Der deutsche Markt ist für die Zürcher Bank Vontobel zentral. Doch im vergangenen Jahr verlor sie dort Kundengelder und fuhr erneut einen operativen Verlust ein. Was bedeutet das für die Strategie?

Deutschland ist aus dem Geschäft der Bank Vontobel nicht wegzudenken. Seit mehr als zehn Jahren sind die Zürcher dort vorab im Private Banking präsent.

In München (Bild oben: Der Friedensengel) ist zudem die Europa-Gesellschaft der Bank angesiedelt, die das Tor zum europäischen Markt offen hält. Und nicht zuletzt sind sowohl der Präsident der Gruppe, Herbert Scheidt, sowie der Leiter der grössten Division Asset Management, Axel Schwarzer, beides Deutsche.

Kostspieliger «Fokusmarkt»

Das nördliche Nachbarland brachte das Schweizer Traditionshaus allerdings auch Schlagzeilen zuhauf ein – besonders in Zusammenhang mit der Affäre um FC-Bayern-Präsident Uli Hoeness. Weitere «bad news» könnten folgen.

Laut Medienberichten droht das Bundesland Nordrhein-Westfalen rund 40 Schweizer Banken mit Klagen – darunter offenbar auch der Bank Vontobel.

Das zeigt, dass der «Fokusmarkt» Deutschland der Bank Vontobel einiges kostet. Nicht nur Nerven, sondern auch Geld. Wie finews.ch schon früher berichtete, hat die Schweizer Bank dort noch nie Gewinn gemacht. Im Jahr 2014 war das nicht anders.

Abflüsse von 600 Millionen Euro

Der kürzlich online veröffentlichte Geschäftsbericht der Vontobel Europe AG für das abgelaufene Jahr zeigt erstmals detailliert, wie sich das Tochterinstitut in Deutschland schlug – und was man für das Jahr 2015 erwarten kann.

Klar ist, dass Vontobel an den Standorten München, Frankfurt und Hamburg  letztes Jahr einen Verlust einfuhr: Beim Ergebnis aus der «normalen Geschäftstätigkeit» resultierte Ende 2014 ein Minus von 5,8 Millionen Euro – gegenüber Minus 4,2 Millionen Euro im Vorjahr. Dass die Deutschland-Tochter das Jahr mit einer schwarzen Null beschloss, ist dem Mutterhaus zu verdanken, das den Verlust umgehend ausglich.

Unterdurchschnittliche Margen

Gleichzeitig musste Vontobel in Deutschland einen Rückgang von Kundengeldern von 1,4 Milliarden auf rund 1 Milliarde Euro verschmerzen. Insbesondere flossen bei den «betreuten Kundengeldern» rund 600 Millionen Euro ab, wie es weiter heisst (vgl. Lagebericht).

Diese stammten laut einer Vontobel-Sprecherin vorab aus Custody-Mandaten. «Da diese Mandate eine unterdurchschnittliche Marge abwerfen, ist der Einfluss auf die Erfolgsrechnung gering», präzisierte sie auf Anfrage von finews.ch. Gleichzeitig flossen der Bank rund 200 Millionen Euro an Nettoneugeldern zu.

Investmentbank am einträglichsten

Ein Blick auf die Provisions-Einkünfte der Vontobel-Divisionen zeigt derweil ein höchst unterschiedliches Bild. Während das Investmentbanking in Frankfurt ganze 45 Prozent zum Ergebnis beisteuerte, kam das Kerngeschäft Private Banking auf 39 Prozent. Vom Asset Management, der derzeit grössten Sparte bei der Bank Vontobel, stammten gerade mal 16 Prozent.

Das gibt einen Hinweis darauf, wie willkommen das Volumen des Düsseldorfer Asset Managers Meriten gewesen wäre, um den sich die Bank Vontobel Anfang Jahr vergeblich bemühte.

Unterdessen stiegen die Personalkosten – nicht zuletzt, weil Vontobel etwa den Münchner Standort mit einem Private-Banking-Team der Credit Suisse verstärkte.

Nochmals rot?

Der Ausblick des von Vontobel-Finanzchef Martin Sieg Castagnola präsidierten Verwaltungsrats von Vontobel Europe fällt gemischt aus. Von einem scharfen Konkurrenzkampf im deutschen Private Banking ist ebenso die Rede wie von einem weiteren (organischen) Ausbau. So werden 2015 knapp 300 Millionen Euro Nettoneugeld sowie ein Provisionsertrag von rund 2 Millionen Euro angepeilt.

Was nichts anderes bedeutet, als dass das Mutterhaus in Zürich in diesem Jahr wohl nochmals einen Verlust ausgleichen müsste.

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