Jahrelang konnte nichts die Erfolgsstory des Zürcher Derivate-Spezialisten aufhalten. Die Neuausrichtung des Unternehmens zeigt nun aber: Leonteq kann sich den Zwängen der Branche nicht entziehen.

Keine Frage: Leonteq ist eine der raren, grossen Erfolgsgeschichten in der Schweizer Finanzbranche. Während der ganze Sektor im Krisenmodus verharrte, liess sich der Zürcher Spezialist für Strukturierte Produkte jahrelang durch nichts und niemanden stoppen.

Als Fintech-Unternehmen der ersten Stunde versprühte Leonteq von Anfang an Aufbruchstimmung. Die Gruppe gewann auch ausserhalb des Banking namhafte Partner wie die Versicherer Helvetia und Swiss Life und expandierte nach Asien. Mit Raiffeisen engagierte sich die drittgrösste Schweizer Bank als Ankeraktionärin. Und an der Börse legte die Leonteq-Aktie vom Debüt im Spätherbst 2012 bis Ende 2015 um fast 1'000 Prozent zu.

Erstmals Entlassungen

Über all den Erfolgen glänzte die Gestalt des mit seinem 39 Jahren immer noch jugendlich wirkenden Mitgründers und CEO Jan Schoch. finews.ch verglich den blitzgescheiten und in seinem ewigen Karohemd unprätentiös auftretenden Leonteq-Lenker auch schon mit Elon Musk, dem brillanten Hauptaktionär des US-Elektroautoherstellers Tesla. Beide gelten als «Game Changer» in ihrer Branche: Schoch im Bereich Strukturierte Produkte – und Musk, der das Elektroauto massentauglich macht.

Doch seit diesem Mittwoch scheint Schochs schon fast unheimliche Erfolgsstory mit Leonteq «entzaubert». Wie auch finews.ch berichtete, gab das Unternehmen eine neue Strategie bekannt, die einem harten Bremsmanöver gleich kommt. Erstmals in seiner Geschichte muss der Zürcher Derivate-Spezialist Stellen streichen – und erstmals beschränkt er sich nicht mehr auf Versprechen, sondern formuliert klare Vierjahres-Ziele.

Harte Rückschläge

Dies, nachdem das Unternehmen in den letzten Monaten harte Rückschläge hatte einstecken müssen. Letzten April musste Leonteq bezüglich des ersten Quartals eine Gewinnwarnung ausgeben. Das erste Semester fiel schlechter aus als im Vorjahr. Von den Anlegern wurde das gar nicht goutiert: An der Börse hat der «Highflyer» von einst in diesem Jahr zwei Drittel seines Werts eingebüsst.

Schon letzten Juli erklärte Schoch gegenüber finews.ch, das Unternehmen sei «deutlich konservativer geworden». Wie konservativ, das zeigte nun der heutige Investorentag. Der Umbau des Unternehmens in drei Pfeiler, die auf das Jahr 2020 weichende Strategie: das hätte man einem Versicherer zugetraut, aber nicht der quirligen Leonteq.

Strategischer Investor gesucht

Das es nun soweit kommt, ist wohl nicht zuletzt dem Druck der Investoren geschuldet. Nach der Talfahrt der letzten Monate dürften diese nun auf eine bessere «Visibility» bei Leonteq gedrängt haben. Für die Klarsicht der Eigner sorgen soll wohl auch die am Mittwoch bekannt gewordene Ernennung des Deutsche-Börse-Mannes Rüdiger Assion zum Chief Communications Officer von Leonteq. Mit der neu geschaffenen Position trage die Gruppe der «zunehmenden Bedeutung einer transparenten und strategischen Kommunikation an den Kapitalmärkten Rechnung», hiess es.

Zumal der Ankeraktionärin Raiffeisen wäre etwas weniger Aufregung um ihr Investment wohl sehr recht. Im Rahmen des bestehenden Aktionärsbindungsvertrags hält Raiffeisen Schweiz rund 28 Prozent am Derivate-Spezialisten. Wie Raiffeisen-CEO Patrik Gisel gegenüber finews.ch durchscheinen liess, könnte er sich durchaus eine Reduktion des Leonteq-Anteils vorstellen. Doch dazu bräuchte es einen strategischen Investor – und diese dürften zuletzt einen grossen Bogen um den Titel gemacht haben.

Tiefes Misstrauen

Wie tief das Misstrauen mittlerweile sitzt, zeigte sich am Mittwoch am Investorentag – nach Bekanntgabe der neuen Strategie stürzte der Leonteq-Aktienkurs zeitweilig um mehrere Prozente ab. Analysten monierten, das Unternehmen habe sich klammheimlich von Versprechen wie etwa dem Neukundenziel im Bereich Investment Solutions verabschiedet.

Der Umgang mit der entzauberten Leonteq ist, so macht es den Anschein, gewöhnungsbedürftig. Und die grosse Frage steht im Raum: Gewöhnt sich Schoch selber daran?

Ruhiger geworden ist er selber nämlich keineswegs, wie die Inititiativen und Projekte zeigen, die er letztens vom Zaun gerissen hat. Nun muss sich weisen, ob sie Schoch und seinen Talenten nicht mehr Spielraum bieten als Leonteq.

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