Die Schwyzer Kantonalbank soll unter Präsident Kuno Kennel zur führenden Deutschschweizer Bank aufsteigen. Gegenüber finews.ch erklärt der ehemalige Grossbanker, wie dies funktionieren soll.


Blaise Goetschin, der Chef der Genfer Kantonalbank, sagte unlängst: «Zukünftig wird es rund fünf schweizweit tätige Kantonalbanken geben.» Unterschreiben Sie diese Aussage, Herr Kennel?

Das ist nicht auszuschliessen. Ich glaube aber nicht unbedingt daran. Für uns bei der Schwyzer Kantonalbank erweist sich die Sprachgrenze als grosse Hürde. In der Strategieperiode 2019-2022 konzentriert sich die Bank deshalb auf die deutschsprachige Schweiz – dieser Markt ist für uns gross genug.

Tatsächlich haben Sie sich in der jüngst veröffentlichten Strategie für die nächsten drei Jahre offen zu diesem Markt bekannt: Die Schwyzer Kantonalbank will zum führenden Finanzdienstleister in der Deutschschweiz aufsteigen. Wie soll dies gelingen?

In Anspielung auf US-Präsident Donald Trump würden wir sagen: Schwyz first. Aber für den Rest der Deutschschweiz sind wir offen. Seit rund vier Jahren betreiben wir das Onlineportal E-hypo.ch, über das wir den Verkauf von Online-Hypotheken und generell das digitale Bankgeschäft weiterentwickeln wollen.

Das machen andere Kantonalbanken auch. Kommen Sie so zum Ziel?

Des Weiteren möchten wir bestehende Kontakte zu Unternehmen in der Deutschschweiz im Rahmen des Firmenkunden-Geschäfts ausbauen.

«Nach einer Pause wollen wir wieder Leistungen für externe Vermögensverwalter erbringen»

In der Vermögensverwaltung stellen wir weiterhin Berater ein. Das Geschäft mit institutionellen Investoren entwickelt sich von tiefer Basis aus ebenfalls sehr schön – und wir wollen nach einer Pause auch wieder Leistungen für externe Vermögensverwalter erbringen. Diese finden wir vor allem in Zürich, Zug und Pfäffikon, aber auch in Basel und Luzern. Was wir aber bestimmt nicht machen werden...

…ist was?

Sicherlich werden wir keine Filialen ausserhalb des Kantons eröffnen.

Das galt bisher als ungeschriebenes Gesetz unter den Schweizer Kantonalbanken. Allerdings hat die Basler Kantonalbank nun die schweizweit mit Filialen tätige Bank Cler ganz übernommen, die Genfer Kantonalbank will in Lausanne und Basel ausbauen. Wieso blasen die Staatsbanken gerade jetzt zum Halali auf den nationalen Markt?

Ich glaube, dass die Digitalisierung für diese Entwicklung ein wichtiger Grund ist. Das Internet kennt keine Kantonsgrenzen. Das macht es für Kantonalbanken einfacher, den Vorstoss über das Stammgebiet hinaus zu rechtfertigen. Bei uns beträgt das ausserkantonale Geschäft bereits über 20 Prozent. Bei anderen Staatsbanken dürfte das Verhältnis ähnlich aussehen – doch niemand spricht darüber. Anderseits müssen wir wegen der tiefen Zinsen und der dadurch sinkenden Gesamtbank-Zinsmarge weiterhin risikoadäquat wachsen, um nur den Zinserfolg halten zu können.

Wie das?

Wir hatten im Kanton Schwyz lange ein sehr schönes Wachstum, auch dank der tiefen Besteuerung. Wir sehen jetzt, dass diese Entwicklung ihren Zenit erreicht hat.

«Das Geschäft der anderen Kantonalbanken ist nicht der Teich, in dem wir fischen»

Im Jahr 2017 lag unser Wachstum im Hypothekargeschäft nur noch bei 1,7 Prozent, gegenüber dem gesamtschweizerischen Durchschnitt von 2,7 Prozent. Um künftig stabile Erträge zu erzielen, brauchen wir mindestens 3 Prozent Wachstum im Zinsengeschäft. Das zeigt: Wir müssen über die Grenzen hinausschauen.

Aus dem Zinsengeschäft stammen rund 70 Prozent des Ertrags der Bank. Sie könnten ja auch mehr diversifizieren.

Das tun wir auch, allerdings auf organischem Weg. Wir sehen nun bei der Raiffeisen-Gruppe, die für ihre Diversifikationsstrategie viel Geld auf den Tisch gelegt hat, den Nachteil von Akquisitionen: Es ist alles andere als einfach, Beteiligungen zu integrieren. Der grösste Widerstandsfaktor ist oft die Firmenkultur. Das schreckt uns vor Übernahmen ab.

Aber nicht davor, anderen Banken ins Gärtchen zu stehen. Warum soll ich denn als Berner eine Bankbeziehung zur Schwyzer Kantonalbank eröffnen, wenn ich die Berner Kantonalbank vor der Tür habe?

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.54%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.03%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.94%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.93%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.57%
pixel