Der Zeitpunkt des Rücktritts von Tennisstar Roger Federer bleibt unklar. Sein breit gefächertes Beteiligungsportfolio liefert jedoch einige Hinweise auf seine künftigen Schritte abseits des Tennis-Courts.

Rund zehn Tage vor seinem 40. Geburtstag am 8. August ist der bislang grösste Tennisspieler der Schweiz unermüdlich auf der Jagd nach weiteren Grand-Slam-Titeln. Wann, wie und wo sich Roger Federer dereinst zurückziehen wird, ist noch völlig offen. 

Seine Pläne für die Zeit nach seiner aktiven Tenniskarriere rücken jedoch immer mehr in den Vordergrund. Federer ist laut dem amerikanischen Wirtschaftsmagazin «Forbes» der bestverdienende Sportler der Welt – noch vor Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Sein Vermögen schätzt das Schweizer Wirtschaftsmagazin «Bilanz» auf rund 700 Millionen Franken – nach 20 gewonnenen Gross-Turnieren – und stammt zu einem grossen Teil aus lukrativen Werbeverträgen mit Firmen wie die Credit Suisse, Rolex oder Moët & Chandon.

Wie Jeff Bezos

Der vierfache Familienvater vertraut in sportlicher Hinsicht auf ein bewährtes Team – und das ist auch bei seinen Finanzen nicht anders. «Er ist völlig abgesichert und geschütz», sagt ein Schweizer Vermögensverwalter im Gespräch. In der Vergangenheit unterhielt die in Basel ansässige Bank Sarasin (heute: J. Safra Sarasin) eine Geschäftsbeziehung mit der Familie Federer sowie zu ihm selbst. Allerdings ist es nicht klar, ob diese Beziehung noch besteht.

Fest steht indessen, dass Federer seine Investitionen laufend diversifiziert hat. Kürzlich investierte er in die Firma NotCo, einem Hersteller pflanzlicher Lebensmittel, der diese Woche auch Mittel von Amazon-Gründer Jeff Bezos und Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton erhielt.

Idealer CS-Kunde

Seinen bislang grössten und aufsehenerregendsten Erfolg – in geschäftlicher Hinsicht – erzielte Federer mit On Running, einer in der Schweiz ansässigen Sportschuhmarke, die ihn im vergangenen Jahr als Investor gewinnen konnte und ihm mit «The Roger» sogar einen eigenen, vom Tennis inspirierten Sportschuh widmete. Berichten zufolge hat sich der 39-Jährige mit rund 50 Millionen Dollar an On Running beteiligt und wird damit auch üppig vom geplanten Börsengang profitieren. On Running hat auf eine Anfrage von finews.ch zu den Plänen für einen Börsengang nicht geantwortet.

Im Jahr 2009 schloss Federer einen Zehnjahresvertrag mit der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) ab. Schon jetzt ist klar, dass ihn die CS auch nach seiner Aktivzeit als Botschafter halten wird, wie die Bank dies auf ihrer Webseite festhält. Mit seinen Finanzbeteiligungen und Immobilien im In- und Ausland ist er für das Unternehmen auch der ideale «OneBank-Kunde» – also ein Unternehmer, der sowohl privat als auch geschäftlich die Dienste der Grossbank in Anspruch nimmt. Weder J. Safra Sarasin noch die CS waren zu einer Stellungnahme bereit.

Die CS ihrerseits hat sich mit Federers Stiftung, der Roger Federer Foundation, zusammengetan, die vor allem Kinder unterstützt, die in Schwellenländern von der Armut betroffen sind. Die Institution steht unter der Leitung von Janine Händel. Die frühere Schweizer Diplomatin leitete zwei Jahre lang die Philanthropie der CS in der Schweiz, bevor sie 2010 zu Federers Stiftung wechselte, die heute mehr als 20 Millionen Dollar verwaltet.

Firma in Ohio

Ein Family Office, wie das andere, sehr vermögende Personen oder Familien unterhalten, scheint Federer nicht zu haben. Tenro, eine Schweizer Firma, die seine Marketingrechte mit Immobilien und geistigem Eigentum bündelt, kommt einem Familiy Office noch am nächsten. Beaufsichtigt wird sie von Federer persönlich, während zwei Anwälte der Anwaltskanzleien Wenger Plattner und Niederer Kraft Frey sie leiten.

In Ohio in den USA unterhält Federer mit seinem langjährigen Agenten Tony Godsick zudem eine Managementfirma namens Team8. Das Unternehmen mit Sitz im wohlhabenden Vorort Pepper Pike von Cleveland verwaltet nicht nur Federers Interessen, sondern auch die anderer Tennisstars wie der 17-jährigen Coco Gauff.

Pandemiekredite beantragt

Das Unternehmen ist auch Mehrheitseigentümer des Tennisturniers Laver Cup, das wiederum von der CS gesponsert wird. Letztes Jahr geriet Team8 in die Schlagzeilen, als es 350'000 Dollar an Pandemiekrediten von der US-Regierung in Anspruch nahm, die es jedoch rasch wieder zurückzahlte.

Federer hat seine diversen Beteiligungen langfristig aufgebaut. In einem Interview mit der britischen Wirtschaftszeitung «Financial Times» (Artikel kostenpflichtig) sagte er vor zwei Jahren, dass er keine Angst habe, in ein Loch zu fallen, wenn er dereinst in Rente gehen werde.

Zahlreiche Werbeverträge

«Eine Stiftung, vier Kinder sowie einige Sponsoren zu haben, die meine Zeit als Spieler überdauern werden, sind eine gute Sache. Neben den bekanntesten Engagements (Credit Suisse, Rolex und Moët & Chandon) wirbt Federer auch für die japanische Kleidermarke Uniqlo, den deutschen Autobauer Mercedes Benz, den amerikanische Sportartikelhersteller Wilson, die italienische Teigwarenmarke Barilla, die deutsche Kofferfabrik Rimowa und die europäische Privatflugflotte Netjets sowie in der Schweiz für die Kaffeemaschinen von Jura, den Telecom-Anbieter Sunrise, den Schokoladenhersteller Lindt & Spruengli und für Schweiz Tourismus.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.74%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.14%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.75%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.21%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.16%
pixel