Der Schweizer Finanzplatz sieht sich als Nachhaltigkeit-Hub. Hiesige Institutionelle tragen jedoch Bedenken, wie eine neue Studie zeigt.

Der Trend zum nachhaltigen Investieren hat die Schweiz voll erfasst. Der Markt für Anlagen, welche die Kriterien Umwelt, Gesellschaft und gute Unternehmensführung (ESG) beachten, ist in der Schweiz im vergangenen Jahr um 31 Prozent auf 1,52 Billionen Franken gewachsen. Mehr als die Hälfte aller hierzulande vertriebenen Fonds genügen inzwischen Nachhaltigkeits-Ansprüchen.

Doch hiesige Profiinvestoren sind nicht restlos überzeugt, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der auch in der Schweiz aktiven britischen Fondsfirma Schroders nahelegt. Demnach tragen institutionelle Investoren wie Pensionskassen, Versicherer und Banken eine ganze Reihe von Bedenken gegenüber dem Trend.

Sorge um Etikettenschwindel

Zwar achtet eine Mehrzahl der hiesigen Institutionellen nach eigenen Aussagen verstärkt auf ESG-Kriterien beim Investieren. In der Schweiz liegt ihr Anteil mit 65 Prozent knapp über dem europäischen Durchschnitt. 38 Prozent der Umfrageteilnehmenden machten sich aber Sorgen um das so genannte Greenwashing, also den Etikettenschwindel beim Vertrieb von Nachhaltigen Anlagen. Als noch grösseres Problem sehen Pensionskassen & Co. zudem die Kosten für die ESG-Integration in den Portfolio-Kontext an. Mit 59 Prozent solcher Stimmen ist der Schweizer Wert der zweithöchste weltweit.

Schroders stellt fest: «Kosten sind in der Schweiz die grösste Herausforderung bei der ESG-Integration.»

Kosten vor Performance?

Jene Sorge ist wohl bezeichnend für den Vorsorge-politischen Diskurs in der Schweiz. Weil die Reform der 2. Säule und damit des Pensionskassen-Wesens seit Jahren stockt, wird in der Beruflichen Vorsorge vor allem bei den Kosten der Hebel angesetzt.

Dass ESG-Investments weniger gut rentieren, ist auch weltweit besehen der kleinere Sorgenpunkt. Das dritte Jahr infolge haben hier die Befürchtungen abgenommen, mittlerweile argwöhnen noch 38 Prozent der Profiinvestoren, dass sich nachhaltiges Investieren negativ auf die Performance auswirken könnte.

Schweizer sind realistischer

Schroders hat dazu letzten März rund 750 institutionelle Investoren aus 26 Standorten weltweit mit verwalteten Vermögen von insgesamt 26’800 Milliarden Dollar befragen lassen. Zu den «pain points» dieser Stichprobe zählen bezüglich ESG auch die Messbarkeit von Risiken (46 Prozent) und der Mangel an Transparenz (53 Prozent).

Insgesamt vermittelt die Schroders-Studie aber eine durchaus optimistische Stimmungslage der Branche. Die Renditeerwartungen sind in den vergangenen zwölf Monaten weltweit gestiegen: 82 Prozent der Befragten rechnen in den kommenden fünf Jahren mit jährlichen Renditen von mindestens 4 Prozent. In der Schweiz ist diese Erwartung etwas tiefer (68 Prozent der Befragten hatten diese Erwartung).

«Schweizer Investorinnen und Investoren sind deutlich konservativer – man könnte auch sagen realistischer – bezüglich künftiger Renditen», folgern die Studienautoren.

Deckungsgrad auf Langzeithoch

Wie der aktuelle Pensionskassen-Monitor von Swisscanto Vorsorge für den letzten Juni zeigte, gäbe es für die hiesigen Vorsorgewerke durchaus Grund zum Jubel.  Im zweiten Quartal konnten die Vorsorgeeinrichtungen vor allem dank Kursgewinnen bei Aktien die Wertschwankungsreserven weiter ausbauen.

Mit einem geschätzten Deckungsgrad von 123,3 Prozent erreichen die privatrechtlichen Vorsorge-Einrichtungen ein neues Langzeithoch. Dies trifft auch auf die öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen zu.

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