Nachdem schon die UBS im Mai vom türkischen Regulator mit einer Sanktion belegt worden ist, trifft es nun die Credit Suisse. Die Türkei von kämpft so gemäss Aussagen von Marktbeobachtern gegen die Abwertung ihrer Währung.

Der fragile Zustand der türkischen Wirtschaft trifft zunehmend auch ausländische Geldhäuser. So wurden Anfang Mai drei internationale Banken, darunter auch die UBS, vom Bankenregulator in Ankara mit einem kurzfristigen Bann belegt, der diesen den Handel mit der Landeswährung Lira untersagte – finews.ch berichtete darüber.

Vor wenigen Tagen nun holte die Börse von Istanbul zum nächsten Schlag aus. Credit Suisse (CS) und fünf weitere Grossbanken – darunter auch Goldman Sachs, Merrill Lynch, J.P. Morgan und Barclays – dürfen während dreier Monate keine short-selling Aktivitäten unternehmen, also gegen türkische Aktien wetten.

Wetten auf den wirtschaftlichen Verlauf

Die Aktivitäten, gegen welche der Bankenregulator und die Börse vorgehen, sind von unterschiedlicher Natur. Gleichwohl aber sind sie soweit miteinander verbunden, als dass das globale Kapital von einer weiteren Schwächung der türkischen Wirtschaft ausgeht und deshalb entsprechende Wetten eingeht.

Dies hängt nicht zuletzt mit der anhaltenden Abwärtstendenz der türkischen Lira zusammen, wie Quellen aus der Türkei einstimmig berichten. Die Lira hat gegenüber dem Franken etwa die Hälfte ihres Wertes innert dreier Jahren verloren. Die widerspiegelt die Schwäche der Wirtschaft und die politischen Auseinandersetzungen, welche die Regierung der AKP und Präsident Recep Tayyip Erdogan ausficht.

Andauernde Schwächung der Währung

Mit dem Ausbruch der Corona-Krise und der damit einhergehenden Unterbrechung der Touristenströme hat sich die Lage der Türkei weiter verschärft. Zudem kämpft die Türkei mit der Unterbringung von Millionen von Flüchtlingen aus Syrien; sie duelliert sich zum wiederholten Mal mit kurdischen Milizen und sie befindet sich mitten in einem blutigen Waffengang in Libyen. All dies zehrt an den Kräften der stolzen Nation.

Indem nun die türkische Bevölkerung mit einer andauernden Schwächung der Währung zu kämpfen hat, ziehen für Erdogan und die AKP dunkle Wolken auf. Nachdem die Opposition schon den symbolträchtigen Posten des Bürgermeisters von Istanbul erobert hat, muss die Regierung um ihre Wiederwahl bangen. Diese finden voraussichtlich 2023 statt.

Härtere Zeiten brechen an

Für die ausländischen Geldhäuser bahnen sich schwierige Zeiten an, sollte die Regierung ihnen die Schuld für die Schwächung der Währung und Verluste am Aktienmarkt in die Schuhe schieben. So behauptet die Regierung, dass die betroffenen Institute den Kurs der Lira von den Trading Desks in London hinaus manipulierten.

Der Vorwurf der türkischen Regierung ist nicht ganz aus der Luft gegriffen, meinen Ökonomen im Land. Gleichzeitig braucht die Türkei ausländisches Kapital, um im rauen Klima der Weltwirtschaft überleben zu können.

Die Banken sind naturgemäss zurückhaltend, wenn es um Fälle geht, in denen die Politik in die Wirtschaft hineinspielt. Auch bezüglich des vorübergehenden Handelsverbots wollte die UBS gegenüber finews.ch nicht Stellung beziehen. Und die Credit Suisse wollte zur Sanktion der Istanbuler Börse keinen Kommentar abgeben.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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