Zu wissen, wie Next-Gen-Kunden investieren, ist matchentscheidend für Bankberater und Vermögensverwalter. Ein brandneuer Index mit Daten eines Millionenpublikums könnte hier den Weg weisen.

Die Erinnerungen an die Meme-Aktien-Rallye von Anfang Januar 2021 sind noch frisch – und die heikle Rolle ebenfalls, welche die amerikanische Handelsplattform Robinhood bei den Kurskapriolen von zuvor wenig bekannten Titeln wie Gamestop oder AMC spielte.

Doch die mehrheitlich jungen Nutzerinnen und Nutzer von Robinhood haben sich nicht davon beirren lassen: Im neuen «Robinhood Investor Index», den das US-Fintech dieser Tage lancierte, figurieren die Titel von AMC immer noch unter den wichtigsten Positionen der Kundschaft.

Gradmesser der Überzeugung

Tatsächlich ist der Index ein Gradmesser dessen, was an Aktien bei diesem Publikum beliebt ist. Laut einem Blog-Eintrag des Unternehmens umfasst das Barometer jene 100 aggregierten Titel, die aktuell in den Portefeuilles der Nutzer am höchsten gewichtet sind – was laut Robinhood die «Überzeugung» für die jeweiligen Papiere abbilden soll.

Dabei kommt einiges an Daten zusammen. Nach eigenen Angaben des Dienstes legen über 20 Millionen Kundinnen und Kunden über die App ihr Geld an. Mit dem Index können sie nun vergleichen, worauf andere Nutzer setzen. Solche Features sind auch vom Online-Handel oder von Streaming-Diensten her bestens bekannt.

Auch Finanztitel im Fokus

Natürlich dürften nun nicht nur aufmüpfige Robinhood-Fans dem neuen Index folgen, sondern auch etablierte Akteure aus dem Finanzwesen. Nicht zuletzt die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse haben es sich derzeit auf die Fahnen geschrieben, dank digitaler Hilfsmittel auch eine junge, weniger vermögende Generation zu erreichen. Mit Blick auf die Vererbung grosser Vermögen ist das Wissen darüber, was Next-Gen-Investoren wollen, ebenfalls unverzichtbar.

Doch während UBS-CEO Ralph Hamers noch vom Netflix des Finanzwesens redet, ist Robinhood bereits angekommen.

Wie der Augenschein zeigt, orientiert sich die Klientel des Robo-Advisors beim Investieren am Alltag. Hoch im Kurs stehen die Aktien der Produzenten von Konsumgütern, von Technik-Herstellern und Plattform Dienstleistern (siehe Grafik unten); unter den Top-Einzeltiteln rangieren die Internet-Riesen Apple und Amazon sowie der Elektroautobauer Tesla vorne. Das Finanzwesen rangiert derweil auf Platz acht der meist investierten Sektoren.

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(Grafik: Robinhood)

Nicht ganz lupenreine Demokraten

Mit dem Index will Robinhood weiter zur Demokratisierung der Finanzmärkte beitragen – ein hehres Ziel, dem die Investment-App während des Meme-Aktien-Sturms von 2021 selber nicht ganz gerecht wurde. So setzte sie die auf ihrer Plattform meistgesuchten Titel vom Handel aus, weil die Sicherheiten, welche das Startup bei den Börsen hätte hinterlegen müssen, sich angesichts der Kursexplosionen als untragbar hoch erwiesen. Das hat Robinhood im Nachgang diverse Rechtshändel eingetragen.

Derzeit stemmt sich die Firma noch gegen die Kommerzialisierung des Indexes; so werden die Daten weder Index-Providern zugänglich gemacht noch sollen sie als Grundlage von Fonds und Finanzprodukten Verwendung finden. Gut möglich, dass der regelmässige Blick auf den Gradmesser dennoch zur Pflicht eines jeden Kundenberaters und Vermögensverwalters wird.

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