Deutscher Krypto-Custodian mit Schweizer Reisepass

Der führende deutsche Krypto-Verwahrer Tangany setzt künftig auf eine Schweizer Travel-Rule-Lösung zur Einhaltung neuer EU-Vorgaben. Kern des Angebots ist der Open-Source-Charakter und der zuverlässige Schutz der Privatsphäre.

Angesichts neuer Geldwäscherei-Vorgaben in Europa überdenken die Akteure im Ökosystem digitaler Assets ihre Compliance-Strategien. Einer davon ist der deutsche Krypto-Verwahrer Tangany, der sich für eine in der Schweiz entwickelte Open-Source-Lösung entschieden hat: das Travel Rule Protocol (TRP) von 21 Analytics, einem Fintech mit Sitz in Zug, das Software zur Einhaltung der EU-Travel-Rule anbietet.

Die sogenannte Travel Rule, die kürzlich durch aktualisierte AML-Richtlinien (Anti Money Laundering) in EU-Recht überführt wurde, verpflichtet unter anderem die Custodians dazu, identifizierende Informationen – die «Reisedaten» – über Sender und Empfänger von Krypto-Transaktionen zu erfassen und untereinander auszutauschen. Daraus ergibt sich ein akuter Bedarf an sicherer, skalierbarer und regulierungskonformer Kommunikation zwischen Gegenparteien.

Offene Standards, lokale Kontrolle

Viele Compliance-Anbieter haben darauf mit geschlossenen, zugangsbeschränkten Netzwerken reagiert.

Tangany entschied sich stattdessen für 21 Analytics – ein Unternehmen, das massgeblich an der Entwicklung von TRP beteiligt war, dem bislang einzigen offenen und interoperablen Protokoll zur Einhaltung der Travel Rule. Im Gegensatz zu den meisten Anbietern bietet 21 Analytics seine Software als On-Premises-Lösung an, die vollständig auf der Infrastruktur des Kunden läuft – ein bedeutender Vorteil im Hinblick auf das kommende EU-Regelwerk zur digitalen operationalen Resilienz im Finanzsektor (DORA), das strenge Anforderungen an ausgelagerte IT-Dienste stellt.

Dezentrale Compliance

Das Unternehmen integriert zudem AOPP – ein Werkzeug zur Verifizierung von selbstverwalteten Wallets –, anhand dessen die Kunden ihr Eigentum an Wallets nachweisen können, ohne die Privatsphäre der Nutzer zu gefährden. Laut Simon Kirnberger, Product Owner bei Tangany, hat die Implementierung den Support-Aufwand reduziert und zugleich das Nutzererlebnis verbessert – ein entscheidender Faktor für die Skalierbarkeit im B2B-Geschäft.

Durch die Einführung von TRP und den Verzicht auf Drittanbieter-Netzwerke behält Tangany volle Kontrolle darüber, mit welchen Gegenparteien es interagiert – das Unternehmen sieht dies als Wettbewerbsvorteil angesichts der wachsenden institutionellen Nachfrage nach Krypto-Verwahrlösungen. Tangany verfügt über eine BaFin-Lizenz zur Verwahrung von Krypto Assets und betreut über 60 institutionelle Kunden mit einem White-Label-API-Modell für tokenisierte Wertpapiere, Kryptowährungen und NFTs.

Schweizer Maschinenraum

«Wir schätzen die enge Zusammenarbeit mit dem Team von 21 Analytics sowie das hervorragende Nutzererlebnis des Produkts sehr,» sagt Kirnberger.

21 Analytics positioniert sich als datenschutzorientierter Anbieter von Compliance-Software für die Blockchain-Industrie. Der Open-Source-Ansatz des Unternehmens – im Gegensatz zu den «Walled Gardens» der Branche – gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit, da die regulatorische Kontrolle in der EU und darüber hinaus weiter zunimmt.

Gegründet von frühen Bitcoin-Enthusiasten

Die TRP-Software des Unternehmens ist auf einfache Integration und volle Datenkontrolle ausgelegt. Sie ermöglicht eine dezentrale Compliance, wodurch Kunden ihre Prozesse skalieren können, ohne an proprietäre Ökosysteme gebunden zu sein.

21 Analytics wurde 2020 von frühen Bitcoin-Enthusiasten gegründet, die bereits seit 2014 in der Blockchain-Branche aktiv sind. Das Unternehmen wird von den drei Mitgründern Filip Gospodinov (CEO), Dominik Spicher (CTO) und Lucas Betschart (COO) geleitet.