Die amerikanische Notenbank muss sich bei ihrer Zinsentscheidung heute Abend zwischen zwei Übeln entscheiden: Dem Sand im Getriebe des Banksystems oder die Inflation. Vor einem ähnlichen Dilemma steht auch die SNB für ihre Entscheidung am Donnerstag.

Bereits gestern hat der Offenmarktausschuss des Federal Reserve Bard rund um Notenbank-Präsident Jerome Powell seine Sitzung begonnen. Am heutigen Mittwochabend um 20.00 Uhr MEZ wird klar sein, welches Lager der Bank-Volkswirte mit ihren Prognosen recht hatten.

Laut der Nachrichtenagentur «Bloomberg» erwartet weiterhin die Mehrheit der Ökonomen eine Anhebung des Zinsniveaus in den USA um 25 Basispunkte auf dann 4,75 bis 5,00 Prozent. Eine Minderheit rechnet mit einer Zinspause.

Bezeichnend ist, dass erstmals seit Langem bei den Experten überhaupt wieder ein Dissens zu den Zinserwartungen herrscht. Denn eigentlich waren die Prognosen der Banken seit Beginn der Zinswende in den USA fast einstimmig und erfüllten sich dann auch so im Resultat.

Abwarten, bis sich der Staub gelegt hat

Die Befürworter eines Aussetzens bei den Zinserhöhungen verweisen auf die Spannungen im Bankensystem. Die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) hat zu einer grossen Unsicherheit geführt. Zugleich wurde die Rettung der Credit Suisse durch die UBS auf dem internationalen Parkett mit Argusaugen verfolgt. Die Fed habe in der Vergangenheit immer vorsichtig agiert und neige dazu abzuwarten, bis sich unübersichtliche Gemengelagen geklärt hätten, so die Vertreter des Pausen-Lagers.

Dort wird sogar damit gerechnet, dass die Notenbank den eigentlich an dieser Sitzung fälligen Ausblick, also die Vorhersage des Zinspfades für die kommenden Sitzungen, verschieben oder sogar ganz aussetzten könnte.

Welches Signal wird Thomas Jordan senden?

In einer ähnlich gelagerten Zwickmühle befindet sich auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) bei ihrer turnusmässigen Zinsentscheidung am Donnerstag. Verzichtet man darauf, der Bankenbranche mit einem weiteren Schritt um 50 oder 25 Basispunkte einen zusätzlichen Belastungsfaktor zuzumuten? Oder signalisiert man mit der eigentlich fälligen und auch erwarteten Anhebung, dass nach der CS-UBS-Entscheidung jetzt alles geregelt ist und man zurück zur Normalität kehren kann?

Die Schweizer Konjunkturdaten der vergangenen Monate sprechen eigentlich klar für einen Zinsschritt. So hatte sich die Inflation im Februar auf 3,4 Prozent wieder beschleunigt.

Zinsabstand schafft Spielraum

Zudem war die EZB in der vergangenen Woche mit einem Schritt um 50 Basispunkte auf nun 3,5 Prozent in Vorlage gegangen. Das war in der Eurozone bereits die zweite Anhebung seit der letzten SNB-Entscheidung im Dezember. Der Zinsabstand hat sich also zu den Schweizer Zinsen von aktuell 1,0 Prozent nochmals vergrössert und schafft damit Handlungsspielraum für die SNB, ohne eine Aufwertung des Franken zu riskieren.

Dass die SNB aktuell einer Frankenstärke den Vorzug gibt, lässt sich auch an der Entwicklung der Devisenverkäufe ablesen. So wurden im vierten Quartal 2022 laut Geschäftsbericht gut 27 Milliarden Franken in Fremdwährungen veräussert, nachdem in den neun Monaten zuvor noch für rund 5 Milliarden Franken zugekauft wurde. Im Vorjahr hatte die SNB noch für gut 21 Milliarden Franken Devisen erworben.

Mit einem starken Franken kann sich die SNB etwas gegen die importierte Inflation stemmen.

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