Vordergründig verlagern die Schweizer Grossbanken aus rein wirtschaftlichen Überlegungen immer mehr Personal und Ressourcen von Hongkong nach China. Doch die angespannte politische Situation in der einstigen britischen Kronkolonie liefert weitere handfeste Gründe dafür – was letztlich zum Ende Hongkongs als Brückenkopf zwischen Ost und West führen wird.

Die beiden Schweizer Grossbank UBS und Credit Suisse (CS) wollen eine Reihe von Kaderleuten, die bisher von Hongkong aus tätig waren, auf das chinesische Festland verlagern – namentlich in die Wirtschaftsmetropolen Shanghai und Shenzhen, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» am Mittwoch meldete.

Dies vor dem Hintergrund, dass das Reich der Mitte die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt ist und aufgrund der vermutlich abflauenden Corona-Pandemie vor einem epochalen Aufschwung steht.

Davon möchten auch die beiden Schweizer Institute profitieren, zumal sie schon seit geraumer Zeit grosse Ambitionen in China hegen. Vor diesem Hintergrund hat die CS kürzlich drei Top-Manager, darunter Vivian Feng, Richard Kot und Felix Meng, sowie vier weitere Junior-Banker auf das Festland versetzt, wie «Bloomberg» berichtete und sich dabei auf Quellen beruft, die mit der Sache vertraut sein sollen.

Attraktives Festland

Bei der UBS wiederum sollen ebenfalls mehrere Managing Director vor einer Versetzung stehen, wobei noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden sei. Die beiden Institute wollten sich selber dazu nicht äussern.

Die Verlagerungen erfolgen einerseits vor dem Hintergrund, dass China seine Regulierung im Finanzmarkt für ausländische Institute in jüngster Zeit gelockert hat und es damit möglich wird, dass auswärtige Banken inländische Anbieter übernehmen können. Morgenluft wittern deshalb auch US-Häuser wie J.P. Morgan oder Goldman Sachs, die ihre Präsenz im Reich der Mitte substanziell ausgebaut haben.

Druck aus Peking

Anderseits hängt der jüngste Entschluss der Banken, stärker «onshore» in China vertreten zu sein, vor allem mit dem Umstand zusammen, dass Hongkong seit rund 18 Monaten unter einem enormen politischen Druck aus Peking steht, was allerdings kein Institut so bestätigen würde.

Doch in den vergangenen Monaten hat sich verschiedentlich gezeigt, wie diverse ausländische Banken sich aufgrund von neuen Gesetzen und Bestimmungen in Hongkong immer wieder anpassen mussten und zeitweilig sogar in einem Konflikt mit US-Sanktionen gerieten. Insbesondere der britische HSBC-Konzern, der auf eine lange Tradition in China zurückblickt, sah sich in jüngster Zeit verschiedentlich enormen Problemen ausgesetzt, wie auch finews.ch berichtete.

Gesunkene Standort-Attraktivität

Unter diesen Prämissen hat Hongkong einen erheblichen Teil seiner Anziehungskraft als Finanzdrehscheibe verloren, vor allem nachdem China im vergangenen Jahr ein strenges Sicherheitsgesetz über die Stadt verhängte, um Proteste gegen die von Peking dort installierte Regierung zu unterbinden.

Zudem bekunden die ausländischen Banken zunehmend auch Schwierigkeiten, Top-Positionen in Hongkong mit ausländischen Mitarbeitenden zu besetzen. Höhere Steuern, welche die chinesischen Behörden in Aussicht gestellt haben, tragen ebenfalls wenig zur Attraktivität von Hongkong als Arbeitsort bei.

Starkes Indiz

Dass in China für die (Schweizer) Banken ein riesiges Geschäftspotenzial besteht, ist unbestritten. So erklärte vergangenen Woche unter anderem auch der Asien-Chef der CS, Helman Sitohang, dass die Bank bestrebt sei, so schnell wie möglich die volle Kontrolle über ihr Gemeinschaftsunternehmen zu erlangen, wie auch finews.asia berichtete. Ausserdem will die CS dem weiteren Vernehmen nach ihre Mitarbeiterzahl im Reich der Mitte mittelfristig verdoppeln und parallel dazu die Infrastruktur ausbauen.

Alles in allem handeln die Schweizer Banken opportunistisch, was wirtschaftlich absolut vertretbar ist; gleichzeitig ist dies aber auch ein starkes Indiz dafür, dass die Attraktivität Hongkongs als Finanzplatz und Brückenkopf zwischen Ost und West bröckelt – zumal die rechtliche Sicherheit und die unternehmerische Freiheit immer weniger gegeben ist.

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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