Um den Bruch im Geschäft mit Firmenkunden zu überwinden, geht die Credit Suisse in der Schweiz bald neue Wege. Dabei mischt die Grossbank in einem mitunter heiklen Trend mit.

Es war wohl André Helfensteins letzter grosser Auftritt als Leiter Firmenkunden und institutionellen Investoren bei der Schweizer Universalbank der Credit Suisse (CS). Wie finews.ch exklusiv berichtete, übernimmt er ab dem 1. Januar 2017 die Verwantwortung über den neu geschaffenen Geschäftsbereich Institutional Clients mit institutionellen Kunden, Drittbanken sowie externen Vermögensverwaltern.

Gegenüber der Westschweizer Zeitung «Le Temps» (Artikel bezahlpflichtig) analysierte Helfenstein nun noch einmal das Firmenkunden-Geschäft – und stellte dort einen veritablen «Bruch» fest. Konzerne, so der CS-Banker, würden seltener Bankkredite beanspruchen. Angesichts der rekordtiefen Zinsen lösten sie das Geld lieber direkt von den Investoren am Kapitalmarkt.

Die Banker vor dem Bruch

Die Banken wüssten mit diesem «Bruch» aber umzugehen, begleiteten sie doch die Kapitalmarkt-Transaktionen und hielten den Firmen das Geld spezialisierter Fonds zu, so der CS-Manager weiter. Das entlaste die Bilanz – die Kredite würden nicht auf den Büchern der Bank geführt, die Risiken lägen bei den Investoren.

Ein Form der Finanzierung, der die CS offenbar nicht abgeneigt ist. Die Bank werde baldmöglichst einen solchen Spezialfonds lancieren, erklärte Helfenstein gegenüber dem Westschweizer Blatt. Noch ist unklar, wie das geplante Vehikel bei den Investoren ankommen wird – die Grossbank wollte eine Anfrage zur Ausgestaltung des Angebots mit Verweis auf die Planungsarbeiten nicht kommentieren.

Ziemlich sicher ist hingegen, dass damit das Lager der Schattenbanken weiteres Gewicht erhält. Gemeint sind damit nicht zwingend sinistre Organisationen. Sondern im Prinzip jedes Unternehmen, welches im gesetzlichen Rahmen Finanzgeschäfte betreibt, aber kein Kreditinstitut ist.

Riesige Ausmasse in der Schweiz

Dennoch sind die Schattenbanken seit der Finanzkrise ins Visier der Aufsicht gerückt. Während die Banken gezwungen werden, ihre Risiken in der Bilanz genau zu bewerten und mit teurem Eigenkapital zu hinterlegen, stossen Hedgefonds und andere Finanzinvestoren sozusagen im Windschatten der Regulierung ins klassische Bankgeschäft vor. Das ist internationalen Gremien wie dem Financial Stability Board ein Dorn im Auge.

Wie die CS selber in einer Studie aus dem Jahr 2014 feststellte, hat das «Shadow Banking» in der Schweiz riesige Ausmasse angenommen. So hielt die Grossbank damals fest, dass der aktive Schattenbanken-Bereich mehr als doppelt so gross wie das Schweizer Bruttoinlandprodukt sei – auch im internationalen Vergleich ein Spitzenwert.

Zwei Jahre zuvor hatte die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) die von Schweizer Schattenbanken verwalteten Vermögen auf 1'500 Milliarden Franken geschätzt.

Der Kreis schliesst sich

Wenn Banken selber im Schatten-Banking mittun, schliesst sich der Kreis. An entsprechenden Initiativen mangelt es offensichtlich nicht, wie das Beispiel der CS, aber auch der deutlich kleineren Zürcher Vontobel Gruppe zeigte. Den Instituten ist dabei zugute zu halten, dass sie auf legale Weise von der Regulierung geschaffene Trends nutzen. Dass dabei dieselbe Regulierung ad absurdum geführt wird, scheint eine unvermeidliche Begleiterscheinung zu sein.

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