Der Bezug von IT-Infrastruktur über das Internet ist ein Megatrend, dem sich auch die Banken nicht entziehen wollen. Bloss besitzen viele Häuser nicht das nötige Wissen, wie eine neue Studie zeigt.

«Der Wandel hin zur Cloud vollzieht sich zwar nur langsam, aber wir sehen, dass Investmentbanken immer mehr bereit sind, sich diese Technologie aus dem Internet zunutze zu machen», sagt Marika Lulay (Bild unten), CEO des deutschen Beratungsunternehmens GFT Technologies. Als «Cloud Computing», deutsch auch Rechnerwolke oder Datenwolke genannt, bezeichnet man die Bereitstellung von IT-Infrastruktur wie Speicherplatz, Rechenleistung oder Anwendungssoftware über das Internet (vgl. auch Glossar am Ende des Beitrags).

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Dass diese Möglichkeit in der Wirtschaft generell ein Megatrend darstellt, hängt vor allem mit den Kosten zusammen, die damit eingespart werden können. So besehen ist es nicht erstaunlich, dass auch die Banken «in die Cloud» wollen.

Trend auch in der Schweiz

«Der Trend bestätigt sich auch in der Schweiz», ergänzt Flavio Curti, Managing Director von GFT Schweiz. «Die kürzlich von Microsoft bekannt gegebene Ankündigung, Azure auch hierzulande anzubieten, wurde von vielen Banken freudig aufgenommen. Und auch Avaloq und IBM haben unlängst mitgeteilt, ein Cloud-Offering zu kreieren, um der steigenden Nachfrage nach Cloud-Services Rechnung zu tragen», so Curti weiter.

Bloss fehlt vielen Banken das interne Know-how für die weitere Entwicklung. Zu diesem Schluss kommt die Studie «Cloud Adoption» von GFT Technologies, die finews.ch vorliegt. Sie wurde von Oktober 2017 bis März 2018 zur Einführung von Cloud-Computing im Investmentbanking mit 32 Finanzinstituten durchgeführt.

Amazon dominiert

Ein entscheidender Erfolgsfaktor werde die Zusammenarbeit mit internationalen Dienstleistern sein, die die Finanzbranche verstehen und Cloud-Kompetenz besitzen, so Marika Lulay weiter. Im weltweiten Cloud-Markt dominiert Amazon mit rund 33 Prozent Marktanteil – das ist mehr als die nächsten drei grössten Anbieter zusammen. In Bezug auf das Investmentbanking führt jedoch Microsoft, dicht gefolgt von Amazon und Google. IBM ist der einzige weitere, namhafte Anbieter. Was die Nutzung der Cloud anbelangt, liegt Software as a Service (SaaS) leicht vor Platform as a Service (PaaS) und Infrastructure as a Service (IaaS), wie es in der Studie weiter heisst.

Banken nutzen die sogenannte Private Cloud bereits in begrenztem Umfang (28 Prozent), während die Nutzung der Public Cloud bis jetzt erst auf sechs Prozent kommt. Besonders zurückhaltend agieren die Banken in Europa: 44 Prozent aller Befragten gaben jedoch an, in den nächsten fünf Jahren verstärkt Cloud-Lösungen einführen zu wollen. Besonders Tier-2-Banken (mittelgrosse Institute) sind daran sehr interessiert.

Komplexe Legacy-Systeme

Dies ist auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen: So besitzen sie im Vergleich zu Tier-1-Banken (globale Institute) nicht die komplexen Legacy-Systeme und haben weniger Technologiebarrieren zu meistern. Im direkten Verhältnis sind sie zudem deutlich agiler. Einige zentrale Anwendungen wurden auch bereits in die Cloud migriert, oder die Umsetzung findet aktuell statt.

Die Regulierungsproblematik sorgt indessen noch immer für eine gewisse Zurückhaltung unter den Banken: 90 Prozent der Befragten gaben dies als Hürde für die Nutzung von Cloud-Lösungen an, gefolgt vom Datenschutz (72 Prozent) – vor allem durch die neue Datenschutz-Grundverordnung getrieben. «Banken wünschen sich in erster Linie mehr Klarheit darüber, welche regulatorischen Anforderung an Cloud-Lösungen im Investmentbanking gestellt werden», sagt Lulay.


  • Public Cloud: Bietet Zugang zu abstrahierten IT-Infrastrukturen für die breite Öffentlichkeit über das Internet.
  • Private Cloud: Eine Private Cloud ist eine Cloud-Umgebung, die ausschließlich für eine Organisation betrieben wird.
  • Software as a Service (SaaS) ist ein Teilbereich des Cloud-Computing. Das SaaS-Modell basiert auf dem Grundsatz, dass sowohl die Software als auch die IT-Infrastruktur bei einem externen Dienstleister betrieben und vom Kunden als Dienstleistung genutzt werden.
  • Platform as a Service (PaaS) bezeichnet eine Dienstleistung, die Webentwicklern in der Cloud eine Entwicklungs- und Bereitstellungsumgebung für Webanwendungen zur Verfügung stellt. Dieser Service unterstützt den gesamten Software-Lebenszyklus vom Design über die Entwicklung, den Test, die Auslieferung bis hin zum Betrieb.
  • Infrastructure-as-a-Service (IaaS) ist eine sofort nutzbare IT-Infrastruktur, die über das Internet bereitgestellt und verwaltet wird. Die Ressourcen dieser Infrastruktur – wie Rechenleistung und Speicherplatz – können vom Nutzer nach Bedarf zentral hoch- oder herunterskaliert werden.
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