Unabhängige Vermögensverwalter schrauben Erwartungen hinunter

Laut einer Umfrage unter Schweizer unabhängigen Vermögensverwaltern (uVV) hat die Branche im vergangenen Jahr 2024 ein starkes Wachstum verzeichnet. 58 Prozent der vom Beratungsunternehmen ADVEA befragen Unternehmen konnten ein zweistelliges Net New Money-Wachstum verzeichnen, wie es in einer Mitteilung heisst.

Ein wichtiger Faktor dabei ist die Gewinnung neuer Kundenberaterinnen und -berater. 78 Prozent der Studienteilnehmer haben demnach ihre Beraterkapazitäten ausgebaut. Jedoch wurden die in der letztmaligen Befragung formulierten personellen Wachstumsziele nicht erreicht.

Bremseffekt beim Personalausbau

Beim Blick nach vorn sei beim geplanten Ausbau der Personalkapazitäten ein deutlicher Bremseffekt sichtbar. Auf Sicht von 12 Monaten rechnen 45 Prozent der uVV mit einem unveränderten Personalbestand. Bei der Personalakquise würden persönliche Netzwerke zunehmend an Grenzen stossen und neue Strategien zur Identifikation und Akquisition neuer Mitarbeitender noch nicht greifen, heisst es in der Mitteilung.

Ein Grossteil der Umfrageteilnehmer (71 Prozent) ist positiv für die Branche eingestellt und geht davon aus, dass der Marktanteil der uVV in der Vermögensverwaltung steigen wird. «Dieses Wachstum soll insbesondere auf Kosten mittelgrosser Privatbanken gelingen», heisst es weiter.

Negative Einstellung gegenüber Krypto-Assets

Die uVV sind der Asset-Klasse Krypto gegenüber sehr negativ eingestellt. 86 Prozent der uVV würden die Relevanz dieser Asset-Klasse für ihre Kunden nahezu vollständig absprechen. Als Gründe werden die Risikotoleranz der Kunden und die hohe Volatilität genannt.

Die Autoren lesen aus den Aussagen zum fehlenden inneren Wert von Krypto-Assets, den mangelnden Research Fähigkeiten und dem generellen Eindruck von betrügerischen Absichten eine «emotionale und inhaltliche Distanz der uVV zu dieser Asset-Klasse» heraus.

Immerhin würden 16 Prozent der uVV planen, ein Crypto-Angebot für ihre Kunden zu lancieren. 22 Prozent würden Direkthandel bei einer Crypto-Börse oder einem Crypto-Broker präferieren. «Zudem stossen Partnerschaften mit einer regulierten Crypto-Bank auf hohe Akzeptanz», sagt ADVEA-CEO Adrian Weber. Mehr als die Hälfte der uVV (52 Prozent) können sich eine solche Zusammenarbeit grundsätzlich vorstellen.

A. Weber

Adrian Weber. (Bild: zVg)

Fehlende interne IT- und Technologie-Kompetenzen

Als eine der grossen Herausforderungen der Branche werden fehlende interne IT- und Technologie-Kompetenzen gesehen. 45 Prozent aller uVV und 81 Prozent der uVV mit weniger als 500 Millionen Franken AuM würden weiterhin über kein Portfolio Management-System verfügen oder setzen auf Eigenentwicklungen.

Das könne zu hohen Kosten, fehlenden modulare Angeboten und einer Überforderung der eigenen Organisation führen. Zudem würden fehlende interne IT- und Technologie-Kompetenzen die Potenziale der Digitalisierung limitieren, insbesondere mit Blick auf den Einsatz von AI-Tools. «Bei 71 Prozent der teilnehmenden uVV ist die IT-Entwicklung vollständig ausgelagert. Nur 9 Prozent haben diese erfolgskritische Fähigkeit vollständig im eigenen Unternehmen internalisiert», sagt Weber.

Der «uVV-Industrieradar 2025/2026» wurde als Online-Befragung in Zusammenarbeit mit Avaloq und der V-Bank im Zeitraum Mai-September 2025 durchgeführt. Die Studie basiert auf 87 Antworten von uVV unterschiedlicher Grössenklassen. Die Gesamtheit der Teilnehmenden würden ein AuM-Volumen von rund 70 Milliarden Franken repräsentieren und damit einen substanziellen Teil des Schweizer uVV-Marktes abdecken.