Kaum eine Branche ist so stark reguliert wie die der Banken und Finanzdienstleister. Der Druck wird weiter zunehmen.

Das Geschäftsumfeld von Banken, Versicherungen, Vermögensverwaltern und anderen Finanzdienstleistern ist heute komplexer als je zuvor. Sie müssen sich daher immer häufiger die Frage stellen, ob sie es sich leisten können, in allen Jurisdiktionen tätig zu sein.

Der Regulierungsdruck wird kurzfristig weiter zunehmen, wie die Beratungsgesellschaft EY in ihrem «Global financial services regulatory outlook» für das laufende Jahr feststellt. Er manifestiert sich in vielfältiger Weise, selbst dort, wo es starke Anreize für eine globale Zusammenarbeit gibt, wie etwa bei der Bekämpfung des Klimawandels.

Vor diesem Hintergrund hat EY acht Trends in der aktuellen Regulierungslandschaft identifiziert.

Regulatorische Fragmentierung nimmt zu

In den letzten Jahren wurden aufgrund nationaler oder regionaler Interessen eine Reihe von Regeln und Gesetzen vorgeschlagen oder verabschiedet, die stark von strategischer Autonomie oder allgemeineren politischen Erwägungen beeinflusst waren. Beispiele hierfür sind die vorgeschlagenen Regeln für den Marktzugang von Banken aus Drittländern in der EU oder die ablehnende Haltung einiger US-Bundesstaaten in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsaspekte (ESG). Die regulatorische Fragmentierung dürfte nach Einschätzung von EY weiter zunehmen.

Kundenauswirkungen im Fokus

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld zwingt die Aufsichtsbehörden auch dazu, ihren Fokus über die finanzielle Eingliederung hinaus auf das umfassendere Konzept der Auswirkungen auf die Kunden auszuweiten. Es geht nicht nur darum sicherzustellen, dass die Menschen einen angemessenen Zugang zu Finanzprodukten und -dienstleistungen haben, sondern auch darum, die Gesamtwirkung dieser Angebote zu bewerten.

Mehr Zeit für digitale Vermögenswerte

Die Aufsicht über digitale Vermögenswerte, einschliesslich Stablecoins und anderer Kryptoassets, entwickelt sich weiter. Es wird jedoch noch einige Zeit dauern, bis das richtige Mass an regulatorischer Klarheit erreicht ist. Digitale Zentralbankwährungen sind ein weiterer Bereich, der sich rasch entwickelt. Weltweit ist ein wachsendes Interesse von Notenbanken zu beobachten, in Zukunft eine CBDC herauszugeben.

Schneller technologischer Wandel

Die Geschwindigkeit und das Ausmass des technologischen Wandels werden weiter zunehmen. In Ermangelung neuer Gesetze oder Richtlinien wenden die meisten Regulierungsbehörden das Konzept «gleiche Regeln für gleiche Risiken» an. Sie versuchen, das Verhalten von Banken und nichttraditionellen Marktteilnehmern zu regulieren, die sich der Technologie bedienen, anstatt die Technologie selbst zu regulieren.

ESG-Regulierung wird umfangreicher

Die ESG-Regulierung stellt Finanzinstitute weiterhin vor Herausforderungen, da die Vorschriften immer umfangreicher und komplexer werden. Das Ausmass und der Umfang der Anforderungen stellen für die meisten Unternehmen eine grosse Umstellung dar. Derzeit liegt der Fokus auf Greenwashing, Offenlegung und Klimarisikomanagement durch Szenarioanalysen.

Finanzkriminalität im Aufwind

Der Krieg in der Ukraine und die darauf folgenden Sanktionen haben der Finanzkriminalität neuen Auftrieb gegeben. Der allgemeine Trend bei der Regulierung der Finanzkriminalität geht in Richtung einer stärkeren Harmonisierung der Standards, um Unterschiede zwischen den Rechtssystemen und Lücken bei der Durchsetzung zu beseitigen.

Unterschiedliche Ziele vereinen

Die Aufsichtsbehörden konzentrieren sich nach wie vor auf die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen und das Risikomanagement, kombinieren dies aber mit verwandten Zielen. So wollen sie beispielsweise sicherstellen, dass Finanzunternehmen in einem weitaus komplexeren Umfeld operieren können, als dies normalerweise der Fall ist.

Zunehmende Komplexität

Praktisch alle Länder wollen die Umsetzung der Bankenreformen des Basler Ausschusses abschliessen – mit unterschiedlichen Zeitplänen. Während der Gesamteffekt für den Bankensektor in höheren Kapitalanforderungen besteht, werden die genauen Auswirkungen auf die einzelnen Institute unterschiedlich sein und die Fragmentierung und Komplexität für globale Unternehmen insgesamt zunehmen.

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