Seit 52 Jahren amtierte die US-Investorenlegende Warren Buffett als Chairman von Berkshire Hathaway. Gleichzeitig ist der Börsenguru auch CEO des Konglomerats. Das soll sich ändern, findet die grösste amerikanische Pensionskasse.

Die grösste Pensionskasse der Vereinigten Staaten will für einen Vorschlag stimmen, der Warren Buffett als Chairman von Berkshire Hathaway ablösen soll.

Wie das «Wall Street Journal» berichtet, will das California Public Employees' Retirement System, bekannt als Calpers, eine Aktionärsinitiative des National Legal and Policy Center unterstützen, wonach die Position des Chairmans bei der Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway künftig unabhängig sein soll. 

«Geschwächte Führungsstruktur»

Nach 52 Jahren als Chairman würde dies Buffett davon abhalten, das Unternehmen weiterhin in Personalunion als Chairman und CEO zu führen. Dass ein und dieselbe Person beide Funktionen besetzt, schwäche die Unternehmensführung, meint das National Legal and Policy Center in ihrer Aktionärsinitiative.

Calpers verwaltet ein Gesamtvermögen von mehr als 450 Milliarden Dollar, darunter etwa 2,3 Milliarden Dollar in Berkshire-Aktien der Klasse A und Klasse B. Die grösste öffentliche Rentenversicherung in Amerika gab ihre Haltung in Unterlagen bekannt, die sie im Vorfeld der jährlichen Aktionärsversammlung von Berkshire bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht hat.

Kult-GV in Ohmaha

Der Vorstand von Berkshire Hathaway spricht sich gegen die Massnahme aus. Er ist der Ansicht, dass Buffett weiterhin beide Funktionen ausüben sollte. Nach seinem Ausscheiden sollte ein Vorstandsmitglied, das nicht dem Management angehört, den Vorsitz übernehmen.

Der 91-jährige Buffett wurde 1965 CEO von Berkshire und bekleidet seit 1970 auch den Posten des Vorstandsvorsitzenden. Er hält einen Stimmrechtsanteil von 32 Prozent am Unternehmen. Nach pandemiebedingter Pause empfängt die Anlegerlegende ihre Aktionäre dieses Jahr wieder in Person. Die Generalversammlung, die in Aktionärskreisen Kultstatus geniesst, findet am 30. April in Ohmaha, Nebraska, statt.

Goldman Sachs & Co. auch in der Kritik

Nicht zuletzt fordert Calpers Berkshire auch dazu auf, mehr Informationen darüber zu liefern, wie die Holdinggesellschaft mit Klimarisiken umgeht. «Unserer Ansicht nach sind die bestehenden Angaben des Unternehmens unzureichend», heisst es im Antrag von Calpers.

Das National Legal and Policy Center wiederum hat überdies Initiativen lanciert, die darauf abzielen, dass auch bei Goldman Sachs Group, Coca-Cola, Mondelez International, Salesforce.com und Home Depot Inc der Chairman ein unabhängiges Mitglied des Vorstands sein sollte. Calpers, die Aktionärin aller fünf Unternehmen ist, äusserte sich bislang nicht dazu, ob sie diese Vorschläge unterstützen würde.

Die Pensionskasse unterstütze aber generell die Trennung der Rollen des Vorstandsvorsitzenden und des Geschäftsführers bei allen Unternehmen, an der sie Aktien besitze, heisst es.