Der Vertrag der Privatbank mit ihrem fähigen Deutschland-Chef Nils Ossenbrink soll bald auslaufen. Die Suche nach einem Nachfolger droht zur Zerreissprobe für das Geschäft im Nachbarland werden.

Das Deutschland-Geschäft der Bank J. Safra Sarasin kommt nicht zur Ruhe. Noch immer laufen dort Untersuchungen wegen Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit heiklen «Dividende-Cum-Ex»-Geschäften, welche die Privatbank für so prominente deutsche Kunden wie den AWD-Gründer Carsten Maschmeyer betrieb. Die Ermittlungen führten letzten Oktober gar zum Rücktritt des stellvertretenden Chefs von J. Safra Sarasin in der Schweiz, Eric Sarasin.

Nun könnten bald die nächsten Turbulenzen anstehen, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Gute Kenner der Bank berichten nämlich, dass 2015 offenbar die wichtigste Personalie im Deutschland-Geschäft zur Diskussion steht: Der Vertrag des fähigen Deutschland-Chefs Nils Ossenbrink (Bild oben) laufe aus. Und die Chancen auf eine Verlängerung sollen nicht zum Besten stehen. Denn Ossenbrink, so berichten die Insider, habe von Anfang klar gemacht, dass er sein Amt in Deutschland auf befristete Zeit hin ausüben wolle, da seine Familie in der Schweiz lebt.

Architekt des Turnarounds

Der Abgang Ossenbrinks käme für J. Safra Sarasin ungelegen. Der Top-Banker, der bereits im Jahr 2000 zur damaligen Bank Sarasin stiess und Anfang 2013 die Leitung des Deutschland-Geschäfts der fusionierten J. Safra Sarasin übernahm, brachte die deutsche Tochter trotz widriger Umstände zurück auf Kurs. Ossenbrink und seinem Team ist es in den letzten Monaten gelungen, Kundengelder anzuziehen und die Bank in Deutschland auf den Wachstumspfad zurückzuführen. Umso mehr würde nun wohl seine Führung fehlen.

Das Hauptquartier der Privatbank J. Safra Sarasin in Basel wollte den Vertrag mit Ossenbrink und eine allfällige Nachfolge-Planung auf Anfrage von finews.ch hin nicht kommentieren.

Karussell dreht sich

Dennoch, so berichten die Kenner der Bank, habe intern das Kandidaten-Karussell schon zu drehen begonnen. Folgende Namen sollen demnach im Spiel sein:

BrandtAndreas Brandt: Als Leiter des Private Bankings von J. Safra Sarasin in Deutschland gilt Brandt (oberes Bild links) als der starke Mann neben Ossenbrink. Diese umso mehr, als er intern auf alte Credit-Suisse-Seilschaften zählen kann: 2011 war Brandt als Chef von Credit Suisse (Deutschland) zu J. Safra Sarasin gewechselt. Mittlerweile stehen alle fünf deutschen Niederlassungen seines jetzigen Arbeitgebers unter der Führung von Ex-CS-Männern. Auf deren Unterstützung, so die Insider, könne sich Brandt verlassen.

Allerdings ist völlig offen, ob Brandt Ossenbrink tatsächlich auf dem Chefsessel beerben möchte. An der Spitze der CS in Deutschland war Brandt nämlich abgesetzt worden, wie seinerzeit das «Handelsblatt» berichtete.

Mosel 160Christian Mosel: Als Vize von Ossenbrink wäre Mosel (mittleres Bild links) die natürliche Wahl. Seit 2010 bei der Bank, verantwortet er das Geschäft mit institutionellen Kunden und stieg 2013 in die Geschäftsleitung von J. Safra Sarasin in Deutschland auf. Nachdem sein Ressort zuletzt zahlreiche Abgänge zur Raiffeisen-Schweiz-Tochter Notenstein zu verschmerzen hatte, gilt seine Position jedoch als geschwächt.

Ernster 160Lucien Ernster: Auch er sitzt in der Geschäftsleitung und führt bei der Deutschland-Tochter von J. Safra Sarasin den Bereich Marktfolge Aktiv. Ernster (unteres Bild links), der zuvor in der Beratung tätig war, kam offenbar auf Empfehlung eines langjährigen Safra-Mitarbeiters von Luxemburg nach Deutschland. Da ihm die langjährige Erfahrung auf einer Spitzenposition im Banking abgeht, räumen ihm Kenner der Bank bei der Nachfolge Ossenbrinks keine grossen Chancen ein.

Drohender Eklat?

Zu diesen Kandidaten gibt es jedoch noch eine vierte Variante. Nämlich, dass jemand aus dem inneren Kreis des brasilianischen Mutterhauses Safra auf den Chefposten in Deutschland bestellt wird. Das aber, mutmassen die Insider, hätte katastrophale Folgen. Der Vertrieb würde dies kaum goutieren und die Bank im schlimmsten Fall auseinanderbrechen.

Ob ein solch drastisches Szenario tatsächlich droht, will man bei J. Safra Sarasin in Basel ebenfalls nicht kommentieren.

Parallelen zur Schweiz

Dennoch zeigen sich Parallelen zu den Vorgängen bei J. Safra Sarasin in der Schweiz. Nach der Ernennung des Safra-Manns Edmond Michaan zum CEO im Mai 2013 und dem Abgang des langjährigen Sarasin-Chefs Joachim Strähle kam es auch hierzulande zu einem Exodus von ex-Bank-Sarasin-Mitarbeitern.

Demnach müsste sich das Mutterhaus Safra gründlich überlegen, ob es dasselbe Risiko in Deutschland nochmals eingehen will.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.56%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.21%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.08%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.59%
pixel