Das Westschweizer Krypto-Startup Metaco hat 17 Millionen Franken bei Investoren aufgenommen. CEO Adrien Treccani sagt im Interview mit finews.ch, wie das Geld verwendet wird, um den Breakeven zu erreichen.


Metaco ist ein Westschweizer Startup und als Technologiedienstleister im Bereich von Kryptowährungen und digitalen Vermögenswerten bekannt. In einer Finanzierungsrunde hat Metaco nun 17 Millionen Franken aufgenommen. Investoren waren neben der Zürcher Kantonalbank, Standard Chartered, Investiere, Swisscom, Post und Avaloq der Sicherheitstechnologiekonzern Giesecke+Devrient, der die Runde anführte.

Herr Treccani, zwei Banken haben an der Finanzierungsrunde teilgenommen. Bedeutet dies, dass Kryptowährungen in der etablierten Finanzindustrie den Durchbruch geschafft haben?

Metaco ist seit zwei Jahren mit eigenen Produkten auf dem Markt. Es macht uns sehr stolz und es ist aufregend zu sehen, dass die Technologien nun breit angewendet werden, sowohl in der Schweiz als auch international. Vor zwei Jahren kreisten die Ideen der Banken vor allem um das Thema Tokenisierung. Doch inzwischen sind im Bankenumfeld wieder Kryptowährungen und Stable Coins in den Fokus gerückt.

Was ist mit dem Hype-Thema Tokenisierung geschehen?

Wir haben realisiert, dass dafür ein Ökosystem fehlt. Es gibt keine funktionierenden Sekundärmärkte und zu wenige Custodians im Markt sind willens, solchen Token aufzubewahren.

Wie müsste ein Case für Tokenisierung aussehen?

Wir sehen eine Menge interessanter Anwendungen mit der Tokenisierungstechnologie. Aber die Entwicklung ist eine langfristige. Krypowährungen sind kurzfristig: Sie können für Banken unmittelbar eine profitable Assetklasse sein.

«Möglicherweise entscheiden wir in zwei oder drei Jahren anders»

Die Tokenisierung ist technologisch zwar kein Problem mehr, aber eine profitable Anwendung sehe ich in den kommenden zwölf Monaten nicht.

Wie lange halten die nun aufgenommenen 17 Millionen Franken an?

Derzeit benötigen wir keine zusätzliche Finanzierung mehr. Aber möglicherweise entscheiden wir uns in zwei oder drei Jahren doch anders, um unser Wachstum weiter zu beschleunigen.

Wann erwarten Sie den Breakeven?

In zwei Jahren. Wir könnten bereits jetzt profitabel sein. Aber wir investieren viel Geld in die Entwicklung sowie in den Vertrieb. Mit diesen Investitionen liegt unser Breakeven-Ziel im Jahr 2022.

Wie gross ist das Team von Metaco?

Wir sind 27. Aber Sie können sich vorstellen, dass wir in diesem und im nächsten Jahr massgeblich ausbauen werden.

Was halten Sie von Libra, dem Facebook-Kryptowährungsprojek – ist es der Anti-Bitcoin?

Eher das Gegenteil. Ich glaube, Libra ist ein Türöffner für Kryptowährungen und eine Alternative zu den sehr volatilen anderen Währungen, die für viele Leute tatsächlich nicht die richtige Lösung sein können.

Aber Libra ist eigentlich nur Teil einer Bezahllösung.

Wie man ein Bezahlsystem definiert und wie einen Stablecoin, ist eine interessante Frage. Formal ist Libra ein Stablecoin, weil dahinter eine eigene Infrastruktur stehen soll mit einem eigenen Netzwerk. Das sieht dann wieder nach einem effizienten und modernen Bezahlsystem aus.

Welche finanziellen Ziele haben Sie für Metaco gesetzt?

Wir machen unserer Finanzziele nicht öffentlich. Aber in den kommenden zwei Jahren wollen wir in unseren bereits starken Märkten weiter wachsen, das heisst bei Finanzinstitutionen der Tier 1- und Tier 2-Kategorie.

«Swisscom ist eine ganz andere Avaloq»

Der nächste Meilenstein wird ein Angebot sein, dass auch für kleinere Banken interessant sein wird. Dabei werden wir Dienstleistungen aus der Cloud anbieten.

Mit Giesecke+Devrient und Sicpa haben Sie zwei Investoren, die Partner von Zentralbanken sind.

Wir sind auch auf dieser Seite des Marktes präsent und erwarten hier weiteres Wachstum. Sicpa in Lausanne ist ein globaler Zulieferer für Notenbanken. Giesecke+Devrient ist das deutsche Alter Ego und auch Partner von Sicpa. Wir glauben, dass dies unserer Präsenz in diesem doch recht geheimnisvollen Markt hilft.

Avaloq ist ein Partner von Metaco. Was sind dort die Pläne?

Avaloq ist für uns sehr wichtig, als Aktionär, Verwaltungsrat und direkter Berater sowie interner Partner. Doch ist diese Partnerschaft mit Avaloq nicht exklusiv. Wir haben ähnliche Vereinbarungen mit anderen Infrastrukturanbietern im Markt. Denken Sie an Swisscom – das ist eine ganz andere «Avaloq». Swisscom ist durch Custodigit aktiv im Markt. Sie nutzen auch unser System Silo. Ich gehe fest davon aus, dass wir noch weitere Partnerschaften – auch strategischer Art – in den kommenden Monaten ankündigen können.


Adrien Treccani hat Metaco im Jahr 2015 mitgegründet. Der 34-jährige startet seinen Karriere als quantitativer Analyst bei Jabre Capital Partners in Genf. Er schloss an der Lausanner ETH in Financial Engineering ab und promovierte am Swiss Finance Institute.

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