Ja. Das ist die zehnte Korrektur, die ich mitmache, und es ist nicht die Grösste. Mittlerweile macht mir das keine Angst mehr. Sie dürfen nicht vergessen: Ich kaufte Bitcoin schon, als sie wie eine Tauschware verwendet wurden – und bei 77 Cents stieg ich erstmals in grösserem Stil in die digitale Devise ein. Das hilft einem, etwas Abstand gegenüber den Schwankungen zu gewinnen. Ich bin zuversichtlich, was die wirtschaftliche Grundlage des Bitcoin betrifft und halte einen Grossteil meines Vermögens in der Kryptowährung.

An vergangene wilde Zeiten erinnert Ihr Auftreten. Sie tragen weiter das Amulett mit dem Totenkopf um den Hals. Passt das Finanzpiraten-Image noch zum jetzigen Anspruch des Unternehmens?

Man sollte sich nicht von Äusserlichkeiten lenken lassen. Es waren immer die anderen, die mich als Piraten bezeichneten – wegen meines Auftretens, und weil ein wenig der Abenteurertyp bin. Ich kann ihnen versichern, dass ich mich im Geschäftsleben nicht wie einer benehme. Anders als Piraten habe ich gewaltigen Respekt vor dem Privateigentum. In all den Jahren hat niemand Bitcoin Suisse unseriöse Praktiken vorgeworfen. Ansonsten wären wir nicht da, wo wir heute sind.

Wo sehen Sie denn Ihre Rolle heute?

Wir versuchen, einen neuen Markt zu schaffen und diesen nicht nur für Private, sondern auch für Banken, Vermögensverwalter und Fondshäuser zu öffnen.

«Die Branche muss professioneller werden»

Unser Angebot soll dabei so professionell sein wie das einer etablierten Finanzfirma. Und wir setzen weiterhin voll auf ein Geschäft, das viele als kurzlebig und wertlos kritisierten. Die letzten Jahre haben aber bewiesen, dass wir damit richtig liegen. Kryptoanlagen sind gekommen, um zu bleiben.

Allein, recht gehabt zu haben, hilft nicht viel.

Wir dürfen uns nicht zurücklehnen, es gibt viel zu tun. Die gesamte Branche muss professioneller werden. Ebenso braucht es bessere Technologien. Es müssen grosse, dezentral funktionierende Börsen entstehen und mehr und Anlageklassen über die Blockchain gehandelt werden. Das würde das Vertrauen ins gesamte Finanzsystem wesentlich stärken.

Und wo bleibt Bitcoin Suisse in dieser schönen neuen Kryptowelt?

Wir entwickeln uns weiter in die Richtung eines voll regulierten Finanzunternehmens – eventuell mit Bank- oder Effektenhändlerlizenz in der Schweiz und Liechtenstein.

Sie erwähnen Liechtenstein. Bitcoin-Suisse-Chef Vayloyan liess kürzlich in der Presse anklingen, Bitcoin Suisse zügle ins Fürstentum. Wie sehen Sie das als Mehrheitseigner?

Schweiz und Liechtenstein sind beides fortschrittliche Standorte für Kryptofirmen, doch sie entwickeln sich mit verschiedenen Geschwindigkeiten und in andere Richtungen.

«Wir mussten den Handel mit zahlreichen Token sofort aussetzen»

Das Fürstentum hat kürzlich ein neues Blockchain-Gesetz in die Vernehmlassung geschickt. Hingegen deutete die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma an, dass für den Handel zahlreicher Kryptoanlagen künftig eine Lizenz als Effektenhändler nötig wird. Das hat bei uns für einige Komplikationen gesorgt.

Wieso?

Wir erfuhren von den neuen Richtlinien aus der Zeitung und wurden ziemlich überrascht. Wir mussten den Handel mit zahlreichen Token sofort aussetzen und verloren Geschäft an Broker im Ausland, die diese Restriktionen nicht kennen. All das ist bedauerlich. Wir hätten uns gewünscht, mehr in den Regulationsprozess eingebunden zu werden, um die richtigen Lizenzen erwerben zu können.

Bitcoin 500

Wie haben Sie reagiert?

Wir setzen uns verstärkt mit der Lizensierung auseinander und evaluieren alle möglichen Wege – in diesem Zusammenhang könnten wir einzelne Dienste von Liechtenstein aus anbieten. Zumindest für den internationalen Teil unseres Geschäfts ist Liechtenstein als Teil des EWR ein naheliegender Standort. Das heisige Geschäft wird deshalb nicht aufgegeben. Sowieso betrachte ich die Schweiz und Liechtenstein als ein zusammenhängendes Crypto Valley, das sich von Zug nach Vaduz erstreckt.

Braucht die Schweiz das Crypto Valley denn so dringend, dass Sie sich den Forderungen von Startups beugen muss?

Ich denke, dass es auf politischer und volkswirtschaftlicher Ebene viel zu gewinnen gibt. Etwa dank den Arbeitsplätzen, welche die Branche schafft, und den Steuern, welche Firmen und Angestellte an den Staat entrichten.

«Kantone könnten ihre Kantonalbanken zur Zusammenarbeit mir Startups veranlassen»

Neben der Regulation sollte uns die Politik bei jenem Problem unterstützen, das wie ein Elefant im Raum steht: Dem Umstand nämlich, dass die Schweizer Banken aus Furcht vor möglichen Risiken nichts mit Kryptofirmen zu tun haben wollen. Unser meiner Meinung braucht es eine politische Intervention, um dieses Hindernis für die Schweizer Crypto Nation überwinden.

Wie denn?

Die Kantone als Mehrheitseigner könnten etwa ihre Kantonalbanken veranlassen, enger mit den Startups im Kryptosektor zusammenzuarbeiten – und den Instituten dazu den nötigen Spielraum einräumen. Die Schwierigkeit für Krypto-Fintechs, Bankpartner zu finden, ist der wesentliche Grund, warum die Ambitionen des Zuger Crypto Valley bisher nicht verwirklicht wurden. Entsprechend ziehen die meisten Fintechs aus dem Bereich nach Liechtenstein.

Ordnungspolitsch sauberer wäre es, die Banken würden aus eigenem Antrieb ins Kryptobusiness vorstossen, oder?

Ich habe den höchsten Respekt vor den Schweizer Banken, aber das Thema wird leider von vielen etablierten Häusern zu wenig ernst genommen. Natürlich mögen aus Sicht gerade der kleineren Institute die Risiken die Chancen überwiegen. Meiner Meinung sollte die Schweiz und ihre Banken trotzdem keine Zeit verlieren mit dem Vorstoss in die Krypto-Vermögensverwaltung.


Niklas Nikolajsen ist der Gründer und exekutive Präsident des Verwaltungsrats des Krypto-Maklers Bitcoin Suisse. Der 42-jährige Däne ist studierter Software-Ingenieur und arbeitete im Bankensektor, zeitweilig für die Credit Suisse. Im Jahr 2010 entdeckte er mit dem White Paper des mysteriösen Bitcoin-Efinders Satoshi Nakamoto seine Berufung für die Blockchain Technologie. Seit 2011 lebt er in der Schweiz, gründete 2013 Bitcoin Suisse und gehört seither zu den Pfeilern des Zuger «Crypto Valley».

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