In den nächsten vier Jahren will die Bank Valiant schweizweit 170 neue Stellen schaffen. Dabei wird sie bei der Rekrutierung kreativ – und reanimiert ein Stück Banking-Geschichte.

Den Valiant-Strategen ist es ernst: Im Rahmen des am (heutigen) Dienstag präsentierten Vierjahresplans wollen sie das Filialnetz flächendeckend vom Genfer- bis zum Bodensee spannen. Dazu braucht das Institut mit Sitz in Bern Personal: Mit der Wachstumsoffensive soll die Kundenfront massiv ausgebaut werden, insgesamt ist von 170 neuen Vollzeitstellen in verschiedenen Bereichen des Geldhauses die Rede.

Doch wo sollen die Talente herkommen in einer Branche, die seit Jahren an personellem Aderlass leidet? Ewald Burgener (Bild unten), der sei gut 100 Tagen als CEO die operativen Zügel bei Valiant in der Hand hält, formulierte am Dienstag vor Investoren und Medien eine kreative Rekrutierungsmethode. An der Kundenfront, erklärte er, könne das Institut auch auf branchenfremde Arbeitskräfte zurückgreifen.

Dabei brachte der Manager spontan die Gastronomie ins Spiel – wichtig sei doch im Umgang mit Kunden, dass man über ein «Service-Gen» verfüge, so Burgener.

Burgener 500

Servicestärke und Expertise

Werden Valiant-Kunden bald von Kellnern beraten? Das dürfte in der Branche, die viel auf ihr Expertenwissen gibt und streng reguliert ist, wohl noch zu reden geben. Doch Burgener ist es offensichtlich ernst damit: Mit einer Umschulung sei es möglich, einfache Aufgaben im Retailbanking auch Branchenfremden anzuvertrauen, sagte er.

Dank neuen «hybriden» Bankfilialen liessen sich zudem bei Bedarf über den Videokanal Experten zuschalten. «So verbinden wir Servicestärke und Expertise», erklärte Burgener weiter.

Wie sich zeigt, haucht der frischgebackene Bankchef einer alten Idee neues Leben ein. Denn aufs «Service-Gen» waren die Schweizer Banken schon in den 1970-er Jahren gekommen, als angesichts eines gewaltigen Geldflusses aus dem umliegenden Ausland die Hände knapp wurden, um Vermögen überhaupt entgegen zu nehmen.

Wie zu Zeiten des Terrors in Italien und Deutschland

So berichten die Autoren Claude Baumann und Werner Rutsch im Band «Swiss Banking – wie weiter», wie die UBS-Vorgängerin SBG in den 1970er-Jahren ihre Filiale in Lugano mit einem Kaffeehaus ausrüstete. In diesem «Investors Club» halfen auch Kellner und Pförtner den meist italienischen Kunden bei der Kontoeröffnung.

Nicht wenige dieser «Helfer» wechselten hernach selber ins Anlagegeschäft.

Etwas später wurde beim SBG-Hauptsitz (der heutigen UBS-Zentrale) an der Zürcher Bahnhofstrasse ein Provisorium errichtet, um die Einlagen der vom RAF-Terror aufgeschreckten Vermögenden aus Deutschland abfertigen zu können. Auch dazu brauchte es dringend mehr Personal, und dem Vernehmen nach waren in solchen Situationen auch Coiffeure willkommen.

Vorkehren für Veränderungen

Aktuell bewegt sich die Valiant mit ihrer Rekrutierungs-Offensive eher antizyklisch. Landauf, landab schliessen Banken Filialen und streichen Stellen – mit der für 2020 angekündigten Digitalsparte «Direct Banking» der Credit Suisse könnte dieser Trend im Schweizer Retailbanking einen neuen Höhepunkt erreichen.

Laut Burgener schwimmen die Valiant-Banker aber bewusst gegen den Strom, um das Überleben der Bank zu sichern. Denn nur mit einem schweizweiten Filialnetz und einem möglichst umfassenden Angebot sei die Bank in der Lage, auf plötzliche Veränderungen im Geschäft zu reagieren, findet er. In einer der neuen hybriden Geschäftsstellen sind zwischen drei und fünf Angestellte tätig; nach vier bis fünf Jahren arbeiten die Filialen in der Regel rentabel.

Nicht zuletzt bieten die Investitionen in Personal und Beton eine Möglichkeit, brachliegende Eigenmittel zum Einsatz zu bringen. An der Konferenz am Dienstag wurde deutlich, dass gewisse Investoren eine Eigenkapital-Rendite von rund 5,5 Prozent und eine 30 Prozent unter Buchwert handelnde Aktie als enttäuschend betrachten.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.26%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.93%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.27%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.78%
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