David Schmid: «Ab 2026 erwarten wir ein profitables Geschäft»

Maverix Securities legt nach dem Namenswechsel und der Finma-Lizenzierung ein ehrgeiziges Geschäftsjahr 2024 vor – mit starkem Umsatzplus. Co-CEO David Schmid spricht im Interview über internationale Pläne, den Rückenwind durch Krypto und den Weg zu nachhaltigen Gewinnen.

Die Derivate-Boutique Maverix Securities – vormals CAT Financial Products – hat das Geschäftsjahr 2024 mit einem Ertragsplus von 37 Prozent abgeschlossen, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht für das Jahr 2024 hervorgeht. Trotz erneutem Verlust setzt das Finma-regulierte Wertpapierhaus auf Wachstum, Skaleneffekte und digitale Innovation. 


Herr Schmid, Maverix Securities hat im vergangenen Geschäftsjahr die Erträge um 37 Prozent auf 14,3 Millionen Franken gesteigert. Welche Faktoren waren dafür entscheidend? Welcher Anteil entfällt auf den Krypto-Boom, auf den Sie früh gesetzt haben?

2024 war für uns das Jahr, in dem wir die Grundlagen für Maverix als vollumfängliches Wertpapierhaus geschaffen haben – mit klarem Fokus auf operative Substanz und Effizienz. Die erfreuliche Ertragsentwicklung ist in erster Linie das Resultat gezielter Investitionen: in den Ausbau unserer Plattform, den Aufbau neuer Partnerschaften sowie unsere Spezialisierung auf innovative und differenzierende Produkte. Innovation bedeutet für uns, neue Strukturen und Investmentlösungen zu schaffen – sowohl im klassischen Bereich als auch bei digitalen Vermögenswerten.

«Wenn man etwas eine Plattform mit regulatorischer Tiefe und internationaler Ausrichtung aufbaut, erfordert das konsequente Investitionen.»

Krypto war dabei ein wichtiger Bestandteil, aber keineswegs der alleinige Treiber. Mit Lösungen wie dem Staking+ ETP – dem weltweit ersten börsengehandelten Produkt auf digitale Vermögenswerte mit regelmässigen Ausschüttungen – konnten wir früh Akzente setzen. Entscheidend für das Wachstum war jedoch die Breite und Skalierbarkeit unseres Angebots, auch im traditionellen Segment. Kurz gesagt: Unser Erfolg im Jahr 2024 basiert nicht auf einem kurzfristigen Hype, sondern auf einer klaren Strategie, Substanz, Kundenfokus, Teamarbeit und dem Mut, eigene Wege zu gehen.

Der Aufwand ist gleichzeitig um 12 Prozent gestiegen. Sie schreiben, das Geschäft sei in 4 von 12 Monaten profitabel gewesen. Unter dem Strich resultierte dennoch ein Verlust von 3,88 Millionen Franken (Vorjahr: 5,12 Millionen). Das klingt nicht so, als hätten Sie die Gewinnschwelle bereits solide überschritten?

Wenn man etwas Neues aufbaut – insbesondere eine Plattform mit regulatorischer Tiefe und internationaler Ausrichtung – dann erfordert das konsequente Investitionen. Das war von Beginn an Teil unseres Plans. Vor diesem Hintergrund sind wir mit der Entwicklung sehr zufrieden: Wir liegen im Plan, sowohl bei der operativen Skalierung als auch bei der Kostendisziplin. 2024 haben wir zentrale Grundlagen geschaffen, und das erste Quartal 2025 bestätigt diesen Kurs deutlich: Wir konnten das Ertragsniveau weiter steigern und damit unsere Profitabilität festigen. Unser Ziel war es nie, kurzfristige Gewinne auf Kosten der Substanz auszuweisen. Vielmehr wollen wir nachhaltig und skalierbar wachsen. Heute verfügen wir über eine Plattform, die weiteres internationales Wachstum effizient ermöglicht – mit einer klaren Perspektive auf nachhaltige Profitabilität ab dem kommenden Geschäftsjahr.

Maverix Securities besteht seit 2008 unter dem Namen CAT Financial Products. 2021 kamen Sie als Partner dazu. 2023 folgte die Lizenz als Wertpapierhaus, 2024 der neue Name. Welche mittelfristigen Ambitionen verfolgen Sie?

Unsere Vision ist es, das Asset Management Geschäft durch die Nutzung von AMCs zu demokratisieren. Das heisst, die besten Anlagestrategien über alle Assetklassen hinweg – traditionelle Anlagen, alternative Investments sowie digitale Vermögenswerte – Investoren möglichst kostengünstig, einfach und effizient zugänglich zu machen. Dabei setzen wir konsequent auf modernste Technologien, um die Skalierbarkeit unserer Plattform weiter zu erhöhen und die Produktionskosten laufend zu optimieren.

«Frankreich ist für uns der nächste logische Schritt in unserer europäischen Wachstumsstrategie.»

Als neutrales und unabhängiges Wertpapierhaus sehen wir uns dabei ideal positioniert. Mittelfristig sehen wir uns auch als starken Kooperationspartner für Banken – insbesondere für jene, die keine eigenen Produktlösungen entwickeln können oder wollen. Gerade im Bereich White-Labeling ergeben sich hier grosse Chancen. Unser internationales Wachstum treiben wir ebenfalls konsequent voran – durch strategische Partnerschaften wie mit SBI Digital Markets in Singapur oder über eigene Standorte im Ausland.

Wie sieht die Aktionärsstruktur heute aus?

Unsere Aktionärsstruktur basiert auf einer stabilen Eigentümerbasis. Dazu zählen operativ tätige Partner, langjährige Family-Office-Investoren sowie Mitarbeitende, Verwaltungsräte und weitere externe Investoren.

Wie würden Sie heute den «Purpose» des Unternehmens beschreiben?

Wir sind ein unabhängiges, agiles und schnell wachsendes Finanzunternehmen mit derzeit 60 Mitarbeitenden. Viele von ihnen bringen langjährige Erfahrung aus der Finanzbranche mit. Innovation durch Technologie ist ein zentraler Bestandteil unserer DNA – und genau das spiegelt auch unsere Mission wider: Always ahead. Diese Haltung leben wir durch neuartige Produkte, moderne Technologien und ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse von Anlegern. Als vollständig reguliertes Schweizer Wertpapierhaus schaffen wir nachhaltigen Mehrwert – gezielt dort, wo wir zukünftiges Wachstumspotenzial erkennen.

«Mittelfristig erwarten wir, dass rund die Hälfte unseres Umsatzes aus Eigenemissionen stammen wird.»

Mit unserem ETP-Angebot zum Beispiel sprechen wir ganz bewusst die wachsende Gruppe der Self-Guided Investoren, also sogenannte Selbstentscheider in der Schweiz an, die ihre Anlageentscheidungen selbstständig über Online-Banken und Broker treffen. Gleichzeitig sind wir überzeugt, dass digitale Vermögenswerte langfristig gefragt bleiben. Viele Investorinnen und Investoren wünschen sich hier jedoch einen Zugang über ihre bestehende Bankverbindung. Hier sehen wir uns als Brücke zwischen dem klassischen Finanzsystem und neuen digitalen Möglichkeiten und leisten damit einen aktiven Beitrag zur Weiterentwicklung des Finanzplatzes Schweiz.

Wo wollen Sie bei Umsatz und Gewinn in den Jahren 2025 und 2026 stehen?

Für 2025 rechnen wir mit einem Umsatzwachstum im Bereich von 25 bis 30 Prozent – analog zur Entwicklung der letzten beiden Jahre. Im ersten Quartal 2025 konnten wir sogar ein Umsatzplus von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielen. Dieser Trend steigender Erträge setzt sich also fort.
Gleichzeitig ist 2025 für uns ein Jahr gezielter Investitionen: Wir bauen unser Geschäft strategisch weiter aus, um operative Skaleneffekte zu realisieren und unsere Marktposition zu stärken. Ab 2026 erwarten wir ein nachhaltig profitables Geschäft und wollen unser Wachstum auf einer stabilen Ertragsbasis weiter vorantreiben.

Neben dem angestammten Brokerage tritt Maverix seit rund zwei Jahren auch als Emittentin auf. Welcher Anteil von Umsatz und Gewinn entfällt auf diese beiden Standbeine?

Derzeit erwirtschaften wir rund 30 Prozent unseres Umsatzes über Eigenemissionen, während das Brokerage-Geschäft etwa 70 Prozent beisteuert. Wir beobachten jedoch eine zunehmende Dynamik bei den Eigenemissionen und gehen davon aus, dass dieser Bereich künftig schneller wachsen wird als das klassische Brokerage. Mittelfristig erwarten wir, dass rund die Hälfte unseres Umsatzes aus Eigenemissionen stammen wird.

Die Total Assets stiegen von 560 auf 700 Millionen Franken, insbesondere durch eine Verdoppelung der Assets under Management. Wo liegt der Unterschied zu den Assets under Administration, und wie erklären Sie die hohe Dynamik?

Assets under Administration (AuA) umfassen Produkte, die von Drittbanken oder ausländischen Emissionsvehikeln lanciert wurden. Hier blieb das Volumen im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil. Die Assets under Management (AuM) hingegen beziehen sich auf Produkte, bei denen Maverix selbst als Emittent fungiert oder eine zentrale Rolle in der Strukturierung und Administration übernimmt. Diese AuM haben sich von CHF 119 Millionen auf CHF 260 Millionen mehr als verdoppelt – ein starkes Zeichen für die Nachfrage nach unseren eigenen Lösungen.

2024 haben Sie über 200 Eigenemissionen mit sieben Payoff-Strukturen umgesetzt. Welche Produktklassen laufen besonders gut, wo gibt es Hürden?

Wir sehen Wachstum über alle unsere Payoff-Strukturen hinweg. Unser klarer Schwerpunkt liegt jedoch auf AMCs und ETPs. Besonders dynamisch entwickeln sich derzeit Produkte im Bereich digitaler Vermögenswerte – hier verzeichnen wir eine stark steigende Nachfrage. Insgesamt stossen unsere Eigenemissionen auf breite Marktakzeptanz.

Sie haben letztes Jahr eine automatisierte AMC-Plattform für digitale Vermögenswerte lanciert. Was genau leistet sie – und wie ist der Start verlaufen?

Die Einführung unserer automatisierten AMC-Plattform für digitale Vermögenswerte war ein Meilenstein – sowohl technologisch als auch wirtschaftlich. Die Assets under Management in diesem Bereich sind 2024 um 250 Prozent auf 50 Millionen Franken gestiegen. Auch wenn die Basis noch relativ klein ist, werten wir diese Entwicklung als wichtigen Erfolg. Erstmals haben wir ein jährliches Handelsvolumen von über CHF 100 Millionen in Krypto-Assets erreicht – ein klares Signal für die wachsende Nachfrage nach regulierten, strukturierten Krypto-Produkten.

«Die Schweiz geniesst weltweit einen exzellenten Ruf als Standort für strukturierte Produkte – und das zu Recht.»

Unser Setup ist einzigartig in der Schweiz: Die Krypto-Assets werden über AMCs von Maverix verbrieft, sind vollständig durch Pfandverträge besichert und werden bei zwei regulierten Schweizer Banken bzw. Effektenhändlern verwahrt. Grundlage unseres Erfolgs ist auch das Schweizer DLT-Gesetz, das klare rechtliche Rahmenbedingungen für Emission, Verwahrung und Handel digitaler Vermögenswerte bietet – ein Standortvorteil, den wir konsequent nutzen.

Seit den US-Präsidentschaftswahlen herrscht Turbulenz an den Märkten. Ein gutes Umfeld für Maverix? Wie hat das Jahr 2025 für Sie begonnen?

Das Marktumfeld hat sich seit den US-Wahlen spürbar verändert – für uns als Strukturierungsspezialisten war diese Phase intensiv und dynamisch. Die erhöhte Volatilität an den globalen Aktienmärkten führte zu einem stärkeren Absicherungsbedarf bei vielen Kunden. Gleichzeitig nutzen mehr Investoren die attraktiven Coupon-Niveaus, etwa durch das Schreiben von Put-Optionen über Barrier Reverse Convertibles.
Wir beobachten zudem eine Umschichtung von risikoreicheren Anlagen hin zu defensiveren Positionen wie Gold, defensive Aktien, Anleihen und Cash. Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass unsere Handelsaktivitäten in den AMCs während dieser turbulenten Phase rund 50 % über dem Jahresdurchschnitt lagen.

Seit über einem Jahr kooperieren Sie in Singapur mit SBIDM. Welche Resultate sehen Sie?

Unter der Lizenz von SBI Digital Markets konnten wir drei Vertriebsmitarbeiter in Singapur einstellen, die heute über 50 institutionelle Kunden in Asien betreuen – ein bedeutender Schritt für unsere internationale Expansion. Mittlerweile haben wir nicht nur in Singapur, sondern auch in Thailand erfolgreich die ersten AMCs lanciert.

«Das Marktumfeld hat sich seit den US-Wahlen spürbar verändert.»

Die Pipeline wächst stetig – ein klares Signal für das starke Interesse an unseren Lösungen in der Region. Parallel dazu haben wir eine eigene Pricing- und Life-Cycle-Management-Plattform für strukturierte Produkte mit Asien-Fokus aufgebaut, über die wir mittlerweile täglich Produkte vertreiben. Mit der Partnerschaft mit SBIDM sind wir sehr zufrieden. Der nächste Schritt ist der gezielte Ausbau unseres Krypto-Angebots für den asiatischen Markt – ein Bereich, in dem wir grosses Potenzial sehen.

Sie wollen auch nach Frankreich expandieren. Warum gerade dorthin?

Frankreich ist für uns der nächste logische Schritt in unserer europäischen Wachstumsstrategie. Mit unserem Standort in Genf haben wir bereits eine starke Präsenz in der französischsprachigen Schweiz – Paris ist da die konsequente Weiterentwicklung. Frankreich bietet mehrere strategische Vorteile: Es ist ein grosser Markt mit stabiler Nachfrage nach strukturierten Produkten. Zudem verschafft uns Frankreich den Zugang zum europäischen Binnenmarkt – konkret zum MIFID-Raum – und ermöglicht die effiziente Ausweitung unserer Vertriebsaktivitäten auf andere europäische Länder. Hinzu kommt ein hervorragender Talentpool: Top-Universitäten, erfahrene Brokerhäuser und Emittenten machen Frankreich besonders attraktiv.

Was macht die Schweiz als Standort für Derivate weltweit so attraktiv? Und wo sehen Sie Maverix langfristig in diesem Ökosystem?

Die Schweiz geniesst weltweit einen exzellenten Ruf als Standort für strukturierte Produkte – und das zu Recht. Politische und wirtschaftliche Stabilität, eine verlässliche Rechtsprechung und regulatorische Klarheit schaffen optimale Rahmenbedingungen. Die Kombination aus Innovationskraft, Rechtssicherheit und internationaler Vernetzung ist in dieser Form einzigartig. Zudem verfügt die Schweiz über jahrzehntelange Erfahrung im Derivatebereich – sowohl auf Emittenten- als auch auf Vertriebsseite. In diesem Umfeld positionieren wir Maverix langfristig als führenden unabhängigen Anbieter massgeschneiderter Strukturierungslösungen – mit einer klaren Spezialisierung auf moderne Anlageformen wie AMCs und digitale Vermögenswerte.


David Schmid ist Co-CEO, Partner und Head Markets bei Maverix Securities. Er leitet den Handel und die Strukturierung von Finanzprodukten und ist verantwortlich für die Führung und die Strategie der Gruppe. Zuvor war er 13 Jahre bei Leonteq (vormals EFG Financial Products) tätig gewesen, unter anderem als CEO Asia, wo er für den Auf- und Ausbau von Leonteq in der APAC-Region verantwortlich war. Er hat an der Universität Zürich studiert mit Abschluss in Banking & Finance.