Medienberichten zufolge werden reiche Saudis dazu gedrängt, beim Aramco-Börsengang mitzutun. In der Region tätigen Schweizer Banken drohen damit erneut Verrenkungen.

Das weckt ungute Erinnerungen an die Ritz-Carlton-Episode: Vor zwei Jahren wurden superreiche Saudis im Nobelhotel in Riad festgehalten, um ihnen «unversteuerte» Vermögen abzupressen und damit die Staatskasse des Königreichs in Nahost zu äufnen.

Mit Blick auf den bevorstehenden Börsengang der staatlichen Ölfirma Aramco, mit geplanten 2'000 Milliarden Dollar der grösste IPO der Geschichte, soll es nun erneut zu Druckversuchen gekommen sein. Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) unter Berufung auf mehrere anonyme Quellen berichtete, sind reiche Saudis dazu «ermutigt» worden, für Hunderte Millionen Dollar Anteile am Börsengang zu reservieren.

Aramco hat die Druckversuche gegenüber dem Blatt vehement bestritten.

Credit Suisse ist beim IPO dabei

Dennoch ist zu befürchten, dass für Schweizer Institute die Verrenkungen von 2017 aufs Neue beginnen. Die Öffnung des saudischen Kapitalmarkts gilt als grosse Hoffnung fürs Private Banking der Region, und auch bezüglich des Aramco-IPO ist man auf den Goodwill der Machthaber rund um den Kronprinzen «MBS» Mohammed bin Salman angewiesen.

So ist inzwischen bekannt, dass die Schweizer Credit Suisse (CS) den Börsengang der Superlative begleiten darf. Die Grossbank hat zudem mit den Engagements von Khalid Al Ghamdi als neuer Länderchef und dem Ex-Goldman-Sachs-Investmentbanker Hazem Shawki ihre Position im Markt deutlich ausgebaut.

Alwaleed bin Talal im Visier

Die UBS holte ihrerseits den saudischen Banker Ghassan Soufi zu sich, der nun das Kundenberater-Team im Königreich ausbauen soll. Laut unbestätigten Berichten soll die grösste Schweizer Bank allerdings vom Aramco-Deal ausgeschlossen sein.

Die Milliardäre, die laut der «Financial Times» nun wieder zur Kasse gebeten werden, sind ebenfalls ein höchst begehrtes Geschäft fürs Swiss Private Banking – UBS und CS gelten als jene internationalen Vermögensverwalter, die am meisten Geld von reichen Saudis verwalten. Im Bericht wird auch der extravagante Milliardär Alwaleed bin Talal erwähnt, der 2017 im Ritz-Carlton festgehalten wurde. Die Episode soll damals gar die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) aufgescheucht haben.

Eine Folge der Anschläge?

Mit dem kolportierten IPO-Zwang zeichnet sich neuerlich ein Spagat ab zwischen der Loyalität zur superreichen Klientel – und den Lockungen, die sich rund um den Börsengang und der Öffnung der saudischen Börse für die Banken bieten.

In diesem Zielkonflikt gibt es zudem kaum Sicherheiten. Offenbar stehen die neusten Pressionen in Zusammenhang mit den jüngsten Anschlägen auf die saudische Ölindustrie; diese drohen den Erlös aus dem Aramco-Börsengang zu schmälern – und deshalb scheint es die fixen Zusagen von einheimischen Reichen zu brauchen.

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