Der Börsengang des grössten Ölkonzerns der Welt, Saudi Aramco, dürfte wohl noch im Dezember stattfinden. Und die Credit Suisse gehört definitiv zu den Lead-Banken, welche den IPO anführen, wie finews.ch erfahren hat.

Saudi Aramco ist ein Unternehmen der Superlative: Der grösste Ölförderer der Welt, das profitabelste Unternehmen der Welt und nun wird es mit angestrebten 40 Milliarden Dollar auch zum grössten Börsengang der Welt kommen.

Nach mehreren Verzögerungen dürfte noch im Dezember eine erste Tranche der Aktien an der saudischen Börse Talawud kotiert werden. Es werde jedenfalls «bald» sein, sagte am Mittwoch gemäss «BBC» der saudische Energieminister Abdulaziz bin Salman am Rande der grossen Investorenkonferenz «Future Investment Conference» in Riad.

CS-Offensive der letzten Tage

In der saudischen Hauptstadt traf sich in den vergangenen Tagen alles, was in der Finanzwelt Rang und Namen hat. Das heisse Thema war der IPO von Saudi Aramco: Findet er nun statt oder nicht? Das letzte Wort soll Kronprinz Mohammed bin Salman haben, der für Saudi Aramco eine Bewertung von 2 Billionen Dollar anstrebt.

Schwankungen im Ölpreis, Verunsicherung an den Finanzmärkten und nicht zuletzt ein Bombenangriff auf saudische Ölförderanlagen im September haben den Börsengang immer wieder in Frage gestellt.

Auch Tidjane Thiam, CEO der Credit Suisse (CS), sowie sein Schweiz-Chef Thomas Gottstein waren in Riad zugegen; Thiam als Teilnehmer der Konferenz und Gottstein als Mitglied einer bundesrätlichen Delegation unter Leitung von Finanzminister Ueli Maurer.

CS allein unter US-Investmentbanken

Hinter den Kulissen soll erneut an den letzten Details des Saudi-Aramco-IPO gefeilt worden sein – und dies nicht zum Schaden der CS. Die Schweizer Grossbank ist nun – abgesehen von zwei saudischen Finanzinstituten – die einzige nicht US-Investmentbank, welche als Joint Global Coordinator eine führende Rolle im Saudi-Aramco-IPO einnehmen kann, wie finews.ch erfahren hat. Die CS kommentierte dies am Donnerstag nicht.

Die CS war bereits seit vergangenen September gerüchteweise als Global-Lead-Bank genannt worden. Doch nun sei es offiziell, versicherten Quellen gegenüber finews.ch.

Bis zu 450 Millionen Dollar Gebühren

Das Mandat dürfte der CS Investmentbank – sie schrieb im vergangenen dritten Quartal noch einen Verlust – erheblich Schub verleihen. In Finanzkreisen zirkuliert seit einiger Zeit die Summe von 350 bis 450 Millionen Dollar, welche Saudi Aramco wegen des Börsenganges an Gebühren an die beteiligten Banken bezahlen wird. Es sollen rund zwei Dutzend dabei sein, wobei sich in der Rollenverteilung eine Hackordnung ergeben hat.

Ganz oben stehen J.P. Morgan und die saudische National Commercial Bank, welche Aramco früh als erste Institute ausgewählt hatte, um den Börsengang vorzubereiten.

UBS eine der vielen Bookrunners

Dann folgen die übrigen Global Coordinators mit der CS, Bank of America, Goldman Sachs und Citi sowie der einheimischen Samba Financial Group. Weiter unten in der Hackordnung kommen dann die rund 15 Bookrunners, unter ihnen die UBS und die Deutsche Bank.

Riad war in den vergangenen Jahren eine von Investmentbankern häufig angesteuerte Destination: Kronprinz Mohammed bin Salman steuert eine Öffnung des Petro-Königreiches an, in deren Zuge es zu Privatisierungen von Staatsunternehmen kommen soll und massiv in eine Diversifizierung der Wirtschaft investiert wird.

Banken wie die CS und die UBS haben hohe Investitionen in Saudi-Arabien getätigt, um Wealth-Management-Organisationen aufzubauen und um vom erwarteten Geldregen aus den IPO-Gebühren profitieren zu können.

Kashoggi-Mord kein Thema mehr

Mohammed bin Salman hat sich dabei noch nicht einen Ruf als demokratischer Herrscher erarbeitet. Er gilt als Drahtzieher hinter dem Mord am Journalisten und Regimekritier Jamal Kashoggi

Vergangenes Jahr hatten die internationalen Wirtschaftsführer, unter ihnen auch CS-CEO Thiam, ihre Reise an die Investoren-Konferenz noch abgesagt. Dieses Jahr war Kashoggi offenbar kein Thema mehr, welches die Anreise und Teilnahme der internationalen Vertreter verhindert hätte.

Erster Handelstag am 11. Dezember

Weitere Aufschübe ausgeschlossen, sieht der IPO-Fahrplan vor, dass die Preisspanne für Aramco-Aktien am kommenden 17. November bekannt gegeben wird, die Zeichnung der Aktien startet am 4. Dezember und der erste Handelstag soll am 11. Dezember sein.

Geplant ist, zunächst 1 Prozent der Aktien zu kotieren, um im nächsten Jahr schrittweise den Handel auf rund 5 Prozent der Aktien zu erhöhen. Der Staatskasse Saudi-Arabiens sollen rund 100 Milliarden Dollar winken, je nach Interesse der Investoren an den Aramco-Aktien. Angefeuert wurde dies durch die Ankündigung Aramcos, im kommenden Jahr Dividenden in der Höhe von 75 Milliarden Dollar auszuzahlen.

Die CS könnte als Lead-Bank eine Mehrzuteilungsoption von Aramco-Aktien erhalten, was den Deal für die Schweizer Grossbank noch attraktiver machen würde. Sie hatte bereits am bislang grössten IPO der Welt teilgenommen, dem chinesischen Tech-Konzern Alibaba. Dieser hatte den beteiligten Banken und Beratern rund 300 Millionen Dollar an Gebühren bezahlt.

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