Klein aber fein, das gilt hier für einmal nicht. In Sachen Pensionskassen-Performance schneiden die grossen Institute besser als die Kleinen. Die Gründe für diese überraschende Erkenntnis.

Im Untersuchungszeitraum von mehr als zehn Jahren konnten grosse Pensionskassen mit einem Vermögen von mehr als 1 Milliarde Franken über ein halbes Prozent mehr Rendite für ihre Versicherten generieren als kleine Vorsorgeeinrichtungen mit weniger als 50 Millionen Franken Vermögen.

Zu diesem Schluss kommt die neuste Pensionskassenstudie von Swisscanto, dem Asset-Management-Arm der Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Eigentlich mehr Potenzial

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Während die Nettorendite der kleinen Kassen durchschnittlich 2,9 Prozent pro Jahr betrug, erzielten die grossen Kassen im Schnitt 3,5 Prozent p.a. (vgl. nachstehende Abbildung).

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Doch wie erklären sich diese Performance-Unterschiede? Die Risikofähigkeit einer jeden Pensionskasse bildet neben den Verpflichtungen den Grundstein bei der Festlegung der Anlagestrategie. Um die Risikofähigkeit von Kassen mit unterschiedlichen technischen Zinsen und unterschiedlichen Anteilen des Vorsorgekapitals der Rentner vergleichen zu können, wird der risikotragende Deckungsgrad 1 berechnet. Er bietet den Vorteil, dass er die strukturelle und finanzielle Risikofähigkeit in einer Kennzahl vereinigt.

Im Vergleich zeigt sich, dass der risiko­tragende Deckungsgrad kleiner Kassen in den untersuchten Jahren höher war als derjenige von grossen Kassen (vgl. nachstehende Abbildung).

Erstaunlicherweise weisen kleine Kassen somit eine höhere Risiko­fähigkeit auf als die grossen. Geschuldet ist dies vor allem der höheren Deckung der nicht garantierten Leistungen bei den kleinen Kassen. Die kleinen Kassen könnten an den Märkten also ein höheres Risiko eingehen und damit ein höheres Rendite­potenzial realisieren.

Tiefe Risikobereitschaft

Geht die höhere Risikofähigkeit der kleinen Pensionskassen wie erwartet mit einem höheren erwarteten Risiko der Anlagestrategie einher? Die Daten belegen das Gegenteil.

Die Auswertungen zeigen, dass die durchschnittliche Anlagestrategie der kleinen Kassen im Vergleich zu allen anderen Kassen ein defensiveres Rendite-Risiko-Profil aufweist (vgl. nachstehende Abbildung).

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Während die kleinen Pensionskassen mit einem durchschnittlichen erwarteten Risiko von 4,6 Prozent und einer erwarteten Bruttorendite von durchschnittlich 2,1 Prozent agieren, nehmen die grösseren Kassen mit durchschnittlich knapp 5 Prozent und darüber ein deutlich höheres erwartetes Risiko in Kauf.

Defensivere Anlagestrategien

Dass kleine Kassen ein geringeres Risiko in Kauf nehmen, zeigt sich in den Anlagestrategien, die mehrheitlich für die Renditeschwankungen in den Portfolios der Pensionskassen verantwortlich sind. Bei der Betrachtung der Unterschiede zwischen den Anlagestrategien von grossen und kleinen Kassen im Zeitraum 2008 bis 2020 fällt auf: Die Anlagestrategien der grösseren Kassen sind globaler diversifiziert.

Oder anders formuliert: Je kleiner die Kasse, desto

  • höher ist der durchschnittliche prozentuale Anteil an Inlandanlagen wie Obligationen in Franken und Aktien Inland;
  • kleiner ist der Anteil des strategischen Fremdwährungs-Engagements;
  • höher ist der strategische Anteil von vergleichs­weise defensiven Aktien Inland gegenüber Aktien Ausland.

Grosse Kassen agiler

Grosse Kassen haben sich über den Betrachtungszeitraum stärker dem Wandel der Märkte angepasst. So reduzierten kleine Kassen den Anteil Obligationen in Franken zwar um 27 Prozent, die grössten Kassen jedoch um 44 Prozent, also deutlich stärker.

Kleine Kassen erhöhten den Anteil Immobilien Inland in diesem Zeitraum am häufigsten. Sie haben also zwischen defensiven Anlageklassen umgeschichtet. Grosse Kassen (grösser als 1 Milliarde Franken Vermögen) haben dagegen vermehrt in alternative Anlagen investiert,­ eine Anlageklasse mit höherem Renditepotenzial.

Grosse Kassen nutzen Erweiterungsbegründung häufiger

Die BVV2-Richtlinien geben den Pensionskassen Bandbreiten für die Anteile der Anlageklassen vor. Um von den Limiten abzuweichen, nutzen die Kassen die Erweiterungsbegründung gemäss BVV2 Art. 50 Abs. 4. Ein Vergleich zeigt, dass eine Mehrheit der kleinen Kassen mit weniegr als 500 Millionen Franken Vermögen innerhalb der Limiten agiert, während grössere Kassen mit über 500 Millionen Franken Vermögen mit 60 Prozent mehrheitlich ausserhalb der Limiten operieren.

Kleine Kassen nutzen die Erweiterungsbegründung in 70 Prozent der Fälle für die defensive Anlageklasse Immobilien. Bei den grossen Kassen nutzt die Mehrheit die Erweiterungsbe-gründung für Immobilien, aber auch für die volatilere Anlageklasse alternative Anlagen.

Kosten nicht aussagekräftig

Höhere Vermögensverwaltungs-Kosten könnten ein Grund für die tiefere Rendite von kleinen Vorsorge­ einrichtungen sein. Ein Vergleich der durchschnittlichen kapitalgewichteten Vermögensverwaltungs-Kosten im Zeitraum 2013 bis 2020 zeigt jedoch, dass die Unterschiede von einigen wenigen Basis­ punkten zu gering sind, um die tieferen Renditen kleiner Kassen zu erklären.

Es be­stehen somit keine Unterschiede zwischen grossen und kleinen Kassen. Die Vermögensverwaltungs-Kosten schwanken über alle Pensionskassen in einem Bereich von 0,42 Prozent bis 0,50 Prozent.

Klares Fazit

Vor diesem Hintergrund folgern die Autoren der Swisscanto-Studio: Eine weitere Professionalisierung des Risiko­managements könnte sich für die Schweizer Vorsorgelandschaft als Schlüssel erweisen.


  • Die Swisscanto Pensionskassenstudie finden Sie hier.
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