weder Inflation noch Deflation entstehen, können nicht nur das überproportionale Geld- und Schuldenwachstum gedrosselt, sondern auch der Geldschöpfungsgewinn der Allgemeinheit zugewiesen sowie die dringend notwendige Entschuldung vorgenommen werden.

Freier Markt?

Im heutigen System, in dem die Banken einerseits mit ihren privaten Pseudofranken allen andern Wirtschaftssubjekten den Marktzutritt erlauben oder verbieten und anderseits mit ihrem selber geschaffenen Geld ad libitum auf den Vermögensmärkten einkaufen, ist ein sogenannter freier Markt eine völlige Illusion. Die von den Marktadepten stets beschworenen Marktprinzipien, das Leistungs- und das Wettbewerbsprinzip, werden mit der privaten Kreditgeldschöpfung ausgehebelt. Tatsächlich wird der freie Markt so vom Bankenkartell zerstört.

Im Vollgeld-System hingegen würden auch im Geldbereich Leistung und Wettbewerb wieder zählen, und der Markt könnte endlich wieder spielen. Notabene könnte auch auf die staatliche Festlegung des Preises für das Geld, wie es im heutigen System notwendig ist, verzichtet werden.

Befreiung aus der Geiselhaft der Banken

Sowohl Souveränität des Individuums als auch die Souveränität des Staates werden mit dem privaten Schuldengeldsystem untergraben. Denn heute sind wir alle Zwangsgläubiger der Banken. Niemand kommt ohne ein Bankkonto an Geld heran, auch nicht an Nationalbankgeld.

Das ändert die Vollgeld-Initiative, indem sie die Sichtguthaben der Kunden aus der Bankbilanz ausgliedert, sie in Vollgeld umdeklariert und auf ein persönliches Konto überweist, das nicht mehr Eigentum der Bank ist. Nun sind wir frei von der Angst um das Schicksal unserer Bank und frei, unser Geld so zu verwenden, wie wir es für richtig halten.

Fiktive Kreditgeldschöpfung

Allerdings müssten dann die Banken anstelle des angemassten Geldproduktions- wieder ihr traditionelles Geldvermittlergeschäft übernehmen.

Die Leistungen der Wirtschaft können doch ebenso gut mit vorhandenen Schweizer Franken wie mit vorgetäuschten erbracht werden. Mit andern Worten, die fiktive Kreditgeldschöpfung der Banken ist absolut überflüssig.

 

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