Golfregion: Den Aktienmärkten geht die Puste aus

Obwohl viele Golfstaaten ihre Nicht-Öl-Sektoren massiv ausbauen, bleiben die Aktienmärkte eng an die Entwicklung des «schwarzen Goldes» gekoppelt. Dieses hat zuletzt spürbar nachgegeben und wird bei 62 bis 63 Dollar pro Fass (Sorte Brent) gehandelt. Dies sind rund 14 Prozent tiefer als vor einem Jahr – mit direkten Folgen für die Leitindizes.

Gemischtes Bild in der gesamten GCC-Region

Gerade feierte die Börse ADX ihr 25-jähriges Bestehen. Für Anleger fällt das Jahr jedoch weniger euphorisch aus als in den ersten sechs Monaten aus: Der ADX General Index, der im ersten Halbjahr noch plus 11 Prozent verbucht hatte, kommt inzwischen nur noch auf plus 4,8 Prozent (Stand: 24. November 2025). Energie- und staatsfondsnahe Werte belasteten, während einzelne Tech-Aktien wie Presight AI (plus 18 Prozent) und Bayanat (plus 22 Prozent) gegen den Trend zulegen konnten.

Die Entwicklung der übrigen Golfbörsen zeigt ein fragmentiertes Bild:

Dubai (DFM): plus 14,1 Prozent
Der regionale Spitzenreiter – getragen von Immobilienwerten wie Emaar (plus 19 Prozent) und Deyaar (plus 27 Prozent) sowie starken Banken (plus 11 Prozent).

Saudi-Arabien (TASI): plus 7,8 Prozent
Solides Wachstum dank Banken (plus 12 Prozent), Petrochemie (plus 6 Prozent) und Versorgern (plus 9 Prozent). Der Energiekonzern Aramco hält sich mit plus 4 Prozent stabil.

Katar (QE Index): plus 6,5 Prozent
Moderate Kursgewinne, hohe Dividendenrendite (durchschnittlich 4,1 Prozent). Industriewerte und Gaspreise stützen.

Kuwait (Premier Market): plus 5,2 Prozent
Banken treiben das Plus, Liquidität steigt um 12 Prozent gegenüber 2024.

Oman (MSX 30): minus 1,9 Prozent
Leichte Verluste, Finanzwerte schwach (minus 4 Prozent), geringe Handelsvolumina.

Bahrain (All Share): minus 0,8 Prozent
Marginal im Minus, strukturell weiterhin der kleinste Markt der Region.

In Summe zeigt die Region zwar eine durchschnittliche Performance von knapp plus 5 Prozent, doch der Schwung der ersten Monate ist deutlich verblasst.

Hoffnung aus Washington

Ein möglicher Wendepunkt könnte aus den USA kommen: Die Ankündigung der Federal Reserve, die Zinsen nochmals senken zu können, sorgt für vorsichtigen Optimismus. Da die Währungen aller Golfstaaten an den Dollar gekoppelt sind, müssten die Zentralbanken von Bahrain bis Oman diesen Kurs automatisch mitgehen – ein potenzieller Schub für Aktien und Liquidität.

Aber auch das jüngste Telefonat zu Wochenbeginn zwischen Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping, in dem beide Seiten bekräftigten, das «gute Momentum» (Xi) zwischen der grössten und der zweitgrössten Wirtschaftsmacht der Welt aufrechtzuerhalten, gibt den Golfstaaten Hoffnung.

Sie brauchen Ruhe an der globalen Handelsfront aufgrund ihrer bedeutenden und international vernetzten Frachthäfen in Dubai, Bahrain und Dschidda (Saudi-Arabien). Trump nahm in dem Telefonat eine Einladung Xis im April 2026 nach Peking zu kommen, an. Beide Supermächte entschärften den Handelsstreit am 30. Oktober in Südkorea. Die Vereinbarung, die auch die Wiederaufnahme chinesischer Käufe von US-Sojabohnen einschliesst, verhindert Trumps angedrohte 100-prozentige Zollgebühr auf chinesische Exportgüter und verlängert den Handelsfrieden bis zum 10. November 2026.

Noch ist das Jahr nicht vorbei

Fondsmanager sollten den Tag nicht vor dem Abend (-gebet) loben: Die Region kennt keine Weihnachtsfeiertage, und bis Jahresende bleiben noch fünf Handelswochen. Doch für eine echte Jahresendrally müsste der Ölpreis wieder anziehen – und die geopolitische Lage zumindest etwas freundlicher werden. Ausserdem: «Die OPEC+, die für das kommende Wochenende eine wichtige Sitzung geplant hat, wird voraussichtlich die Quoten für jedes Mitgliedsland überprüfen und gegebenenfalls neu festlegen,» sagt Gary Dugan, CIO, bei The Global CIO Office, Dubai. Daraus höhere Ölpreise könnten den Anlegern am Golf neuen Mut geben.