Nicht lange ist es her, da galt das Private-Equity-Geschäft unter Banken als eine der aussichtsreichsten Wachstumssparten. Viele Finanzhäuser investierten enorme Ressourcen in diese komplexe Anlageklasse. Nun kommt Ernüchterung auf.

Mit Private Equity (PE) sind Beteiligungen an Unternehmen gemeint, die nicht an der Börse kotiert sind und gleichzeitig ihren Zenit noch nicht erreicht haben. Viele Finanzhäuser haben in den vergangenen Jahren viel Personal und Know-how in dieses Geschäft geleitet, wie auch finews.ch berichtete.

Das kam nicht von ungefähr, galten doch Anlagen an der Börse in einer Zeit der Tiefst- oder gar Negativzinsperiode zunehmend als überbewertet und entsprechend auch als absturzgefährdet. Umso mehr wuchs das Interesse an Privatmarkt-Anlagen, weil sie wenig bis gar nicht mit den traditionellen Finanzmärkten korrelieren.

Globaler Abschwung

Dem globalen Abschwung der Wirtschaft – ausgelöst durch die unerwartet starke Teuerung und der entsprechend resoluten Zinserhöhungen der Zentralbanken im ersten Halbjahr 2022 – konnte sich auch diese Anlageklasse nicht entziehen, wie sich nun zeigt. Zwar haben Buy-out-Fonds in den ersten sechs Monaten dieses Jahres weltweit noch 512 Milliarden Dollar in neue Beteiligungen investiert, doch die Zurückhaltung wächst spürbar.

Zu diesem Schluss kommen die Spezialisten der internationalen Beratungsfirma Bain & Company in ihrem «Private Equity Report Midyear 2022». Darin schreiben sie: «Die Anzeichen für einen Abschwung mehren sich. Exits und Fundraising sind bereits deutlich rückläufig. Die weiter steigenden Zinsen, die anhaltende Inflation sowie die drohende Rezession erschweren zunehmend neue Beteiligungen.» Mit anderen Worten: Die Ära der Rekorde ist erst einmal vorbei.

Angst vor negativen Überraschungen

Die meisten Fonds hätten ihre hohen Renditen in den vergangenen 20 Jahre zu einem grossen Teil den höheren Bewertungen zu verdanken gehabt. Davon sei in Zeiten starker Inflation und steigender Zinsen nicht länger auszugehen, betont Bain-Partner Alexander Schmitz, der die PE-Praxisgruppe in der DACH-Region leitet. Zugleich müssten PE-Fonds neue Beteiligungen wesentlich kritischer unter die Lupe nehmen, um sich vor negativen Überraschungen im Falle einer Rezession und anhaltender Inflation zu schützen.

Erschwert werden Transaktionen im aktuellen Umfeld zudem durch zwei weitere Faktoren: Zum einen steigen mit der Zinswende die Finanzierungskosten. Zum anderen prüfen Banken nun wesentlich kritischer, inwieweit sich eine Transaktion auch unter schwierigeren Rahmenbedingungen rechnet.

Viel weniger Börsengänge

Auf der Verkaufsseite (unter anderem über Börsengänge) bleibt die PE-Branche vor den Folgen der wirtschaftlichen Unsicherheit ebenfalls nicht verschont. Im ersten Halbjahr 2022 sank das Exit-Volumen der Buy-out-Fonds im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 37 Prozent auf 338 Milliarden Dollar. Dazu trug insbesondere der Einbruch im Geschäft mit Börsengängen (Initial Public Offerings, IPO) bei. Der Wert aller IPO weltweit lag zur Jahresmitte 2022 nur noch bei 91 Milliarden Dollar und damit 73 Prozent unter dem Niveau der ersten sechs Monate 2021.

Werden die Verkäufe in die Public Markets schwieriger, verlängern sich auch die Haltefristen für die Portfoliounternehmen – und damit verringern sich wiederum die Ausschüttungen an Investoren, wie Experten in ihrer Studie folgern. «Unter diesen Herausforderungen werden PE-Fonds voraussichtlich künftig noch stärker auf Secondary Buy-outs und damit auf Verkäufe an Wettbewerber setzen», erklärt Bain-Partnerin Silvia Bergmann.

Schwierige Zeiten für neue Fonds

Darüber hinaus dürfte die Auflage neuer Fonds aufwendiger und langwieriger werden. Im ersten Halbjahr 2022 kamen Buy-out-Fonds beim Fundraising weltweit auf 138 Milliarden Dollar. Im vergleichbaren Vorjahreszeitrum waren es noch 284 Milliarden Dollar gewesen.

«Das Tief im Neugeschäft kann die PE-Szene durchaus eine Zeit lang aushalten», unterstreicht Bergmann. Immerhin verfüge sie mit 3,6 Billionen Dollar über mehr als doppelt so viel nicht-investiertes Kapital als noch vor sechs Jahren. Doch nur die besten PE-Investoren dürften sich behaupten können.

Noch mehr Know-how nötig

Insofern ist jetzt noch mehr Know-how gefragt als es bisher der Fall war. Abklärungen, ob sich ein Engagement in ein nicht-kotiertes Unternehmen lohnt, sind grundsätzlich schon einmal komplex – und erst recht uner schwierigen Rahmenbedingungen. Doch am Ende zeigt sich auch, wie Bain-Partner Schmitz feststellt, dass PE-Fonds nach einem wirtschaftlichen Einbruch gerade mit Zukäufen überdurchschnittliche Renditen erzielen konnten.

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