Renditeliegenschaften sind wieder gefragt
Die zuletzt bei Renditeliegenschaften verzeichneten leichten Preiskorrekturen sind wieder vorbei. Tiefere Zinsen und die allgemeine Unsicherheit lassen Investitionen wieder attraktiver erscheinen.
Laut dem Immobilienmarkt-Beratungsunternehmen IAZI begünstigt derzeit die geopolitische Unsicherheit die Nachfrage auf dem Schweizer Immobilienmarkt. Auch die Preise für Renditeliegenschaften haben im zweiten Quartal 2025 wieder angezogen.
Die Zahlungsbereitschaft für Wohneigentum ist im zweiten Quartal 2025 erneut gestiegen, heisst es in der Markt-Studie auf Basis der Transaktionspreise.
Die Preise für Mehrfamilienhäuser legten im Verlauf des zweiten Quartals 2025 laut dem «IAZI Investment Real Estate Price Index» um 0,7 Prozent zu. In den beiden Vorquartalen seien leichte Preiskorrekturen zu verzeichnen gewesen, heisst es weiter. Das mache sich in der vergleichsweise gemässigten Preiszunahme um 1,5 Prozent über die vergangenen zwölf Monate bemerkbar.
Der Preisindex misst die Preisentwicklung von Immobilien mit Wohn- und Mischnutzung, die zu Anlagezwecken erworben werden. Berücksichtigt werden hierbei Handänderungen, die Käufer durch Hypothekarfinanzierungen von Banken tätigen.
Die Stimmung am Markt scheine sich mit dem aktuellen Zuwachs wieder gedreht zu haben.
Wohneigentum zum Vorjahr teuerer
Die Preise für selbstgenutztes Wohneigentum, also Stockwerkeigentum und Einfamilienhäuser insgesamt, stieg im Quartal um 0,9 Prozent und im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent. Das liege wieder in der Nähe des langjährigen Mittelwertes von rund 3 Prozent.
Bei Eigentumswohnungen war der Anstieg im Quartal mit +1,1 Prozent stärker als bei Einfamilienhäusern mit 0,8 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr betragen die Steigerungen 3,3 Prozent bzw. 1,9 Prozent.
Ob Wohneigentum oder Renditeobjekte – die erhöhte geopolitische und wirtschaftliche Unsicherheit wirke sich auf sämtliche Immobilien-Teilmärkte in Form einer anziehenden Nachfrage aus, schreiben die Experten. Das dürfte die Preisentwicklung in den kommenden Monaten weiter anheizen.
Aufgrund der stabilen Rahmenbedingungen fungiere die Schweiz aus Sicht der Anleger erneut als sicherer Hafen, weshalb diese vermehrt Schweizer Franken halten und so dessen Wert gegenüber anderen Währungen wie Euro oder Dollar nach oben treiben.
Unterschied zu vorheriger Niedrigzinsphase
Die Leitzinssenkung der Schweizerische Nationalbank auf nun null Prozent habe zur Folge, dass auch die Hypothekarzinsen auch wieder gesunken sind. «Das Geld ist also fast wieder umsonst», sagt IAZI-VR-Präsident Donato Scognamiglio in einem Kommentar. Im Unterschied zu der vorhergehenden Niedrig- und Negativzinsphase stehe aber nicht mehr so viel Geld zur Verfügung. Das könne man auch an der deutlich verkleinerten SNB-Bilanz sehen. Die Banken und Hypotkekargeber müssten das durch Einlagen oder Finanzierung aufbringen. Diejenigen, die genügend Mittel zur Verfügung haben, etwa Pensionskassen oder Versicherungen, würden wieder stark investieren. Privathaushalte hätten dagegen bei der Finanzierung von Kauf oder Bauvorhaben grössere Schwierigkeiten. Da würden sich auch die gestiegenen Anforderungen, etwa durch Basel III, bemerkbar machen.
Mit jeder Zinslockerung würde sich die relative Attraktivität von Immobilien aus Anlegeroptik erhöhen, da sich deren Renditen – anders als jene von anderen Anlageklassen – auf Basis der Mietzinseinnahmen langfristig stabil entwickeln. So seien die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen in den vergangenen Monaten deutlich gesunken. Gleichzeitig werden die Finanzierungskonditionen aufgrund der tieferen Zinsen vorteilhafter.
Gefahr von Übertreibungen könnte steigen
Weitere Faktoren sind die robuste Wirtschaft der Schweiz die positive Beschäftigungsdynamik und die weiter hohe Nettozuwanderung. Das treibe nicht nur die Nachfrage nach Mietwohnraum und Wohneigentum, sondern liefere indirekt auch positive Impulse bei Büro- und Geschäftsflächen.
Die Kombination aus erhöhter Unsicherheit, tiefen Zinsen, hoher Zuwanderung und gehemmter Bautätigkeit dürfte den Schweizer Immobilienmarkt bis auf weiteres prägen, lautet die Einschätzung. «Die Gefahr von preislichen Übertreibungen könnte steigen, und Markteingriffe von Politik und Regulierungsbehörden werden wahrscheinlicher.»