Angesichts der Coronakrise sehen die Schweizer Regionalbanken ihre Lage erstaunlich positiv. Dies geht aus einer neuen Umfrage unter Chefbankern hervor. Doch der Blick nach vorn ist weniger rosig.

Ist das Schweizer Retailbanking heute gesünder als noch vor einem Jahr? Wenn es nach 31 Chefs hiesiger Regional- und Kantonalbanken geht, dann schon.

Sie schätzten die Lage «ihres» Instituts und der Branche insgesamt besser ein als noch 2019. Dies geht aus der jährlichen Umfrage hervor, welche die Beratungsfirma Zern & Partner vergangenen Juni durchführte und am Dienstag publiziert hat.

Angesichts der Folgen der Coronakrise für die Konjunktur ist das eine Überraschung, und nicht die einzige in dieser Erhebung. Zuweilen widersprüchlich mutet an, wie die Chefbanker auf die Krise reagieren wollen – und wo sie künftig den Schlüssel zum Erfolg erwarten.

Sorgen wegen Zinsmarge

Natürlich sind auch Regionalbanker nicht frei von Sorgen. Am meisten drückt sie jedoch nicht die Pandemie, sondern die Zinsmarge – also eine Problematik, mit der sich das Metier seit dem Frankenschock von 2015 auseinandersetzt.

Wie schon 2019 rechnet keiner der Befragten mehr mit einer Ausweitung der Marge, aber gut 92 Prozent mit einer weiteren Verengung (siehe Grafik unten).

TabRetailbanken 500

An der Entwicklung sind nicht nur die Tiefzins-Politik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) schuld, sondern auch die vielen branchenfremden Konkurrenten, die ins Hypogeschäft drängen.

Die «Corona-Effekte» werden demgegenüber zwar als Herausforderungen erkannt, geniessen aber nicht absolute Priorität bei den Bankchefs. Dazu passt, dass sich die Institut auf heutigem Stand sehr sicher fühlen.

Helfer in der Not

Die Selbsteinschätzung des eigenen Instituts erreichte 2020 nach fünf Monaten Pandemie zwar einen etwas geringeren Wert als im Vorjahr, liegt aber weiterhin hoch und auch auf einer Linie mit den historischen Werten.

Einmal mehr ist dies ein Indiz dafür, dass es sich bei Corona zwar um eine Gesundheits- und Wirtschaftskrise handelt, aber (noch) um keine Finanzkrise.

Stattdessen konnten sich die Banken als Verteiler der Notkredite des Bundes gar als Helfer in der Not präsentieren. Zwei Drittel der Umfrage-Teilnehmer nahmen aufgrund der Pandemie nur geringfügige Anpassungen am eigenen Risikomanagement vor.

Endlich Übernahmen?

So viel zum Ist-Zustand. Die Zukunft sehen die Regionalbanker weniger rosig. Die Wachstumsaussichten etwa bewerteten sie etwa tiefer als im Jahr zuvor, wie aus der Studie hervorging.

Hervorzuheben ist, dass nur zwei Wachstumsmöglichkeiten klar an Bedeutung gewinnen. Dies ist einerseits die Ausweitung der Kreditvergabe, anderseits die aktive Teilnahme am Konsolidierungsprozess.

Bemerkenswert ist, dass in den letzten Jahren praktisch keine Regionalbanken verkauft worden sind. Dafür war der Sektor schlicht zu robust unterwegs – was sich nun allerdings ändern könnte.

Die Schlüssel zum Erfolg

Weitermachen wie bisher erscheint der Mehrzahl Chefs jedenfalls als keine gute Option. Kostensenkungen stehen in der Umfrage an der Spitze der ergriffenen Massnahmen zur Anpassung ans sich ständig verändernde Marktumfeld.

Als prioritär angesehene Punkte gelten zudem Innovation, Diversifikation, Digitalisierung, CRM-Aktivitäten sowie die Entwicklung so genannter Soft Skills.

Dazu passt, dass die Kader (beruhigend aus Sicht des Personals) dem Humankapital auch im 21. Jahrhundert grosse Bedeutung zumessen. Als wichtigsten Schlüssel zum Erfolg sahen die Chefs Massnahmen an, die den Kunden und seine Wünsche ins Zentrum zu rücken.

Rang zwei bildete «Wurzeln und Werte der Bank nicht vergessen» und Rang drei «Empowerment der Mitarbeitenden. Eher schwache Werte erzielten «Früher als andere alles automatisieren» oder «voll auf KI und Big Data setzen».

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