Die Corona-Pandemie hat die Preisentwicklung von Immobilien in den Schweizer Wintersport-Orten gedrosselt. Doch sie könnte weit grössere Veränderungen auslösen.

Die Zweitwohnungs-Initiative oder die Lex Weber haben den Bauboom in den Schweizer Berg- und Skiregionen deutlich verlangsamt. In einer Gemeinde darf der Anteil an Zweitwohnungen 20 Prozent nicht übersteigen.

Wie das Beratungsunternehmen Knight Frank in seiner jüngsten Studie zu den Preisentwicklungen in den Skiregionen der Schweiz und Frankreichs festhält, dürfte die Corona-Pandemie wieder mehr Bewegung in die Immobilienentwicklung in den Schweizer Tourismusorten bringen.

Zwettwohnsitze werden umklassifiziert

Wie auch finews.ch beschrieben hat, ist der Zweitwohnsitz in den Bergen für viele Banker zum Fluchtpunkt in der Corona-Pandemie geworden. Das Bündnerland ist drauf und dran, zum riesigen Homeoffice umfunktioniert zu werden. Die einzelnen Gemeinden buhlen um Banker und Arbeitnehmer aus dem Dienstleistungssektor.

Knight Frank stellt nun fest, dass in den Berg- und Skiregionen in den vergangenen sechs Monaten zahlreiche Zweitwohnsitze umklassifiziert worden sind. «Unterländer» wohnen und arbeiten nun vermehrt permanent in ihren Chalets und Ferienwohnungen. «Die Auswirkungen könnten bedeutend sein», hält Knight Frank fest.

Moderate Preisentwicklungen

Immer mehr Arbeitnehmer würden in ihre «Pieds à terre» in die Berge ziehen. Werden diese zu permanenten Wohnsitzen wird dies den Anteil Zweitwohnungen verringern. Zum ersten Mal in einer Dekade würde dies die Entwicklung neuer Immobilienprojekte ermöglichen.

Knight Frank schaute sich für den «Ski Property Index» Schweizer und französische Destinationen in den Alpen an. Die Preisentwicklung im laufenden Jahr war mit 1,2 Prozent gesamthaft moderat. Im Vorjahr war es ein Plus von 1,4 Prozent gewesen.

Grimentz vor Gstaad

Zwei Dinge fallen auf: Erstens fand der grösste Preisanstieg in einem relativ unbekannten Ort namens St. Martin de Belleville mit plus 3,4 Prozent statt. In der Schweiz verteuerte sich Verbier mit 2,9 Prozent. An zweiter Stelle folgt das Walliser Dorf Grimentz mit 2,3 Prozent.

Preis Ski Destin

Zweitens steigen die Preise vornehmlich in den französischen Skiorten wie Val d'Isère, Courchevel, Chamonix und Méribel. In den Schweizer Top-Destinationen Gstaad, St. Moritz, Zermatt oder Davos waren die Preisentwicklungen deutlich schwächer.

Vorteil: Genfer Flughafen

Dafür nennt Knight Frank vornehmlich zwei Gründe: In den französischen Skiorten sei in den letzten Jahren deutlich in die Infrastruktur investiert worden, während die Baubewilligungen aber zurückgegangen seien. Der zweite Grund ist die Nähe zum Flughafen. Die französischen Skiorte liegen alle deutlich näher am Genfer Flughafen als beispielsweise Davos oder St. Moritz am Flughafen Zürich.

Die Preisentwicklung in Verbier ist darum weiterhin stabil, weil die Gemeinde in internationale Schulen investiert hat und der Flughafen Genf in knapp einer Stunde erreichbar ist.

Wirft das Chalet einen Return ab?

Aber lohnt sich ein Immobilieninvestment in den Bergen überhaupt? Wer nur das Motiv «Quality Time» verfolgt, dürfte sich diese Frage weniger stellen. Doch hinter jeder vermögenden Person steht inzwischen ein Private Banker oder Wealth Planner, der Investments mit harter Münze beurteilt. Sprich: Wird eine Immobilie in den Bergen auch einen Return generieren – auch wenn sie der Besitzer gerade nicht nutzt?

Knight Frank stellt hier ein Umdenken fest: Vom Unternehmen beratende Immobilienbesitzer würden heute zu 90 Prozent eine Vermietung anstreben. Vor 15 Jahren waren es noch 65 Prozent gewesen.

Wohl kein Boom à la Airbnb

Auf einen Airbnb-getriebenen Boom bei den Mieten und Quadratmeterpreisen wie in Berlin oder Lisabon können Ski-Chalet-Besitzer allerdings nicht hoffen. Wer einen Cashflow mit seiner Immobilie in den Bergen erzielen wolle, müsse stark auf die Lage, die vorhandene Infrastruktur sowie auf die Buchungsstände in der Sommer- und Nebensaison achten.