Wird Juventus Turin von einem Krypto-Giganten geschluckt?

Innerhalb von zweieinhalb Monaten hat die Firma Tether, die den gleichnamige Stablecoin herausgibt, mehr als 10 Prozent am italienischen Fussballklub Juventus Turin erworben.

Das mittlerweile in El Salvador domizilierte, aber auch in der Schweiz engagierte Unternehmen ist damit zum zweitgrössten Aktionär des Traditionsvereins avanciert. Recherchen deuten darauf hin, dass Tether seine Beteiligung noch erhöht. Die Kryptowährung «Tether USD» ist an den Dollar gekoppelt und heute der wichtigste Stablecoin der Welt.

Enger Bezug zu Lugano

Gleichzeitig spielt das von den Italienern Gianluca Devasini und Paolo Ardoino gegründete, gleichnamige Unternehmen eine zentrale Rolle in der Schweiz: Tether ist neben Bitcoin und LVGA einer der Hauptpartner der Stadt Lugano, die seit ein paar Jahren daran ist, sich als Krypto- und Blockchain-Metropole zu etablieren (vgl. Plan B).

Juventus Turin ist an der Euronext Milan kotiert, wird aber zu gut 65 Prozent von Exor kontrolliert, einer Investmentgesellschaft der italienischen Unternehmerfamilie Agnelli. Zweitgrösster Aktionär war bislang mit 8,7 Prozent das britische Fondshaus Lindsell Train; nun ist es Tether mit 10,12 Prozent.

Neue Fantasie für die «Alte Dame»

Mit einem Gewinn von 13,7 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr kann sich Tether ein solches Engagement durchaus leisten und ist auch eine «sehr gute Partie» für einen Club, der in den vergangenen Jahren hinter den Erwartungen und hinter seiner ruhmreichen Geschichte geblieben ist. Tethers Einstieg beflügelt mittlerweile die Fantasie der Fans, die auf einen Eigentümerwechsel bei der «Alten Dame» des italienischen Fussballs hoffen.

Schon beim Einstieg am Valentinstag 2025, als die Tether-Leute zunächst 8,2 Prozent des Clubs erwarben, gaben sie sich offensiv und beschrieben sich als neue «Gestalter» des Vereins.

Vor rund zwei Wochen erhöhte das Unternehmen auf 10,1 Prozent des ausgegebenen Aktienkapitals und erklärte in einer Mitteilung: «Die Investition reflektiert Tethers langfristiges Engagement für die Zukunft von Juventus Turin und unser Vertrauen in den intrinsischen Wert sowie das Wachstumspotenzial des Klubs.»

Sport- und Tech-Welt kombiniert

Zudem markiere das Engagement den Beginn einer «tiefen, für beide Seiten vorteilhaften Partnerschaft» zwischen der Sport- und der Tech-Welt – ganz nach dem lateinischen Credo: Hic manebimus optime («Hier werden wir bestens bleiben»).

Mit dem Anteil verfügt Tether über 6,18 Prozent der Stimmrechte. Das Unternehmen zeigt sich auch offen für eine Kapitalerhöhung. «Wir sind stolz, bedeutender Aktionär von Juventus zu werden – ein Klub mit unvergleichlicher Historie, Marke und Fanbasis», sagte Tether-CEO Ardoino, der auch bei der Zusammenarbeit mit der Stadt Lugano die tragende Rolle spielt.

Einsatz neuer Technologien

Das Engagement sei «nicht nur finanziell, sondern ein Bekenntnis zu Innovation und einer langfristigen Zusammenarbeit», sagte er weiter. Juventus Turin sei in einer einzigartigen Position, sowohl sportlich als auch beim Einsatz neuer Technologien zur Fan-Bindung und für digitale Erlebnissen.

«Wir sind begeistert von den Chancen, die vor uns liegen», frohlockte Ardoino, dem aufgrund des Preisanstiegs vieler Kryptowährungen in den vergangenen Monaten eine bis auf weiteres blühende Zukunft winkt.

Verwaltungsrat mit Russland-Connection?

Wie in Mailänder Finanzkreisen kolportiert wird, soll Tether Juan Sartori für den Verwaltungsrat des Clubs nominieren. Der 44-jährige uruguayische Unternehmer hält seit 2018 36 Prozent am englischen Zweitligisten Sunderland und ist Vizepräsident des AS Monaco, der mehrheitlich dem russischen Oligarchen Dmitri Rybolowlew gehört.

Sartori ist ausserdem mit Jekaterina, der ältesten Tochter Rybolowlews, verheiratet; die Familie erwarb unter anderem auch eine Villa von Donald Trump in Palm Beach für 95 Millionen Dollar und besitzt die Insel Skorpios, die einst dem griechischen Reeder Aristoteles Onassis gehörte und eine Pilgerstätte des internationalen Jet-Sets ist.