«Wir beobachten derzeit einen klaren Trend zum Mainstreaming von ESG Finanzprodukten», sagt dazu Sabine Döbeli, Geschäftsführerin der Vereinigung SSF, der mittlerweile 142 Mitglieder angehören. Mit dem Anteil an solchen Produkten liege der Schweizer Finanzplatz deutlich vor anderen Märkten.

Doch der Vorsprung sei nicht in Stein gemeisselt, gibt die Expertin gegenüber finews.ch zu bedenken. «Es ist anzunehmen, dass dieser Abstand schwindet, findet doch weltweit eine zunehmende Umschichtung in nachhaltige Anlagen statt.»

Tatsächlich haben andere Finanzplätze die Chancen der Nachhaltigkeit ebenfalls erkannt. In London hat die Finanzaufsicht FCA das Thema höchstpersönlich angepackt; die Behörde begreift sich sowohl als Fördererin von Nachhaltiger Finanz wie als Wachhund. So sollen dieses Jahr erstmals Nachhaltigkeits-«Stresstests» bie britischen Finanzfirmen stattfinden.

Wall Street wird hellhörig

Frankreich, nicht unbedingt im Fokus als Erzrivale des Swiss Banking, hat sich ebenfalls in der Thematik festgehakt. Mit der Pariser Klimakonferenz von 2015 ist dort ein Ruck durch die Branche gegangen. Die Pensionskassen sind auf Klimarisiken sensibilisiert, war wiederum zahlreiche neue Geschäftsmodelle für Finanzakteure ermöglicht hat.

Derweil fordert die EU mit ihrem Sustainable Finance Action Plan (SFAP) von jedem Fondsmanager, dass er erklärt, wie er ESG-Faktoren im Portefeuille berücksichtigt. In Europa kommen Vermögensverwalter also gar nicht mehr um die Thematik herum. Inzwischen hat auch an der Wall Street die Aufholjagd begonnen: Dort setzte sich der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock vergangenen Januar das Ziel, die nachhaltig verwalteten Vermögen bis in zehn Jahren auf 1 Billion Dollar zu steigern.

Massive Verlagerung

Blackrock-CEO Larry Fink sieht diesbezüglich eine massive Verlagerung: «Früher als von den meisten erwartet wird es zu einer erheblichen Umverteilung von Kapital kommen», mahnte der Lenker des US-Fondsriesen Anfang Jahr.

Das ist ein weiterer Grund, warum die Hoffung auf den ESG-Wachstumsschub trügerisch ist. Denn wenn die Investoren von den Vermögensverwaltern zunehmend die Einhaltung von Mindestkriterien fordern, erhöht sich das Nachhaltigkeits-Niveau bei allen Anlagen – es findet als vor allem ein Umschichtung in den Portfolios statt.

Pensionskassen fordern günstige Produkte

Das beobachtet auch SSF-Chefin Döbeli. Mit Blick auf die Innovation und die Kundenbindung sei für Schweizer Finanzakteure zwar eine Chance, vorne mitzutun und «grünes» Finanz-Knowhow aufzubauen. Hingegen sei das Thema für Anbieter nicht unbedingt ein Weg, Erträge zu steigern. Vielfach wird aus anderen Fonds umgeschichtet, und der Preisdruck ist gross: Pensionskassen etwa fordern günstige Passivprodukte aufs Thema.

Es zeichnet sich ab, dass es sich mit der «green finance» ähnlich wie mit der Weissgeld-Strategie verhalten könnte: Die Beachtung der Nachhaltigkeit wird der neue und einzig sichere Weg, um Finanzgeschäfte zu tätigen – ist aber noch lange kein Garant für Wachstum und sprudelnde Gewinne.

Gold hat mit 2'400 Dollar ein neues Allzeithoch erklommen. Ist dies der Anfang einer nachhaltigen Hausse?
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