Getrumpt – Oswald Grübel über die Folgen der US-Zölle

Die US-Zölle sind nicht in Stein gemeisselt. Je nach Verhandlungsgeschick werden sie stark angepasst. Aber solange sie bestehen, verheisst dies nichts Gutes für die Wirtschaft, schreibt Oswald Grübel exklusiv in seiner Analyse für finews.


In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.


Als Präsident Donald Trump seine Zölle plus Strafzölle mit gewohnter blumiger Sprache bekanntgab, müssen die betroffenen Regierungen erst einmal sprachlos gewesen sein, denn das hatten sie nicht erwartet.

Die überbewerteten Aktienmärkte setzten ihre Ende Februar begonnene Korrektur mit schon lange nicht mehr gesehener Vehemenz fort und vernichteten 6 Billionen Dollar an Wert in drei Tagen. 

Die Medien hatten einen Sensationstag und riefen ihre Regierungen zum sofortigen Handeln auf. Nur wusste niemand so richtig, was man machen sollte. 

«Halbiert hat sich mit dieser Massnahme allerdings auch das Vertrauen in die US-Regierung.»

Inzwischen hat Präsident Trump mehrmals bestätigt, dass er an den Zöllen festhalten will, aber für Strafzölle erst einmal eine Pause von drei Monaten einräumt und wie immer, offen ist für einen «Deal». Das hat die Aktienmärkte um 10 Prozent hoch katapultiert und die aufgelaufenen Verluste halbiert.

Halbiert hat sich mit dieser Massnahme allerdings auch das Vertrauen in die US-Regierung, und alle fragen sich, was kommt noch?

Was wir erleben, ist eine Reduzierung des freien Welthandels und zurück zur Landespolitik im Glauben, dass es uns dann besser geht. 

Das kommt nicht von ungefähr, die seit der Pandemie noch stärker gestiegene Staatsverschuldung und die in Europa beschworene Kriegsgefahr mit Russland haben die Politiker veranlasst, «va banque» zu gehen, alles auf eine Karte zu setzen. 

«Trumps Vision vom Aufbau der US-Industrie wird, mit wenigen Ausnahmen, eine Vision bleiben.»

Wenn es so weitergeht, wird die Refinanzierung der Staatsschulden den Kreditbedarf der Privatwirtschaft zu stark konkurrieren und kann eine Rezession auslösen.

Trump hat recht, wenn er sagt, dass viele Länder die USA benutzt haben für ihre Exporte. Aber das konnten sie nur tun, weil es die USA zugelassen haben, im Gegensatz zur EU, die sich mit Produktzertifizierungen geschützt hat. Die US-Zölle werden, je nach Verhandlungsgeschick, stark angepasst werden, aber solange sie bestehen, wird die Wirtschaft weniger oder gar nicht wachsen.

Das bedeutet weniger Handel, weniger Gewinn, restriktive Kreditvergabe, höhere Arbeitslosequoten. 

«Der ungebremste Kreditboom hat die Aktienmärkte in viel zu hohe Bewertungen getrieben.»

Trumps Vision vom Aufbau der US-Industrie wird während seiner Amtszeit, mit wenigen Ausnahmen, eine Vision bleiben.

Für die Finanzmärkte sind das keine gute Aussichten, abgesehen von ein paar volatilen Korrekturen. Der ungebremste Kreditboom in den letzten Jahren hat die Aktienmärkte in viel zu hohe Bewertungen getrieben, und das wird korrigiert. 

Die Nebenwirkungen sind Wert- und Kreditverluste in noch nicht kalkulierbarem Ausmass. Es könnte sogar zur Repatriierung von Auslandsvermögen kommen, was katastrophale Folgen für die globalen Finanzmärkte hätte.

Hoffen wir das Beste und sind vorbereitet für das Schlimmste.


Oswald Grübel, war CEO der Credit Suisse (2003 bis 2007) als auch der UBS (2009 bis 2011).