Das Preisschild, das Ripple bei der Übernahme dem Lausanner Blockchain-Unternehmen Metaco angehängt hat, ist bemerkenswert. Es könnte dem M&A-Markt im Kryptobereich Auftrieb verleihen. Auch anderswo profitiert das Schweizer Crypto Valley womöglich.

Die beeindruckende Rally zu Jahresbeginn hat zuletzt an Schwung verloren. Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether sind von ihren Jahreshochs deutlich zurückgekommen. Der Bitcoin notiert zwar rund 60 Prozent höher als zu Jahresbeginn, pendelt aber um 26'500 Dollar und damit weit weniger als der Hälfte seines Rekordhochs vom November 2021. Es scheint fast so, als ob der Markt derzeit im Niemandsland feststeckt.

Weiterhin in Schockstarre

Trotz der diesjährigen Renaissance des Kryptowährungsmarktes bleibt die Stimmung im breiteren Blockchain-Universum gedämpft. Die Bitcoin 2023 Konferenz in Miami, die unlängst zu Ende ging, zählte nur rund 15’000 Teilnehmer, weniger als die Hälfte der Teilnehmerzahl von 2022. Auch Investoren und Risikokapitalgeber sind derzeit kaum für Web3-Unternehmen zu begeistern.

Das Geschäft mit Blockchain- und Krypto-Startups kommt nur langsam in Gang, sind doch die Finanzierungen stark rückläufig. Im ersten Quartal lagen sie mit 1,7 Milliarden Dollar rund 82 Prozent unter dem Vorjahreswert, wie Daten von Crunchbase zeigen. Auch bei M&A-Deals fehlt es an Durchschlagskraft. Grosse Transaktionen sind Mangelware.

Metaco-Übernahme sorgt für Aufsehen

Umso bemerkenswerter ist die Übernahme des Lausanner Krypto-Startups Metaco. Der US-Branchenriese Ripple kaufte das Westschweizer Unternehmen vergangene Woche für 250 Millionen Dollar, wie finews.ch berichtete. Erstaunlich ist vor allem das Preisschild, denn dieser Deal ist der einzige, der in diesem Jahr die 100-Millionen-Dollar-Grenze überschritten hat. In den vergangenen Jahren gab es noch mehrere solcher Übernahmen.

Vielleicht ist es verfrüht, von einem neuen Trend zu sprechen. Immerhin scheint aber die Übernahme von Metaco durch Ripple darauf hinzudeuten, dass das Interesse der Investoren an so genannten «Pick-and-Shovel»-Unternehmen wieder zunimmt.

Attraktive Wachstumsfelder

Metaco ist für seine Technologien zur Verwahrung digitaler Vermögenswerte und zur Tokenisierung bekannt. Das Unternehmen bietet Infrastrukturlösungen für institutionelle Investoren, um neue Geschäftsmodelle im Kryptobereich zu skalieren. Die Flaggschifflösung Harmonize wird von grossen globalen Custodians und Banken eingesetzt.

Custody und Tokenisierung sind attraktive Marktbereiche, die weiter wachsen werden, unabhängig vom letzten Schrei oder Hype um Alt- oder Meme-Token, die bei genauerer Betrachtung oft hochspekulative «Shit-Coins» sind.

Signalwirkung in der Web3-Welt

Die in San Francisco ansässige Ripple ist Partnerschaften mit zahlreichen weltweit führenden Finanzinstituten eingegangen und konzentriert sich auf die Abwicklung von Finanztransaktionen in Echtzeit. Die Übernahme von Metaco stärkt jetzt nicht nur die strategische Position des US-Anbieters als wichtiger Akteur im Kryptobereich.

Die Metaco-Transaktion könnte auch eine breitere Signalwirkung für Fusionen und Übernahmen in der Blockchain- und Kryptowelt haben, insbesondere bei Unternehmen, die ihre Web3-Infrastruktur aufbauen oder erweitern möchten. Sie könnte nun mehr Käufer von der Seitenlinie anlocken, die darauf warten, dass der Markt die Talsohle durchschreitet.

Ripple selbst dürfte dabei eine Vorreiterrolle spielen. Obwohl das Unternehmen in einen langwierigen Kampf mit der US-Börsenaufsicht SEC verwickelt ist, hält es dies nicht davon ab, in internationale Märkte und neue Geschäftsfelder zu expandieren, wie auch der Metaco-Deal unterstreicht. Der CEO von Ripple Labs, Brad Garlinghouse, kündigte kürzlich am Dubai Fintech Summit an, dass das Unternehmen eine Milliarde Dollar aus seinen Barreserven für die weitere Expansion verwenden will.

Schweizer Krypto-Valley ein Profiteuer?

Ripple will seine Mittel in blockchainfreundliche Märkte investieren. Garlinghouse nannte explizit Länder wie die Schweiz und die Vereinigten Arabischen Emirate, die klare Regulierungen bieten und unternehmerische Investitionen fördern. Dies würde es Ripple ermöglichen, Übernahmen in Betracht zu ziehen und seine Präsenz in diesen Märkten auszubauen.

Möglicherweise werden nun auf Metaco weitere Übernahmen im Schweizer Blockchain-Universum folgen, wenn auch nicht unbedingt durch Ripple. In der Schweiz gibt es viele attraktive Blockchain-Unternehmen, die für ausländische Investoren interessant sein könnten, etwa im Bereich der Tokenisierung von Vermögenswerten.

Reichlich Vorzüge

Aber nicht nur für Investoren und Unternehmen auf Einkaufstour ist die Schweizer Blockchain-Industrie attraktiv, zumal sie von der im Vergleich zu anderen Ländern klareren Regulierung durch die Finma profitiert. Das harte regulatorische Durchgreifen der SEC und der Biden-Administration führt dazu, dass Kryptounternehmen die USA verlassen und neue Standorte suchen.

Dank Rechts-, Regulations- und Investitionssicherheit gekoppelt mit enormem Blockchain-Know-how könnte das Schweizer Crypto Valley auch hier zu den Profiteuren gehören.

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