Die Karriereleiter in grossen Schweizer Finanzkonzernen führt immer mehr Frauen ganz nach oben. Das hat neben den diversen Förderprogrammen noch einen anderen Grund.

Gleich mehrere grosse börsenkotierte Unternehmen aus der Schweizer Finanzbranche sind beim Frauenanteil in der Geschäftsleitung weit voran.

Die UBS steht mit einer Frauenvertretung von 42 Prozent an der Spitze der im Swiss Market Index (SMI) aufgeführten Blue Chips, wie aus der am Dienstag publizierten Executive Committee-Studie 2023 des Personalvermittlers Russell Reynolds Associates (RRA) hervorgeht.

Wichtiger Beitrag der Finanzbranche

Deutlich über dem Gesamtschnitt von 24 Prozent thronen zudem die SMI-Unternehmen Partners Group (38 Prozent), die Credit Suisse (36 Prozent) und der Versicherer Zurich (33 Prozent).

Die Finanzbranche hat damit im Jahr 2022 massgeblich beigetragen zum Anstieg des Frauenanteils auf der obersten Führungsetage, die direkt an den CEO rapportiert.

Zugpferde aus dem Finanzsektor

Die Dominanz der Finanzbranche zeigt sich auch daran, dass in den vergangenen zwölf Monaten fünf der zehn Frauen bei den SMI-Unternehmen von den Schweizer Grossbanken berufen wurden.

So sitzen bei der Credit Suisse Francesca McDonagh (COO), Nita Patel (Chief Compliance Officer) und Christine Graeff (Global Head of People) neu in der Konzernleitung, während es bei der UBS Naureen Hassan (President UBS Americas) sowie Sarah Youngwood (Group CFO) sind.

Die Zugpferde haben gemäss Cornelia Tänzler, Partnerin bei RRA, unter dem Eindruck der internationalen Entwicklungen namentlich an den Finanzplätzen London und New York seit längerem auf eine Frauenförderung gesetzt. Diese langfristige Planung trage nicht erst dieses Jahr Früchte, betont die Expertin.

Rote Laterne für die Swiss Life

Umso mehr erstaunt es, dass sich die Swiss Re (15 Prozent) und vor allem die Swiss Life (0 Prozent) als schwieriges Pflaster für Frauen in der obersten Führungsetage erweisen.

Zumindest bei der Swiss Life liegt die Vermutung nahe, dass internationale Karrieremodelle für Frauen beim grössten Lebensversicherer der Schweiz noch nicht wirklich angekommen sind.

Reine Männerrunden

Werden zusätzlich zu den 20 SMI-Unternehmen noch die Mid-Cap-Titel aus dem SMIM-Index des Schweizer Aktienmarktes hinzugenommen, erreicht fast die Hälfte der Unternehmen den gesetzlich verankerten Geschlechter-Richtwert von 20 Prozent in den Geschäftsleitungen.

Neun Unternehmen weisen sogar einen Frauenanteil von mehr als 30 Prozent auf, wogegen zehn Unternehmen auf der obersten Führungsetage aus reinen Männerrunden bestehen.

International auf der Überholspur

Im internationalen Vergleich macht die Schweiz gemäss der Analyse von RRA gerade ziemlich grosse Schritte: Jedenfalls hat sich der Frauenanteil im obersten Management innerhalb von zwei Jahren von 13 Prozent auf 24 Prozent nahezu verdoppelt.

Damit hat die Schweiz in der RRA-Rangliste Deutschland und Dänemark überholt und liegt auf Platz sechs. Spitzenreiter ist Grossbritannien.

Schweizer Richtwerte bald erfüllt

Geschlechter-Richtwerte sind seit Januar 2021 im Schweizer Aktienrecht verankert. Nach Übergangsfristen müssen demnach kotierte Unternehmen in der Schweiz einen Frauenanteil von 30 Prozent im Verwaltungsrat (ab 2026) und 20 Prozent in der Geschäftsleitung (ab 2031) vorweisen.

Wenn die Richtwerte nicht eingehalten werden, müssen im Vergütungsbericht die Gründe angegeben und Massnahmen zur Verbesserung genannt werden. Die Entwicklungen der vergangenen Jahre deuten indessen darauf hin, dass die vom Bund geforderten Richtwerte bereits 2024 erreicht werden könnten, zumal sich der Wettbewerb aufgrund des Fachkräftemangels und der Pensionierung der Babyboomer-Generation auf allen Karrierestufen verschärft.

Talentpool mit Frauen

Als wichtige Massnahmen für die Frauenförderung gelten flexible Arbeitszeiten, auf die Erwerbstätigkeit abgestimmte Angebote zur Kinderbetreuung oder steuerliche Anreize. Damit wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert.

So kann der weibliche Talentpool im mittleren Management wachsen. Dies ist ein Signal und eine wichtige Voraussetzung, damit mehr Frauen den Aufstieg auf der Karriereleiter bis in die höchste Führungsebene schaffen.

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