Erster Crypto Valley Report preist Wachstum und Vielfalt
Der Kryptostandort Schweiz und Liechtenstein zieht immer mehr Unternehmen an. Das Zuger Crypto Valley bleibt zentral, doch andere Kantone holen auf. Die Vielfalt der Geschäftsmodelle ist eindrücklich. Aber die Blockchain-Industrie ist inzwischen nicht mehr nur national relevant, sondern von «globaler strategischer Bedeutung».
Wie geht es mit Kryptostandort Schweiz weiter? Die Schweiz hat sich auch dank günstiger regulatorischer Rahmenbedingungen in den letzten fünfzehn Jahren als weltweit bedeutendes Zentrum für Fintechs, die Anwendungsfälle für Blockchain und Distributed-Ledger-Technologie (DLT) suchen oder im Kryptowährungsbereich tätig sind, etabliert.
Doch nun scheint der Vorsprung gefährdet zu sein. Im Bundesrat und auch bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) werde mehr auf die damit verbundenen Risiken geachtet und weniger auf die entsprechenden Chancen und Innovationen, ist oft zu hören.
Internationales Buhlen um die Gunst der Kryptoindustrie
Dazu kommt, dass das Ausland nun ebenfalls stärker um die Gunst der Kryptoindustrie buhlt. In den USA sind die Regulierungsbehörden unter Präsident Donald Trump deutlich kooperativer und offener geworden, die EU hat mit MiCAR ein einheitliches Regelwerk für den Kryptobereich geschaffen, und viele Staaten versuchen mit diversen Massnahmen, als Standort für Krypto und Innovationen attraktiver zu werden.
Allerdings ist es auch in diesem Bereich mitunter schwierig, die Spreu vom Weizen zu trennen, also die Rhetorik von den Fakten. Dass die Lobbyorganisationen wie die Swiss Blockchain Federation (SBF) hierzulande die Gunst der Stunde nutzen, um für ihre Anliegen zu werben, ist legitim. Aber die Frage, wie es tatsächlich um den Kryptostandort Schweiz und seine Wettbewerbsfähigkeit steht, wird damit natürlich nicht beantwortet.
Die Kardinalfrage
Zumindest Hinweise für eine mögliche Antwort auf diese Kardinalfrage gibt der erste CV VC Crypto Valley Company & Industrie Report, der am Mittwochmorgen veröffentlicht worden ist. CV VC ist ein privater Blockchain-Venture-Capital-Investor, der die Verbreitung transformativer Technologien vorantreiben will und auch Beratungs- und Unterstützungsleistungen für Unternehmen und Regierungen anbietet.
Gemäss dem Bericht baut das grosszügig als die ganze Schweiz plus Liechtenstein definierte Crypto Valley seine Position als eines der weltweit führenden Blockchain-Ökosysteme weiter aus.
Zahl der Unternehmen steigt stark an
Das drückt sich zum einen in der Zahl der Blockchain-Unternehmen aus. Sie ist um 14 Prozent von 1'534 in 2023 auf 1749 in 2024 gestiegen – und seit 2020 gar um 132 Prozent.
Das Wachstum beschränkt sich dabei nicht nur auf Zug (und damit auf das Crypto Valley im engeren Sinne), sondern verteilt sich zunehmend auf andere Kantone.
- Zug (719 Unternehmen oder 41 Prozent) bleibe das Zentrum des Crypto Valley. «Der Kanton ist bekannt für seine regulatorische Klarheit und Innovationskraft», heisst es dazu im Bericht.
- Zürich (264) profitiere von der Finanz- und Tech-Industrie sowie den Hochschulen und etabliere sich zunehmend als Hub für Beratung und Finanzdienstleistungen.
- Das Tessin (103) ziehe vor allem Unternehmen aus dem GameFi-, NFT- und Metaverse-Bereich an und entwickle sich zu einem kreativen Hotspot. Lobend erwähnt wird dabei die Plan-B-Initiative der Stadt Lugano.
- Genf (85) wird als führend im Bereich Sicherheit, Audit und Compliance bezeichnet.
- Neuenburg (85) habe sich als Standort für Infrastrukturprojekte etabliert, mit Fokus auf technische Innovationen.
- Luzern (72) zeige eine starke Präsenz im Bereich Decentralized Finance (DeFi).
- Das Fürstentum Liechtenstein (68) ziehe dank seines fortschrittlichen regulatorischen Rahmens Unternehmen aus der gesamten Blockchain-Wertschöpfungskette an.
- Die Waadt (51) fokussiere sich auf Infrastrukturprojekte und Softwareentwicklung.
- Bern (41) entwickle sich zu einem wichtigen Standort für Beratungs- und Bildungsinitiativen im Blockchain-Bereich.
- Schwyz (39) zeige eine starke Präsenz im Bereich Finanzdienstleistungen und ziehe zunehmend internationale Projekte an.
Auch die Vielfalt der Branche wird als Wachstumstreiber und Stärke gewertet. Als führende Sektoren aufgelistet werden Infrastruktur (20 Prozent); Finanzdienstleistungen (18 Prozent); Beratung & Advisory (17 Prozent); Sicherheit, Audit & Compliance (8 Prozent); GameFi, NFTs & Metaverse (6 Prozent) und Softwareentwicklung (6 Prozent).
«Von global strategischer Bedeutung»
Am Bericht beteiligt hat sich auch die SBF. Deren Präsident, der Zuger Regierungsrat Heinz Tännler, kommentiert: «Dieser Report beweist, dass die Schweizer Blockchain-Industrie nicht nur national relevant, sondern auch von global strategischer Bedeutung ist.»
Aber Tännler betont zugleich, das Handlungsbedarf besteht, und leitet damit gleich Wasser auf die eigene Mühle: «Während wir uns 2025 in einer entscheidenden Phase des internationalen Wettbewerbs befinden, bietet das 12-Punkte-Manifest der Swiss Blockchain Federation konkrete Schritte, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz, insbesondere im Fintech-Bereich, weiter zu schärfen.»
Inspiration und Appell
Mathias Ruch, Gründer und CEO von CV VC, hält unbescheiden fest: « Es gibt weltweit keinen vergleichbaren Bericht, der die Entwicklung eines Blockchain-Ökosystems so umfassend und detailliert abbildet.»
Ein Zweck des Berichts soll es sein, Unternehmer, Investoren, politische Entscheidungsträger und akademische Forscher zu inspirieren – und sicher auch dafür zu sorgen, dass die Schweiz ihren Vorsprung im Kryptobereich nicht verspielt.