Neben dem erhöhten Sicherheitsbedürfnis vieler Anleger stellt Anton Commissaris von Lazard Fund Managers im Gespräch mit finews.ch in der Finanzwelt noch eine weitreichende Entwicklung nach den Erfahrungen der vergangenen Monate fest.

Für Asset Manager waren die vergangenen zwei Monate der Corona-Pandemie eine wechselvolle Zeit. Nach einem der grössten Kurseinbrüche an Finanzmärkten überhaupt folgte eine genauso überraschende Erholung.

Klar, dass manche Investoren gleich zweimal von dieser Entwicklung auf dem falschen Bein erwischt wurden: Viele Anleger kamen in beiden Fällen zu spät – sprich, sie verpassten den Ausstieg, als es nach unten ging und investierten nicht, als die Kurse wieder anzogen.

Nordische Länder

«Angesichts dieser Erfahrungen haben viele Investoren ein Krisenbewusstsein entwickelt», sagt Anton Commissaris, Vertriebschef bei Lazard Fund Managers in der Schweiz im Gespräch mit finews.ch.

Angesichts der anhaltenden Volatilität an den Märkten und dem Risiko eines neuen Einbruchs würden viele Anleger auf Sicherheit setzen. «Beispielsweise mit Engagements in Obligationen aus nordischen Ländern oder in Wandelanleihen, wo das Verlustrisiko deutlich geringer ist», erklärt Commissaris weiter.

Drei Einwanderer

Nach vielen Jahren bei der Credit Suisse und Aberdeen Asset Management (heute Aberdeen Standard Investments) stiess Commissaris vor nunmehr gut einem Jahr zur Asset-Management-Sparte der traditionsreichen amerikanischen Investmentbank Lazard, die vor 172 Jahren von drei Einwanderern aus dem Elsass gegründet wurde.

Das in New York ansässige Unternehmen zählt bis heute zu den feinen Adressen im Investmentbanking, insbesondere in der Beratung bei Firmentransaktionen wie Fusionen oder Übernahmen. Die Asset-Management-Sparte hingegen existiert erst seit 1970 und eröffnete 2011 ein Standbein in der Schweiz – als Ableger der Geschäftsniederlassung in Frankfurt am Main.

Umdenken bei Anlegern

Commissaris sieht neben dem erhöhten Sicherheitsbedürfnis vieler Anleger noch eine andere, weitreichende Entwicklung nach den Erfahrungen aus den vergangenen Monaten: «Anlagen in Unternehmen, die sich eine hohe Nachhaltigkeit auf die Fahne schreiben, dürften nun endgültig den Durchbruch erleben», erklärt der Asset-Management-Spezialist. Denn die Krise hat bei zahlreichen Firmen definitiv ein Umdenken bewirkt, weg von der reinen Gewinnmaximierung und hin zu langfristigeren Wertvorstellungen, die sich in der Branche unter dem Kürzel «ESG» subsumieren lassen.

ESG steht auf Englisch für Environment, Social and Governance; gemeint ist damit eine konsequente Gewichtung aller Aspekte eines Unternehmens, die mit der Umwelt, der Sozialverträglichkeit und den Aufsichtsstrukturen zu tun haben.

Sorge um den Planeten

Was früher oftmals bloss ein Lippenbekenntnis vieler Unternehmen war, hat sich spätestens seit der Coronakrise zu einer Grundvoraussetzung gewandelt, weil viele Anleger ein nachhaltiges Wirtschaftssystem als Bedingung für das Fortbestehen unseres Planeten betrachten.

Dieses Umdenken beim Investieren bestätigt Commissaris, sei sowohl bei vermögenden Privatkunden, Family Offices und unabhängigen Vermögensverwaltern (UVV) feststellbar als auch bei institutionellen Kunden wie Pensionskassen oder Versicherungen, wo die Anlagegremien und Stiftungsausschüsse mittlerweile höchste Anforderungen an solche Prinzipien stellten.

Partner des Unternehmens

Das Asset-Management-Geschäft von Lazard steht in der Schweiz unter der Leitung von Stephan Heitz. Das Team, das hierzulande mehrheitlich in Zürich, aber auch in Genf vertreten ist, betreut Privatkunden wie Banken, Family Offices oder UVVS, sowie institutionelle Kunden. Lazard verfolg einen Multi-Boutiquen-Approach, jeder Investment Manager ist zugleich auch Partner des Unternehmens.

Für Commissaris ist der Zeitpunkt nach dem Lockdown nun ideal für einen Neustart in der Kundenakquisition, weil das Unternehmen in einer gänzlich veränderten Welt seine langjährige Kompetenz einbringen könne, die sich nicht zuletzt in der Stabilität der Firmenpolitik niederschlage: Lazard hat in den mehr als 170 Jahren seines Bestehens nie ein anderes Unternehmen übernommen.

Fels in der Brandung

Die mittlerweile gut 166 Milliarden Schweizer Franken an verwalteten Vermögen sind gänzlich organisch gewachsen – durch Beharrlichkeit und Solidität. In einer von der Konsolidierung dominierten Asset-Management-Branche sieht sich Lazard wie ein Fels in der Brandung.

 

 

 

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