Das Milliarden-Investment von Tesla in Bitcoin kündigt eine grosse Verschiebung an. Zuschauer sind die Banken – auch in der Schweiz. Die technologische und kulturelle Rückständigkeit wird sich rächen, schreibt finews.ch-Chefredaktor Peter Hody.

Ab sofort wird sich jeder Finanzchef, Anlagechef und Treasurer in allen Unternehmen auf der Welt mit Bitcoin, Kryptowährungen, digitalen Assets und überhaupt mit Vermögenswerten der Zukunft auseinandersetzen müssen.

Denn das Investment von 1,5 Milliarden Dollar des Elektro-Autobauers Tesla und seines CEOs Elon Musk in Bitcoin manifestiert das, was mit «The Big Shift» beschrieben wird: eine seismische Verschiebung.

Technologie und demografische Entwicklung

Diese Verschiebung umfasst nicht allein die Anlagepolitik und das Cash- und Treasury-Management von Unternehmen. Oder die Nutzung von digitalen Währungen als Zahlungsmittel über einfache technologische Applikationen. Oder die Digitalisierung von Vermögenswerten. Oder die Berücksichtigung von digitalen Assets im Aufbau eines Vermögensverwaltungsportfolios.

«The Big Shift» bedeutet, dass im Zuge der weiteren Digitalisierung und Technologisierung der Wirtschaft und der Finanzkreisläufe – mit der Blockchain-Technologie als Speerspitze – in Verbindung mit der demografischen Entwicklung sich Kryptowährungen als dezentrales Geldsystem etablieren und der Katalysator im Wandel der Weltwirtschaft werden.

Tesla-Bitcoin-Singularity

Sprich: Bitcoin, die digitale Leitwährung, ist seit der Veröffentlichung des Tesla-Jahresberichtes definitiv aus der teils sinistren Ecke der Computer-Nerds, Krypto-Anarchisten und Fintech-Evangelisten in den Boardrooms der globalen Grosskonzerne angekommen.

Das Silicon Valley, die Brutstätte der New Economy, ist derweil euphorisiert über die «Tesla-Bitcoin-Singularity»; ein Ereignis, das technologisches Wachstum in ungeahntem Ausmass freisetzt und die menschliche Zivilisation verändern wird.

Bitcoin: Überzeugende Antwort auf Geldpolitik

Man sollte dies nicht als futuristische Tagträumerei abtun. Tesla ist das Unternehmen, das die Automobilindustrie und letztlich die Mobilität revolutioniert, Elon Musk ist nicht bloss ein Visionär, sondern ein ebenso umstrittener wie beinharter und höchst erfolgreicher Unternehmer mit Popstar-Qualitäten. Und Bitcoin ist das erste und bisher bewährteste Erzeugnis der Blockchain-Technologie und die zunehmend überzeugende Antwort auf eine fehlgeleitete Notenbankpolitik der fortlaufenden Geldentwertung.

Ob «The Big Shift» oder Singularity-Ereignis: Die Banken – und damit sind insbesondere auch die Schweizer Banken gemeint – drohen diese fundamentalen Veränderungen zu verpassen.

Allzu zaghaft wird auf dem Schweizer Finanzplatz die Brücke zwischen traditionellem Banking und Crypto Finance gebaut. Vereinzelte Banken bieten ihren Privatkunden inzwischen Krypto-Dienstleistungen an.

Krypto für Firmenkunden? 

Was sich im Privatkundengeschäft äussert, manifestiert sich im Corporate-Geschäft in aller Deutlichkeit: Es gibt schlicht keine Schweizer Bank (abgesehen von den Newcomern Seba und Sygnum), die ihren Firmenkunden im Cash- und Treasury-Management Know-how und umfassende Dienstleistungen im Bereich von Kryptowährungen oder digitalen Assets bieten könnte.

Es gibt keinen etablierten Schweizer institutionellen Asset Manager, der Produkte um diese Zukunftswerte aufbaut, und es gibt auch keine institutionellen Investoren, die ihre Anlagepolitik entsprechend ausrichten würden. Dieser Konservatismus konnte in der Vergangenheit noch mit der Ungewissheit über regulatorische Entwicklungen im Krypto-Bereich entschuldigt werden. Doch inzwischen ist die konservative Haltung der Banken Ausdruck einer Rückständigkeit.

Der träge technologische Wandel des Schweizer Finanzplatzes und seiner Banken, die traditionsbehaftete Mentalität und Kultur in den Führungsetagen, werden in diesen Tagen einem Reality-Check unterzogen. Und die Realität ist simpel: Bitcoin und Kryptowährungen sind Teil des Finanzsystems. Es brauchte einfach einen Elon Musk als Augenöffner.

 

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