Sind Sie als Führungskraft Spitze? Testen Sie sich! Techniken allein verhelfen nicht zu Leadership. Eine Analyse des Management-Coachs Richard Egger.

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Alle paar Jahre verkaufen Wissenschafter und Management-Gurus ein neues Rezept für erfolgreiche Führung. Bald sind es Führungstechniken à la Management by Objectives , bald eingängige Metaphern wie Enten und Adler und im Moment gerade «Führung als Coaching».

Techniken sind beileibe nicht überflüssig, aber sie garantieren keine Führungsfähigkeit. Wer ein paar Jahre Berufsluft geschnuppert hat, weiss: Wirkliche Leader sind Persönlichkeiten. Wenn sie eine Technik einsetzen, überzeugt nicht diese, sondern der Mensch dahinter.

Anlass zum Gespräch statt Häkchen-Orgie

Richard-Egger-250Management by Objectives zum Beispiel. Das Instrument, in der Bank seit Jahren praktiziert und bei internen Führungsprgrammen sorgfältig eingeführt, ist beim einen Teamleiter zur Alibiübung verkommen. Mit stoischer Gelassenheit lässt das Team die alljährliche Häkchen-Übung beim Chef über sich ergehen.

Seine Kollegin dagegen nutzt die Technik, um ihren Mitarbeitenden regelmässig verlässlich zurückzumelden, wo sie deren individuelle Stärken und Schwächen sieht. Sie nimmt MbO zum Anlass, Anerkennung zu signalisieren, Anforderungen zu stellen, ihr Führungskonzept transparent zu machen, die Mitarbeitenden weiter- und das Geschäft voranzubringen.

Woher der Unterschied? An der Technik kann’s nicht liegen. Die Differenz macht der Mensch, der sie einsetzt: die Persönlichkeit des Vorgesetzten.

Persönlichkeit: der beschrittene Weg

Persönlichkeit freilich ist man nicht, Persönlichkeit wird man. Das Wort meint weniger ein Bündel von Eigenschaften als vielmehr den Weg, den jemand gegangen ist im Bestreben, als Mensch zu wachsen.

Die fünf Fragen im Kasten (unten) deuten diesen Weg an: sich mit sich selber konfrontieren, die eigenen Stärken genauso kennen wie die Schwächen, jene zur Entfaltung bringen und diese in den Griff bekommen, sich nicht als Opfer der Umstände begreifen, sondern als freier Autor seines Lebens, agieren statt nur reagieren, die eigenen Gefühle nicht als Schicksal hinnehmen, sondern sie gestalten, sich nicht von der Angst treiben lassen, sondern mutig über sie hinauswachsen.

Der «schwierige» Mitarbeiter


Wie weit ein Vorgesetzter auf diesem Weg gegangen ist, zeigt sich augenfällig an seinem Umgang mit dem «schwierigen» Mitarbeiter. Wer führt, hat einen, ganz egal ob im Finanzsektor oder anderswo. Aber jedem Chef tritt er in anderer Gestalt entgegen: als Underperformerin oder Team-Störenfried, als notorischer Nein-Sager oder unzuverlässige Chaotin, als heimlicher Trinker oder dauernde Nörglerin.

An dieser Person, die der Vorgesetzte auf den Mond schiessen möchte, bewährt sich seine Souveränität – oder eben nicht: Weiss er um seinen Anteil am Konflikt? Kann er dieses Bewusstsein zu Konfliktberuhigung nutzen oder giesst er dauernd neues Öl ins Feuer? Lässt er sich vom vielleicht berechtigen Ärger in Rage versetzen oder hat er ihm etwas entgegenzuhalten? Kann er so eine Brücke zum andern bauen? Hat er Souveränität auch da, wo ihm seine eigene Schwäche in die Quere kommt?

In den Spiegel schauen

Nur, wie lernt man das: auf dem Boden bleiben, Ruhe bewahren, gelassen agieren und reagieren, statt sich von seinen Impulsen treiben zu lassen? Wie lernt man souverän kochen – überzeugend führen?

Allein indem man den Weg der schonungslosen Selbstkonfrontation geht. Dazu braucht‘s zuallererst Mut. Denn nicht alles, was sich beim Blick in den Spiegel präsentieren dürfte, bereitet eitel Freud und Wonne. Wagte man es, könnte einen die nackte Angst packen.

Sie bringt viele dazu, den Spiegel links liegen zu lassen und stattdessen Zuflucht im Formalen suchen: in Techniken, Methoden, Reglementen, Pflichtenheften oder Weisungen.

Mut: der Angst ins Auge sehen

Dahinter steckt die Angst vor dem, was man lieber nicht so genau wissen möchte: Warum weiche ich einem bestimmten Typ Mensch lieber aus? Warum mogle ich mich an gewissen Situationen immer wieder vorbei? Wovor genau habe ich Angst?

Diesen geheimen Ängsten ins Auge zu blicken, ist eine Tugend. Sie trägt von Alters her den Namen Mut. Entgegen landläufigen Vorstellungen besteht er nicht darin, dass einer keine Angst kennt.

Im Gegenteil, Mut setzt Angst voraus. Denn er bedeutet gerade seine Ängste kennen und, statt ihnen nachzugeben, das zu tun, was richtig ist, der Angst zum Trotz.  So etwas kann nur, wer sich selber genau kennt, weil er sich auseinandergesetzt hat mit sich selber und fortfährt, es zu tun.

Die richtigen Sparringpartner

Wenige Führungsausbildungen in der Finanzbranche bieten dafür ein Übungsfeld an. Suchen Sie eine, können Sie die Angebote an diesen Fragen messen: Bieten sich mir Sparringpartner an, die mich menschlich, nicht bloss als Fachperson weiterbringen wollen?

Holen sie mich ab, wo ich stehe, in meiner Führungspraxis? Geben sie mir die richtigen Anstösse, damit ich persönlich wachsen kann? Ermutigen sie mich?

Wenn ja, ist die Chance gross, dass Sie nicht bloss Rezepte lernen, sondern zum Kochkünstler heranwachsen – zu einem Top-Leader.

Top-Leader: auf Ihrer Stufe

«Top» meint dabei natürlich nicht die hierarchische Position. Gewiss finden sich unter CEOs und andern Mitgliedern der Geschäfts- oder Konzernleitungen Persönlichkeiten dieser Güte. Aber ebenso gewiss gibt es sie auch überall im mittleren Kader oder in der Leitung kleiner Unternehmen, in der Finanzbranche genauso wie anderswo.

Wollen Sie dazugehören? Haben Sie den Mut, sich auf den Weg zu machen? Wollen Sie rezeptfreies Kochen lernen? Dann tun Sie den ersten Schritt und testen Sie sich:

 



Sind Sie als Führungskraft top? – Testen Sie sich und beantworten Sie die fünf Fragen:

 

  1. 1. Erkenne dich selbst. Dann weisst du, wo du der Richtige bist und wovon du die Finger lassen sollst. Wissen Sie, wovon Sie die Finger lassen sollen?
  2. 2. Mut heisst nicht keine Gefahr kennen, sondern sich seiner Angst bewusst sein – und den Weg trotzdem gehen. Wissen Sie, wo Sie Mut bräuchten – weil Sie Angst haben?
  3. 3. Der schwierige Mitarbeiter ist oft mein schwieriger Mitarbeiter. Vielleicht hätte meine Kollegin mit ihm keine Probleme. Wissen Sie, mit welchem Typ Mensch Sie immer wieder Scherereien haben?
  4. 4. Der ganz andere ist die beste Ergänzung zu mir. Aber ihn zu respektieren fällt schwer. Wissen Sie, wer diese ganz andere wäre, und hat sie einen Platz in Ihrem Team?
  5. 5. Die vernunftgeleitete Analyse − Ihr messerscharfer Verstand – begründet Ihren Erfolg. Wissen Sie, wann Ihnen dieses Messer entgleitet, weil unsachliche Gefühle Sie überwältigen?



Richard Egger arbeitet als Management-Trainer und Organisationsberater.

Sein CAS „Führungskompetenz für Finanzfachleute“ am IFZ startet am 31. August 2011 zum 14. Mal.  Infoanlass:  25. 5. 2011, 17.15 Uhr am IFZ Institut für Finanzdienstleistungen Zug: http://www.hslu.ch/ifz, www.fuehrung-management-weiterbildung.ch und www.richardegger.ch.

 

 

 

 

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